Tausend und eine Nacht, Band 4
Reiter in die Höhe und stürzten sie mit solcher Kraft auf die Erde, daß ihr Rücken zerschmettert wurde. Der König Tighanus saß noch auf der Terrasse des Schlosses und sah höchst vergnügt dem Kampf zu, als Djanschah den Genien befahl, den Thron auf dem der König Kefid, weinend und hilferufend saß, mitten in die Zitadelle des Königs Tighanus niederzulassen. Als die Genien Djanschahs Befehl vollzogen, bat Tighanus einen der Genien, den König Kefid zu fesseln und in den schwarzen Turm zu sperren. Sodann ließ er den errungenen Sieg mit Trompeten und Trommeln verkündigen und auch Djanschahs Mutter von allem, was geschehen war, in Kenntnis setzen. Diese kam zu ihrem Sohn und fiel vor Freude in Ohnmacht. Djanschah bespritzte sie mit Rosenwasser und drückte sie innig an seine Brust, bis sie wieder zu sich kam und seine Umarmung erwiderte. Sodann kam Schemsiah, von vielen Sklavinnen begleitet, zu ihr und begrüßte sie und hielt sie lange umarmt.
»Der König ließ nun die Tore der Stadt wieder öffnen und sendete überall Boten umher. Alle Emire und Fürsten kamen aus den entlegensten Provinzen, um dem König zu seinem Sieg und zur glücklichen Rückkehr seines Sohnes Djanschah Glück zu wünschen und ihnen allerlei Geschenke darzubringen. Bald darauf ließ der König Schemsiahs Hochzeitsfeier noch einmal begehen, die Stadt wurde festlich geschmückt und Schemsiah im reichsten Putz und Schmuck ihrem Gatten zugeführt. Schemsiah bat dann den König Tighanus, er möchte dem König Kefid seine Freiheit schenken und ihn in sein Land zurückkehren lassen, denn sobald er wieder etwas Böses tun wollte, würde sie ihn durch einen ihrer Genien aufgreifen lassen. Der König sagte: Dein Wille geschehe, und befahl dem Genius Schamauel, der Kefid eingesperrt hatte, ihn aus dem Gefängnis zu holen und zu ihm zu führen. Schamauel brachte Kefid gefesselt vor den König Tighanus. Aber dieser ließ ihm die Fesseln abnehmen, setzte ihn auf ein hinkendes Pferd und sagte ihm: Die Königin Schemsiah hat mich gebeten, dich zu begnadigen; du kannst in dein Land zurückkehren; unternimmst du aber wieder etwas Schlechtes, so sendet sie einen ihrer Genien, der dich wieder hierherbringt. Der König Kefid reiste hierauf allein mit betrübtem Herzen im schlechtesten Zustand in seine Heimat zurück, und Djanschah lebte mit Schemsiah bei seinem Vater in den glücklichsten Verhältnissen.
»Dies alles erzählte Djanschah Bulukia und sagte ihm zuletzt: Ich bin Djanschah, der alles dies erlebt hat. Bulukia, der aus Liebe zu Mohammed umherwanderte, bewunderte diese Geschichte und sagte zu Djanschah: Nun, mein Freund, was bedeuten denn diese beiden Gräber, zwischen denen du weinend sitzest? Djanschah antwortete: Wisse, o Bulukia, nachdem wir viele Jahre hindurch gegessen und getrunken und abwechselnd ein Jahr in Kabul und ein Jahr auf der Diamanten-Zitadelle angenehm zugebracht hatten, ließen wir einmal unsern Thron, auf welchem wir, von Genien getragen, die Reise zu machen pflegten, auf dieser Stelle nieder und schlugen unser Zelt neben diesem Fluß auf, aßen, tranken, spielten und belustigten uns. Auf einmal sagte Schemsiah: Ich habe Lust, in diesem Fluß zu baden. Sie entkleidete sich und auch ihre Sklavinnen entkleideten sich und schwammen im Fluß umher; ich blieb am Ufer sitzen und sah zu, wie sie miteinander scherzten. Auf einmal kam ein ungeheuer großer Fisch herbei und tötete Schemsiah; die Sklavinnen entflohen aus dem Fluß aus Furcht vor dem Seeungeheuer und kamen ins Zelt zurück; doch blieben einige und holten Schemsiah aus dem Fluß und brachten sie tot ins Zelt. Als ich sie tot vor mir sah, fiel ich in Ohnmacht. Die Sklavinnen bespritzten mich mit Wasser, und als ich wieder zu mir kam, weinte ich und befahl den Genien, Schemsiahs Verwandten Nachricht von ihrem Tod zu geben. Die Geniert flogen davon und kehrten bald mit Schemsiahs Eltern zurück, die ihre Tochter wuschen, beerdigten und betrauerten. Sie wollten mich dann mit in ihre Zitadelle nehmen, aber ich sagte zum König: Laß mir hier ein Grab bauen, damit, wenn ich sterbe, ich hier neben Schemsiah beerdigt werde. Der König befahl einem der Genien, das zu tun, und so verließ er mich hier einsam trauernd um Schemsiah. Das ist meine Geschichte, schloß Djanschah, und die Ursache, warum ich hier zwischen den Gräbern sitze. Dann rezitierte er folgende Verse:
Seitdem du nicht mehr bist, ist mein Haus kein Haus mehr und mein guter Nachbar kein Nachbar mehr: Der Freund,
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