Tausend und eine Nacht, Band 4
erteilt, sobald sie einen Menschen erblickten, ihn festzunehmen und vor ihn zu führen.
»Als nun Djanschah auf das leuchtende Schloß zuging, das er vom Berg erblickt hatte, begegnete ihm einer der Adjutanten des Königs Schahlan, der gerade in jener Gegend ein Geschäft hatte, und fragte ihn, wie er heiße? Djanschah fürchtete sich vor diesem Adjutanten und antwortete zitternd: Ich heiße Djanschah und hatte eine Geliebte unter den Genien, die Schemsiah hieß; es gelang mir, sie für mich zu gewinnen, aber sie entfloh mir wieder. Er erzählte ihm dann seine ganze Geschichte und weinte so heftig, daß der Adjutant voller Rührung zu ihm sagte: Weine nicht, denn du bist am Ziel; wisse auch, daß Schemsiah dich liebt und ihren Eltern ihre Liebe gestanden hat, auch sind alle Bewohner der Zitadelle dir zugetan! Sei nur frohen Mutes! Der Adjutant nahm ihn dann auf die Schultern und trug ihn in die Nähe der Diamanten-Zitadelle und benachrichtigte sogleich den König Schahlan und seine Tochter Schemsiah von Djanschahs Ankunft. Der König kam ihm entgegen, umarmte, grüßte und bewillkommte ihn und ließ Schemsiah die Ankunft ihres Gatten melden, und auf des Königs Befehl erschienen alle seine Adjutanten und Truppen, um Djanschah zu begrüßen und zur Zitadelle zu begleiten. Der König schenkte Djanschah ein buntfarbiges seidenes Kleid mit Gold bestickt, desgleichen kein König auf Erden eines besitzt, auch ließ er ihm ein herrliches Pferd vorführen, und ritt mit ihm, von zahlreichen Truppen umgeben, bis ans Tor der Zitadelle; da stiegen sie ab und traten ins Schloß, dessen Edelsteine, Gold, Silber, Perlen und Kristall Djanschah nicht genug bewundern konnte; auch erstaunte er über die schönen Diwane und Teppiche, die er hier sah, und weinte vor Freude. Der König und Schemsiahs Mutter trockneten ihm seine Tränen ab und sagten ihm: Laß jetzt das Weinen und den Gram, du bist ja am Ziel. Man führte ihn dann mitten ins Schloß, wo schöne Sklavinnen ihm entgegen kamen und ihm ihre Dienste anboten. Der König ließ den Tisch herrichten und setze sich neben ihn auf den Thron. Die Sklavinnen brachten Speisen und Getränke, und nach der Mahlzeit brachten sie Wasser zum Waschen. Bald nachher kam Schemsiahs Mutter wieder und bewillkommte Djanschah abermals und sagte ihm: Du bist nun am Ende deiner vielen Mühseligkeiten und kannst nach langem Wachen wieder ruhig schlafen; gelobt sei Gott, der dich erhalten! Sie ging hierauf weg und holte ihre Tochter Schemsiah, welche ganz schamrot Djanschah grüßte; auch ihre Schwestern, welche mit ihr im Schloß waren, kamen, um Djanschah zu grüßen und seine Hände zu küssen. Die Königin sagte dann zu Djanschah: Verzeihe meiner Tochter, was sie gegen deine Liebe verbrochen, denn sie hat es unseretwillen getan. Djanschah stieß einen lauten Schrei aus und fiel in Ohnmacht, und man mußte ihn lange mit Rosen- und Moschus-Wasser bespritzen, bis er wieder zu sich kam. Als er die Augen öffnete und Schemsiah erblickte, sagte er: Gelobt sei Gott, der mich ans Ziel meiner Wünsche geführt und die Flammen meiner Sehnsucht gestillt hat! Schemsiah sagte ihm hierauf: Gott bewahre dich vor den Flammen! – Doch erzähle mir, was dir seit meiner Abwesenheit widerfahren, und wie du diesen Ort entdeckt, den selbst die meisten Genien nicht kennen, denn wir haben uns gegen alle Könige der Genien aufgelehnt und leben hier verborgen. Djanschah erzählte ihr alles, was ihm zugestoßen, vom Tag ihrer Flucht bis zu seiner Ankunft. Als er dabei auch den Krieg zwischen seinem Vater und dem König Kefid erwähnte, sagte ihm die Königin: Nach einem Monat feiern wir Schemsiahs Hochzeit nochmals, dann kannst du mit ihr in deine Heimat ziehen, und wir geben dir tausend unserer mächtigsten Genien mit, von denen der Geringste auf deinen Befehl den König Kefid und seine ganze Armee in einem Augenblick vernichten wird; wir schicken dir dann jedes Jahr eine Abteilung Genien, von denen ein einziger alle deine Feinde töten kann. Wir geben dir aber, fuhr die Königin fort, unsere Tochter Schemsiah nur unter der Bedingung mit in dein Land, daß du abwechselnd ein Jahr in deiner Heimat und ein Jahr bei uns zubringst. Der König Schahlan setzte sich dann auf den Thron und befahl den Großen des Reichs, siebentägige Feste zu veranstalten und alles zur Hochzeitsfeierlichkeit vorzubereiten, Nach einem Monat, als alles zur Hochzeit bereit war, wurde Djanschah zu Schemsiah geführt, und er lebte einige Zeit mit ihr im
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