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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Männer bestohlen. Ahmed, der Dalilah nicht genau kannte, wollte seinen Kollegen Hasan Schuman zu Rate ziehen, aber einer seiner Leute hielt ihn davon ab und verbürgte ihm die Gefangennehmung Dalilahs.
    Ahmed teilte nun seine Leute in vier Abteilungen, und sie zogen je zehn in der Stadt herum, um Dalilah aufzusuchen. Da man bald in der ganzen Stadt davon sprach, so erfuhr auch Dalilah, daß man ihr aufpasse; aber Seinab, weit entfernt, sich zu fürchten, sagte zu ihrer Mutter: »Dieses Mal will ich es mit der Polizei aufnehmen: Kleider und Waffen Ahmeds und seiner Einundvierzig sollen heute noch meine Beute werden.« Sie zog sich hierauf sorgfältig an, ging zu einem Drogisten, von dem sie wußte, daß er eine Wohnung mit doppeltem Eingang zu vermieten hatte, gab ihm einen Dinar und sagte ihm: »Vermiete mir für dieses Geld deine Wohnung nur bis auf heute Abend.« Als er ihr den Schlüssel gab, ließ sie einige Speisen und Getränke, einen Diwan und Teppiche hineinbringen; dann stellte sie sich nur halb verschleiert vor die Tür, bis Ali, einer von Ahmeds Unteroffizieren, mit seinen zehn Polizeidienern vorüberkam; da ging sie auf ihn zu und küßte ihm die Hand. Ali sah ihr ins Gesicht, und da sie sehr hübsch war, fragte er sie in einem freundlichen Ton, was sie begehre. »Bist du Ahmed Denf?« fragte Seinab in schüchternem Ton. »Nein«, antwortete Ali; »aber er ist mein Vorgesetzter und wenn du irgend ein Anliegen hast, so kannst du es mir ebensogut vortragen. Wer bist du denn?« – »Mein Vater war Wirt in Moßul«, antwortete Seinab, »und hinterließ bei seinem Tod ein so großes Vermögen, daß ich aus Furcht vor den Gerichten mit meinem Geld hierher floh, und hier möchte ich gern des Schutzes Ahmed Denfs mich versichern, weil ich hörte, daß er nach dem Kalifen die mächtigste Person in Bagdad wäre.« – »Du kannst dich auf ihn verlassen«, sagte Ali. »Wenn du wahr sprichst«, versetzte Seinab, »so wirst du mit deinen Leuten mir wohl die Ehre erweisen, einen Bissen bei mir zu essen und einen Trunk Wein dazu zu nehmen.« Sie führte sie hierauf in ein Gemach und gab ihnen zu trinken, bis sie halb berauscht waren; dann mischte sie einen Schlaftrunk in den Wein, und sie sanken einer nach dem anderen wie tot zu Boden. Hierauf stellte sie sich wieder vor die Tür, bis die anderen Zehn vorüberkamen, lockte sie in ein anderes Zimmer und verfuhr mit ihnen, wie mit den ersten. Dasselbe tat sie auch mit der dritten und vierten Abteilung, an deren Spitze Ahmed Denf selbst stand. Sie zog dann einem nach dem anderen seine Kleider und Waffen aus, lud sie auf den Esel des Eseltreibers und ging damit zu ihrer Mutter. Als Ahmed erwachte und sich und seine Leute halb nackt sah, schrie er: »Wehe mir! Ich ging aus, um die listige Dalilah gefangenzunehmen: Nun hat sie mich und alle meine Leute zum besten gehabt. Mit welchem Gesicht werde ich vor dem Kalifen erscheinen?« Nun blieb ihm nichts mehr übrig, als sich an Hasan Schuman zu wenden und seinen Beistand anzuflehen. Hasan sagte ihm: »Sei ohne Sorge, vor Abend bringe ich die Alte vor den Kalifen; aber vorher muß er mir ihre Gnade versprechen, denn diese Frau ist keine Diebin, sie hat gewiß alle diese Streiche nur vollbracht, um Beweise von ihrer Gewandtheit und Schlauheit zu geben.« Sie begaben sich hierauf zusammen zum Kalifen und als er Ahmed fragte, wo die Alte sei, antwortete er: »Ich kann sie nicht finden; beauftrage Hasan, sie gefangenzunehmen, der kennt sie besser als ich.« – »Ich bürge für alles, was den Leuten von Dalilah entwendet worden«, hob Hasan an, »und bringe dir Dalilah her, wenn du sie begnadigen willst, denn sie ist keine gewöhnliche Diebin.« – »Bei meinen Ahnen!« schwor der Kalif, »wenn sie den Leuten das Ihrige zurückgibt, so begnadige ich sie; hier hast du ein Gnadentuch für sie, bringe es ihr!« Hasan verließ den Kalifen, und in wenigen Stunden hatte er Dalilahs Wohnung ausgemittelt. Er begab sich mit einigen seiner Leute vor ihr Haus und klopfte an der Tür. Seinab fragte: »Wer da?« – »Hasan Schuman!« antwortete er. »Im Namen des Kalifen, wo ist deine Mutter?«
    Als Dalilah, welche oben war, dies hörte, sagte sie zu Seinab: »Jetzt sind wir gefangen; gegen Hasan Schuman vermag ich nichts mehr. Sage ihm nur die Wahrheit, da kommen wir noch am besten durch.« – »Meine Mutter ist hier«, rief Seinab zum Fenster hinunter; »was willst du von ihr?« – »Sie komme mit mir zum Kalifen und bringe alles mit,

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