Tausend und eine Nacht, Band 4
der mich darin besuchte, ist nicht mehr derselbe, auch die Blumen, die es umgaben, sind anders. Nicht mehr dieselbe Sonne, noch derselbe Mond beleuchten es mehr. Wohin bist du geflohen, Geliebte, die du mein Herz mit fortgetragen? Warum bist du fern und machst durch deine Abwesenheit mir die ganze Welt unheimlich und das ganze Leben trübe? Seit ich dich nicht mehr sehe, schmeckt mir das Leben nicht mehr süß, und ich kann deine Wohnung nicht mehr sehen, ohne vor Gram und Sehnsucht zu vergehen. Ich frage stets meine Heimat nach dir und es ist mir, als wäre sie meine Heimat nicht mehr; o möge sie, weil du sie nicht mehr bewohnst, nie mehr grünen, möge kein Regen des Himmels sie mehr tränken!«
»Als Bulukia das alles von Djanschah gehört hatte, sagte er: Bei Gott! Ich habe geglaubt, ich sei weit in der Welt umhergereist, nun habe ich aber durch deine Erzählung alles vergessen, was ich gesehen. Nun, mein Freund Djanschah, bitte ich dich, die Güte zu haben, mir den sicheren Weg zu zeigen. Djanschah belehrte ihn über den Weg, den er einschlagen sollte, und nahm Abschied von ihm.«
Als die Schlangenkönigin Tamlicha mit ihrer Erzählung zu Ende war, fragte sie Haseb, woher sie dies wisse; sie sagte: »Wisse, o Haseb, ich habe vor fünfundzwanzig Jahren eine große Schlange nach Ägypten geschickt und ihr einen Brief mit Grüßen an Bulukia mitgegeben. Als er meinen Brief sah, bat er die Überbringerin, ihn mitzunehmen, und sagte ihr, er habe ein Geschäft mit mir abzumachen. Die Schlange führte ihn zu ihrer Tochter und diese sagte ihm: Drücke deine Augen fest zu! Er drückte sie zu, und als er sie wieder öffnete, fand er sich auf dem Gebirge, wo die Schlange wohnte, der ich den Brief gegeben hatte. Er fragte dann nach mir und die Schlange sagte ihm, ich sei mit meinen Truppen nach dem Berg Kaf gezogen und kehre erst im Sommer zurück; wenn er etwas von mir wolle, so sage er es nur ihr als meiner Stellvertreterin. Bulukia sagte: Ich bitte dich, zeige mir die Pflanze, deren Saft vor Alter und Schwäche schützt. Die Schlange erwiderte: Ich werde dir sie nicht eher angeben, bis du mir erzählst, was dir mit Afan widerfahren, seitdem ihr euch von uns getrennt. Bulukia erzählte ihr seine ganze Geschichte, und als er vollendet hatte, bat er sie, ihm nun sein Verlangen zu gewähren, daß er wieder heimkehre. Die Schlange schwor bei unserm Herrn Salomo, sie kenne keine solche Pflanze, und befahl einer ihrer Dienerinnen, ihn wieder in seine Heimat zu bringen. Diese sagte ihm: Drücke deine Augen zu! Er drückte sie zu und befand sich auf einmal auf dem Berg Mokattem in der Nähe der Stadt Kahirah, von wo er in seine Wohnung ging.«
»Als ich nun«, fuhr die Schlangenkönigin fort, »vom Berg Kaf zurückkam, trat mir meine Stellvertreterin entgegen, bewillkommte mich, richtete mir Grüße von Bulukia aus und erzählte mir alles, was ihm auf seiner Wanderung widerfahren; so, o Haseb, ist mir die Geschichte von Bulukia bekannt geworden.« Haseb bat nun die Schlangenkönigin, ihm noch zu erzählen, was Bulukia begegnet war von dem Augenblick, wo er Djanschah verlassen, bis er nach Ägypten kam. Da sagte die Schlangenkönigin: »Nachdem Bulukia Djanschah verlassen hatte, reiste er Tag und Nacht, bis er an ein großes Meer kam, da salbte er seine Füße mit dem Saft, den er bei sich hatte, und ging auf dem Meer, bis er eine Insel erreichte, reich an Früchten, Bäumen und Flüssen, wie das Paradies. Er sah unter anderem einen großen Baum mit Blättern, wie Segel eines Schiffes, unter welchem ein Tisch, mit den verschiedenartigsten herrlichsten Speisen bedeckt, stand. Auf dem Baum sah er einen Vogel aus Perlen und grünem Smaragd, die Füße waren silbern, der Schnabel war aus rotem Rubin und die Federn aus allerlei Edelsteinen; da pries er Gott und betete für Mohammed, Friede sei mit ihm, und staunte eine Weile diesen wunderbaren Vogel an und dann sagte er: O herrliches Geschöpf, wer bist du? Der Vogel antwortete: Ich bin einer der Vögel des Paradieses. Wisse, mein Freund, als Gott Adam aus dem Paradies verbannte, gab er ihm vier Blätter mit, um seine Scham zu bedecken: da fiel eines davon auf den Boden, ein Wurm fraß es, und daher stammen die Seidenwürmer; ein anderes fiel auf den Boden, eine Biene aß davon, und daher kommt der Honig. Von dem dritten Blatt, das einer Gazelle in den Mund fiel, kommt der Moschus, und von dem vierten, das Adam in Indien fallen ließ, der feine Weihrauch. Auch ich verließ
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