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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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ungeheuren Vogel herbei, setzte Djanschah darauf und befahl jenem, diesen Menschen zum Priester Jaghmus zu bringen. Der Vogel hatte vier Flügel, deren jeder dreißig Ellen lang war, und zwei Füße, wie die Füße eines Elefanten; er flog nur zweimal im Jahre aus, und ein Adjutant des Königs Schamach mußte ihm jeden Tag aus Irak seine Beute zur Fütterung holen. Auf den Befehl seines Herrn flog er mit Djanschah mehrere Tage und Nächte durch, bis er an das Gebirge kam, wo das Diamantenkloster stand. Djanschah stieg dann ab und ging ins Kloster, wo er den Priester in der Kirche betend fand. Als der Priester gebetet hatte und Djanschah sich vor ihm verbeugte, bewillkommte ihn jener und bat ihn, ihm die Ursache seines Besuchs mitzuteilen. Djanschah erzählte ihm seine ganze Lebensgeschichte von seiner Geburt an bis zu seiner Ankunft im Kloster. Der Priester erstaunte sehr über diese Erzählung und sagte: Bei Gott, mein Sohn, ich habe in meinem Leben nichts von dieser Zitadelle gehört, und ich lebe doch schon seit den Zeiten Noahs, des Propheten Gottes, und herrschte über die ganze Erde bis zur Erscheinung unseres Herrn Salomo; ich glaube sogar, daß sie Salomo, dem Sohne Davids, Friede sei mit ihm, unbekannt war. Warte jedoch, mein Sohn, bis die Vögel, Tiere und Genienfürsten zusammenkommen, vielleicht kann uns einer von ihnen Auskunft darüber geben. Djanschah blieb beim Priester, bis die Tiere, Vögel und Genien sich versammelten; da fragte sie der Priester nach der Diamanten-Zitadelle, aber jeder sagte: Ich habe sie weder gesehen, noch etwas davon gehört. Djanschah weinte und seufzte. und flehte Gottes Hilfe an.
    »Auf einmal erschien ein ungeheuer großer schwarzer Vogel, der eben erst aus der Luft herabstieg, und küßte dem Priester die Hand. Der Priester fragte auch ihn nach der Diamanten-Zitadelle, und der Vogel sprach: O Priester, als wir hinter dem Berge Kaf wohnten auf dem Kristallberg, der neben einem großen Tal sich erhebt, und ich noch ganz jung war, da weidete ich viele Jahre lang mit meinen Schwestern auf dem Berg; unsere Eltern aber machten jeden Tag einen Ausflug, um uns mit noch besserer Nahrung zu versorgen. Einst flogen sie auch von uns weg und blieben sieben Tage aus, so daß wir fast vor Hunger starben. Am achten Tag kamen sie weinend zurück, und als wir sie nach der Ursache ihrer ungewöhnlich langen Abwesenheit fragten, sagten sie uns, ein widerspenstiger Geist habe sie ergriffen und auf die Diamanten-Zitadelle zum König Schahlan gebracht, und dieser habe sie erst dann wieder freigelassen, als sie ihm sagten, sie haben Junge zu Hause, die vor Hunger sterben müßten. Wenn nun, fuhr der Vogel fort, meine Eltern noch lebten, so könnten sie dir Auskunft geben über die Lage der Diamanten-Zitadelle, ich weiß aber nichts Näheres darüber. Als Djanschah dies hörte, weinte er heftig und bat den Priester, diesem Vogel zu befehlen, daß er ihn auf den Kristallberg hinter dem Berg Kaf bringe, wo seine Eltern ihr Nest hatten. Der Priester ersuchte den Vogel, Djanschah in allem zu gehorchen, und der Vogel versprach, keine Mühe für ihn zu scheuen. Er ließ sogleich Djanschah auf seinen Rücken steigen und trug ihn nach dem Kristallberg, wo das Nest seiner Eltern war. Hier ließ er sich herunter und sagte zu Djanschah: Hier ist das Nest meiner Eltern. Djanschah stieg ab und sagte weinend: Ich bitte dich, bringe mich in die Gegend, nach welcher deine Eltern auszufliegen pflegten und von welcher sie zurückkehrten. Der Vogel sagte: Ich gehorche dir in allem, Djanschah; er flog nun noch sieben Tage und sieben Nächte mit ihm, dann setzte er ihn eines Abends auf einen Berg und sagte ihm: Von hier an weiter weiß ich nichts mehr. Djanschah stieg auf den Gipfel des Berges und schlief darauf ein. Als er wieder erwachte, wurde er ganz geblendet von dem Glanz des Schlosses, das in einer Entfernung von zwei Monaten ihm entgegenstrahlte; es war die Diamanten-Zitadelle, die aus den feinsten Edelsteinen und Kristall gebaut war. Diese Festung mit dem Schloß war so groß und so strahlend, daß sie die ganze Gegend, eine Strecke von zwei Monaten umher, beleuchtete, und dort thronte der König Schahlan, der Vater der drei fliegenden Mädchen. Dieser König hatte, sobald seine Tochter zu ihm zurückgekehrt war und ihm von ihrem Abenteuer mit Djanschah und von seiner Liebe zu ihr erzählt hatte, in der Hoffnung, Djanschah werde sie wieder aufsuchen, allen widerspenstigen Genien, seinen Adjutanten, den Befehl

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