Tausend und eine Nacht, Band 4
damals das Paradies und wanderte lange auf der Erde umher, bis mir Gott diesen Platz anwies, wo jeden Donnerstag Abend alle Heiligen sich versammeln, um von diesen Früchten zu genießen, mit denen sie Gott jeden Freitag bewirtet und die er die ganze Woche im Paradies verschlossen hält. Bulukia aß auch von diesen Früchten und dankte Gott. Als er gegessen hatte, erschien ihm der Prophet Alchidhr[es ist Pinehas oder Eli der Bibel] , Friede sei mit ihm. Bulukia grüßte ihn und wollte wieder weiter gehen, aber der Vogel erlaubte ihm, sich neben ihn zu setzen und Alchidhr bat ihn, ihm zu erzählen, wie er hierhergekommen. Nachdem Bulukia seine ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählt hatte, fragte er Alchidhr, wie weit er nach Ägypten habe. Alchidhr antwortete: Es ist ein Weg von fünfundneunzig Jahren. Bulukia weinte heftig, als er dies hörte, warf sich auf Alchidhrs Hand, küßte sie und sagte: Rette mich aus diesem fremden Land, daß ich nicht darin untergehe. Gott wird dich dafür belohnen. Alchidhr antwortete: Bete zu Gott, und wenn er es mir befiehlt, so bringe ich dich nach Ägypten. Bulukia weinte und flehte zu Gott mit demütigem Herzen. Gott erhörte sein Gebet, offenbarte sich in der Nacht Alchidhr und befahl ihm, Bulukia nach Ägypten zu bringen. Alchidhr sagte des Morgens zu Bulukia: Erhebe dein Haupt, Gott hat dein Gebet erhört; umfasse meinen Leib recht fest und drücke deine Augen zu! Sobald Bulukia Alchidhr umschlungen und seine Augen zugedrückt hatte, machte dieser nur einen einzigen Schritt und sagte zu Bulukia: Du kannst deine Augen wieder öffnen. Als er sie öffnete, befand er sich vor der Tür seines Hauses; er drehte sich um und suchte Alchidhr, um von ihm Abschied zu nehmen, aber er sah keine Spur mehr von ihm.
»Als Bulukia in sein Haus trat und seine Mutter ihn erblickte, schrie sie laut und fiel in Ohnmacht; man bespritzte ihr Gesicht mit Wasser, bis sie wieder zu sich kam, dann umarmte sie ihren Sohn und weinte heftig, doch bald darauf lachte sie wieder. Bald nachher kamen Bulukias übrige Verwandte und Freunde mit vielen Geschenken, um ihm Glück zu wünschen; die Nachricht seiner Rückkehr verbreitete sich nach und nach im ganzen Land von Osten bis Westen, Zimbeln und Psalter ertönten auf allen Straßen, und die Freude und das Erstaunen über Bulukias wunderbare Rettung waren allgemein.«
Als die Schlangenkönigin dem vor Verwunderung und Teilnahme heftig weinenden Haseb alles dies erzählt hatte, sagte sie ihm: »Nun kehre auch du in deine Heimat zurück, aber hüte dich wohl, den Eid zu brechen, den du mir geschworen und gehe niemals ins Bad!« Haseb wiederholte seinen Schwur, worauf Tamlicha einer Schlange befahl, ihn auf die Oberfläche der Erde zurückzubringen. Die Schlange kroch lange umher, bis sie endlich Haseb durch einen unterirdischen Gang auf die Oberfläche der Erde zurückbrachte. Haseb ging dann seines Weges fort, bis er in die Stadt kam, und die Sonne ging gerade unter, als er vor sein Haus trat. Er klopfte an der Tür, seine Mutter kam heraus und öffnete sie ihm, und als sie ihren Sohn erblickte, schrie sie laut und weinte und umarmte ihn. Hasebs Frau, welche dieses Geschrei hörte, kam auch herbei, bewillkommte ihren Mann, küßte seine Hände und freute sich sehr mit ihm. Sie führten ihn dann ins Innere des Hauses, und nachdem er eine Weile bei den Seinigen saß, fragte er nach den Holzhauern, die mit ihm Holz gehauen und ihn dann in der Grube gelassen hatten. Seine Mutter sagte ihm: »Die Holzhauer sind damals zu mir gekommen und haben mir gesagt, ein Löwe habe dich gefressen; sie aber wurden angesehene Kaufleute, und erwarben sich ein großes Vermögen; sie haben viele Magazine mit den schönsten Waren angefüllt, und besitzen viele Güter und Sklaven.« Haseb sagte zu seiner Mutter, »Gehe morgen früh zu ihnen und sage ihnen: Mein Sohn Haseb ist von seiner Reise zurückgekehrt, kommt ihn zu besuchen und zu begrüßen.« Als Gott den Morgen heranbrechen ließ, ging Hasebs Mutter in die Häuser der Holzhauer und sagte ihnen, was ihr ihr Sohn aufgetragen. Die Holzhauer nahmen jeder ein gesticktes seidenes Kleid und sagten ihr: »Bring dies deinem Sohn und sage ihm, morgen früh werden wir zu ihm kommen.« Die Alte ging wieder zu ihrem Sohn zurück, brachte ihm das Geschenk und sagte ihm, daß sie morgen ihn besuchen würden. Die Holzhauer berieten sich aber mit einigen Kaufleuten über das, was sie tun sollten, und entschlossen sich, Haseb die
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