Tausend und eine Nacht, Band 4
dem Sohn Chattabs, kommst, so grüße ihn von mir und sage ihm: Gott wird dich wegen deines Eifers für den Islam belohnen.« Als der Märtyrer so gesprochen hatte, erhoben die Engel ihre Stimme und grüßten den Jüngling und seine Braut und sagten: »Gott hat euch im Himmel schon zweitausend Jahre, ehe er Adam geschaffen, miteinander verbunden.« Das junge Ehepaar war außer sich vor Freude über diese Botschaft, und kaum leuchtete die Sonne, als sie vor den Mauern Medinas sich befanden, und Omar, der Sohn Chattabs, mit seinen Freunden ihnen entgegenkam. Dieser pflegte sonst sehr lange beim Morgengebet zu verweilen; er las oft mehrere Suren des Korans vor dem Gebet, so daß, ehe das eigentliche Gebet begann, die entlegensten Bewohner der Stadt Zeit hatten, aufzustehen, sich zu waschen und in die Moschee zu kommen. An diesem Tag aber betete Omar sehr schnell, und kaum hatte er vollendet, sagte er seinen Freunden: »Kommt mit mir, wir wollen den Verlobten entgegengehen.« Seine Freunde staunten ihn an und wußten nicht, was er meinte; er ging aber vor ihnen her zum Tor hinaus und grüßte das junge Ehepaar, nahm sie mit in die Stadt und ließ ein großes Hochzeitsmahl bereiten, dem viele Muselmänner beiwohnten. Nachdem die Mahlzeit zu Ende war, begab sich der Jüngling zu seiner Braut, und Gott schenkte ihnen Söhne, die auf den Pfaden Gottes kämpfend ihrem Stamm Ehre machten.
Die himmlische Vergeltung.
Man erzählt auch: Ein Prophet, der einen hohen Berg bewohnte, unter welchem eine Wasserquelle floß, und hier fern von den Menschen seine ganze Zeit der Andacht weihte, sah eines Tages einen Reiter auf die Quelle zukommen, der vom Pferd abstieg, einen Beutel, der ihm um den Hals hing, ablegte, sich ausruhte und Wasser trank. Der Reiter ging dann wieder und ließ den Beutel, in weichem Geld war, unter dem Baum liegen.
Bald nachher kam ein anderer Mann, um ebenfalls von dem Wasser zu trinken; er sah den Beutel mit Geld da liegen, nahm ihn und ging damit weg. Nach diesem kam ein Dritter, es war ein Holzhauer, der eine schwere Last Holz auf dem Rücken hatte; er legte seine Bürde neben der Quelle nieder und setzte sich, um Wasser zu trinken, als der erste Reiter wiederkehrte und ihn fragte: »Wo ist der Beutel hingekommen, der hier lag?« Der Holzhauer antwortete: »Ich weiß nichts davon.« Da zog der Reiter sein Schwert, tötete den Holzhauer, durchsuchte ihn vergebens und ging wieder seines Weges. Als der Prophet alles dies vom Berg aus sah, rief er: »O Herr, der eine hat das Geld genommen und ein anderer wird ungerechterweise erschlagen.« Da offenbarte ihm Gott folgende Worte: »Beharre du nur bei deiner Andacht und kümmere dich nicht um die Weltregierung; der Vater des Reiters hat einst dem Vater des Diebes tausend Dinare geraubt, so habe ich dem Mann wieder das Geld seines Vaters verschafft; der Holzhauer aber hat den Vater des Reiters umgebracht, darum ließ ich diesen den Tod seines Vaters rächen.« Da rief der Prophet: »Es gibt keinen Gott außer dir, gepriesen sei dein Name, du allein kennst alles Verborgene!«
Lohn des auf Gott Vertrauenden.
Ferner wird erzählt: Einst lebte unter den Söhnen Israels ein sehr frommer, reicher Mann, der auch einen sehr tugendhaften Sohn hatte. Als der Vater dem Tode nahe war, setzte sich sein Sohn ihm zu Häupten und bat ihn, ihm seinen letzten Willen kund zu tun. Der Vater sagte: »Schwöre nie bei Gott, weder einen wahren, noch einen falschen Eid.« Bald nach des Vaters Tod kam einer von den Söhnen Israels zu dem Mann und sagte: »Dein Vater war mir soundsoviel Geld schuldig, und du weißt wohl davon, gib mir also das Geld oder schwöre, daß du nichts davon weißt.« Da der Mann sich des letzten Willens seines Vaters erinnerte, gab er ihm, was er begehrte, um nur keinen Eid zu schwören. Nach diesem kamen dann noch viele andere mit falschen Forderungen, bis der Mann endlich sein ganzes Vermögen hergegeben hatte. Als ihm nichts mehr übrig blieb, sagte er zu seiner gottesfürchtigen Frau, die ihm zwei Söhne geboren hatte: »Da ich nun alles weggegeben habe, was ich besaß, und wenn wieder jemand mich einer Schuld anklagt, ich gezwungen wäre, zu schwören, so laß uns unsere Heimat verlassen und in ein Land reisen, wo uns niemand kennt.« Er bestieg daher mit seiner Frau und seinen zwei Kindern das erste beste Schiff, ohne eigentlich zu wissen, wohin er wollte.
Aber bald wurde das Schiff zerschmettert, der Mann rettete sich auf einem Brett, die Frau auf einem
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