Tausend und eine Nacht, Band 4
zwischen Bergen und Tälern, bis er einen dichten Staub in der Ferne erblickte. Als er auf diese Staubwolken zuging, hörte er ein großes Geschrei und Kriegsgetümmel, und sah in einem Tal, durch welches man zwei Monate zu reisen hat, ganz eigene Gestalten, auf Pferden sitzend, gegeneinander so erbittert kämpfen, daß das Blut wie ein Strom unter ihnen floß; dabei schrieen sie mit einer Stimme wie der Donner und waren mit langen Schwertern und Lanzen, und eisernen Stangen und Bogen und Pfeilen bewaffnet. Bulukia zitterte das Herz vor Angst, als er diesen mörderischen Krieg sah; sobald aber die Krieger ihn erblickten, traten sie auseinander und machten dem Kampf ein Ende. Eine Abteilung der Krieger, deren Aussehen Bulukias Erstaunen erregte, näherte sich ihm, und ein Reiter trat auf ihn zu und fragte ihn: Wer bist du, woher kommst du, wo willst du hin und wer hat dir diesen Weg gezeigt? Bulukia antwortete: Ich bin ein Mensch, wandere umher aus Liebe zu Mohammed, dem Gott gnädig sei, und habe den rechten Weg verfehlt. Aber wer seid ihr denn? – Wir sind Genien vom weißen Land, das hinter dem Berg Kaf liegt, in einer Entfernung von 75 Jahren. – Was bedeutet denn der Krieg zwischen euch, und wie heißt dieses Land? – Du befindest dich hier auf dem Land Schaddads, des Sohnes Aads, und Gott befiehlt uns, jedes Jahr gegen die ungläubigen Genien hier zu kämpfen; wir aber tun weiter nichts, als Gott preisen und seine Heiligkeit verkünden. Wir haben auch einen König, der Sachr heißt, du mußt mit uns zu ihm gehen, daß er dich sehe. Sie führten dann Bulukia in ihr Lager, und er sah große seidene Zelte, so viel, daß nur Gott der Erhabene ihre Zahl kennt. Alle Zelte waren grün, nur ein sehr großes Zelt war rot, dieses hatte tausend Ellen im Umfang, die Stricke waren von blaugrüner Seide, und die Pfähle von Silber und Gold; es war das Zelt des Königs Sachr, in welchem ihm Bulukia vorgestellt wurde. Sachr saß auf einem goldenen Thron, mit Perlen und Edelsteinen besetzt, zu seiner Rechten standen die Könige der Genien und zu seiner Linken die Befehlshaber der Truppen, die Gelehrten und die Vornehmen des Reiches. Als Bulukia vor den König trat, verbeugte er sich und grüßte ihn. Der König erwiderte seinen Gruß und bat ihn, näher zu treten und sich auf einen Stuhl neben ihn zu setzen. Der König fragte ihn dann: Wer bist du? Er antwortete. Einer von den Söhnen Adams, ein Israelit. Der König bat ihn dann, ihm zu erzählen, wie er hierher gekommen und was ihm auf der Reise widerfahren. Als der König Sachr Bulukias Abenteuer vernahm, befahl er den Kammerdienern, etwas zu essen zu bringen. Nach einer Weile brachten sie gedeckte Tische, worauf allerlei Schüsseln von Silber, Gold und Messing standen; in einigen Schüsseln waren fünfzig gekochte Kamele, in anderen zwanzig, wieder in anderen fünfzig Hammel; es waren im ganzen 1050000 Schüsseln. Die Genien aßen dann miteinander, und Bulukia aß mit ihnen, bis er satt war, dann wurden die Fleischspeisen abgetragen und Früchte gebracht. Nachdem auch diese gegessen waren, priesen sie gemeinschaftlich Gott und beteten für seinen Propheten Mohammed. Als Bulukia den Namen Mohammed hörte, war er sehr erstaunt und bat den König Sachr um Erlaubnis, ihn etwas zu fragen. Auf einen bejahenden Wink des Königs sagte er: O König, wer seid ihr, woher stammt ihr und wieso kennt ihr Mohammed, daß ihr ihn liebt und für ihn betet? Der König antwortete: O Bulukia, Gott der Erhabene hat sieben Höllen übereinander geschaffen und zwischen der einen und der anderen ist eine Strecke von tausend Jahren. In die erste Hölle kommen die gläubigen Sünder, die ohne Buße sterben, in die zweite die Gottesleugner, in die dritte die Völker Jadjudsch und Madjudsch, in die vierte die Anhänger Satans, in die fünfte die, welche das Gebet vernachlässigen, in die sechste, wo man harte Pein aussteht, die Juden und Christen, und in die siebente die Heuchler. Die erste Hölle, welche die oberste ist, ist die minder peinliche von allen. Sie enthält tausend Feuerberge und bei jedem Berg 70000 Täler, und in jedem Tal 70000 Feuerstädte, in jeder Stadt 70000 Quartiere, in jedem Quartier 70000 Häuser, in jedem Haus 70000 feurige Stühle und auf jedem Stuhl 70000 verschiedene Qualen, und doch, o Bulukia, ist diese Hölle die oberste und allerleidlichste von allen. Die Anzahl der Feuerstädte in den übrigen Höllen aber kennt nur Gott. Bulukia weinte bei diesen Worten und fiel in
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