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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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nichts übrig, als seinen Laden zu schließen, und mit ihnen zu gehen, um die Alte aufzusuchen. Da sie aber dieses Mal mit mehr Vorsicht zu Werke gehen wollten, erbaten sie sich vom Gouverneur zehn Soldaten, um sie sogleich ergreifen zu lassen. Die Alte ließ sich von Seinab nicht abhalten, auf neue Beute auszugehen, und sie wandelte gerade um eine Ecke herum, als der Eseltreiber mit seinen zehn Soldaten vor ihr stand. »Dieses Mal«, sagte er, »sollst du mir nicht entkommen«, und befahl sogleich den Soldaten, sie in ihre Mitte zu nehmen und vor den Gouverneur zu führen. Es war schon Abend und der Gouverneur war ausgeritten, sie mußten daher im Hof warten, wohin auch bald der Jude, der Färber, Hasan und der Barbier folgten. Da aber der Gouverneur noch lange ausblieb, und die Soldaten die ganze vorhergehende Nacht durchwacht hatten, schliefen sie ein, die Ankläger aber saßen beisammen in der Nähe des Haustores. Als Dalilah dies sah, schlich sie leise dem Haremgebäude zu, welches im Hinterhof lag und eine kleine Tür nach einer anderen Straße hatte, und fragte nach der Herrin des Harems. Als diese erschien, sagte sie ihr: »Mein Gatte ist Sklavenhändler, und führte eben fünf Sklaven auf den Markt, als dein Gemahl, der Gouverneur, ihm begegnete, sie für tausend Dinare kaufte und ihm befahl, sie hierher zu bringen; da aber mein Gatte abreisen mußte, beauftragte er mich, sie hierher zu führen.« Da der Gouverneur wirklich seiner Frau wenige Tage vorher tausend Dinare für Sklaven gegeben hatte, so zweifelte sie nicht an Dalilahs Aussage, um so weniger, als auf ihre Frage, wo denn die Sklaven wären, Dalilah ihr vom Fenster den Eseltreiber, den Färber, den Barbier, den Juden und Hasan zeigte, welche alle recht stattlich aussahen und der Frau des Gouverneurs recht gut gefielen. Sie öffnete daher ihre Kiste und gab Dalilah tausend Dinare als Kaufpreis und schenkte ihr noch zweihundert Dinare für sie. Dalilah bat sie, ihr die geheime Tär öffnen zu lassen, weil sie dann einen großen Umweg ersparte, und so entkam sie ungesehen wieder aus dem Haus, und eilte zu ihrer Tochter Seinab, welche mit Erstaunen hörte, auf welche listige Weise ihre Mutter nicht nur der Gefahr entronnen, sondern sogar mit neuer Beute heimgekehrt. Als der Gouverneur bald darauf nach Hause kam, sagte ihm seine Frau: »Ich freue mich sehr mit den Mamelucken, die du gekauft.« – »Was für Mamelucken?« fragte der Gouverneur erstaunt, »ich habe bei dem Leben meines Hauptes keinen Mamelucken gekauft.« – »Du scherzest«, versetzte die Frau, »die Alte war bei mir, und ich bezahlte ihr tausend Dinare, und die Mamelucken sitzen da unten im Hof, ich habe den Pförtner beauftragt, sie zu bewachen.« Der Gouverneur ging in den Hof und sah niemanden als die fünf Ankläger Dalilahs, und als er den Pförtner nach den fünf Mamelucken fragte, sagte er, er wisse nichts von Sklaven, es sei nur eine Sklavin aus dem Harem gekommen, die ihm sagte, er möge auf die fünf Menschen acht geben, die mit der Alten gekommen, und das habe er auch getan. Als der Gouverneur dies hörte, sagte er zu den Anklägern: »Nun seid ihr meine Sklaven; denn ihr habt die Alte hergebracht, ohne euch hätte sie meiner Frau kein Geld entlocken können.« Diese schrien aber: »Von dir fordern wir, was die Alte uns entwendet hat, denn wir brachten sie gefangen her, deine Soldaten sind eingeschlafen und deine Gattin hat sie entschlüpfen lassen.« Auch der Oberst der Leibwache, der inzwischen von seiner Reise zurückgekehrt war und von seiner Frau hörte, wie sie ihren Schmuck und ihre Kleider verloren, eilte jetzt herbei und sagte zum Gouverneur: »Du mußt mir alles ersetzen, denn du solltest dafür sorgen, daß keine solche Spitzbübin sich in Bagdad aufhalte.« – »So wartet nur einige Tage«, sagte der Gouverneur, »wir wollen sie schon wieder ertappen, dann lasse ich sie gleich hängen.« Am folgenden Morgen gab er dem Eseltreiber, der sie am besten kannte, wieder zehn Soldaten mit und befahl ihm, die Alte aufzusuchen. Gegen Mittag begegnete er ihr auf der Straße, ließ sie ergreifen und wieder zum Gouverneur führen. Da dieser gerade ausreiten wollte, befahl er dem Kerkermeister, sie einzusperren; dieser sagte aber: »Ich übernehme keine solche Verantwortlichkeit, dieses Weib ist ein wahrer Teufel, sie wird mir entkommen und dann muß ich für sie büßen.« Der Gouverneur ritt deshalb selbst mit der Alten und den Soldaten ans Ufer des Tigris, und befahl dem

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