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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Hälfte ihres Geldes, ihrer Mamelucken und ihrer Sklavinnen zu geben. Sie besuchten Haseb am folgenden Tag und brachten die Hälfte ihres Vermögens mit, küßten ihm die Hände und sagten: Unser Schicksal liegt nun in deinen Händen.« Haseb erwiderte: »Was geschehen ist, ist geschehen. Gott hatte es so bestimmt, und da half keine menschliche Vorsicht.« Sie sagten ihm dann: »Komm mit in die Stadt spazieren, wir wollen dann zusammen ins Bad gehen;« Haseb versetzte aber: »Ich habe geschworen, nie in ein Bad zu gehen.« Da sagten sie: »So komm mit uns in unser Haus, daß wir dich bewirten!« Er ging mit ihnen und brachte bei jedem eine Nacht zu, sieben Nächte nacheinander, dann kaufte er einen Laden und lebte lange als reicher Kaufmann, bis er eines Tages, als er in die Stadt ging, einem alten Freunde begegnete, welcher Herr eines Badhauses war. Als dieser ihn sah und erkannte, umarmte er ihn und sagte: »Komm herein in mein Bad, daß ich dich nach dem Bad bewirte.« Haseb sagte: »Ich habe geschworen, nie mehr in ein Bad zu gehen.« Da schwor der Badherr, er würde von allen seinen Frauen sich dreimal scheiden lassen, [Fußnote: Gewöhnlicher Eid der Muselmänner: tust du dies nicht, so lasse ich mich dreimal von meiner Frau scheiden, weil nach der dritten Scheidung man seine Frau nicht wieder heiraten darf.] wenn er nicht mit ihm komme und ein Bad nehme. Haseb dachte eine Weile nach und sagte dann: »Du willst meine Kinder zu Waisen machen, mein Haus verwüsten und mir eine schwere Sünde aufladen.« Da küßte der Badherr Haseb die Füße und sagte: »Ich will die Sünde übernehmen, komm nur mit mir.« Die Badgesellen und alle Badgäste drangen dann in Haseb, schleppten ihn ins Haus, zogen ihm die Kleider aus und führten ihn in die Badstube. Er hatte sich aber kaum an die Wand gesetzt und sich Wasser über den Kopf gießen lassen, als zwanzig Mann zu ihm traten und ihm sagten: »Steh auf! Du bist des Sultans Gefangener.« Einer dieser Männer ging sogleich zum Vezier, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, und bald darauf kam der Vezier zu Pferd mit sechzig Mamelucken vor das Bad, grüßte und bewillkommte Haseb, schenkte dem Badherrn hundert Dinare, ließ Haseb ein Pferd besteigen und ritt mit ihm ins Schloß zum Sultan. Sie ließen sich in einem Saal des Schlosses nieder, und man brachte ihnen Speisen und Getränke und Wasser zum Waschen. Als sie gegessen und getrunken hatten, schenkte der Vezier dem erstaunten Haseb zwei Ehrenkleider, deren jedes fünftausend Dinare wert war.
    Haseb, dessen Befremden immer wuchs, bat den Vezier, ihm doch zu sagen, was dies alles bedeute? Der Vezier antwortete ihm: »Wisse, daß uns Gott durch deine Ankunft eine große Gnade erzeigt hat. Der Sultan ist so krank infolge eines Aussatzes, daß man jeden Augenblick seinen Tod befürchtet; und wir haben in Büchern gelesen, daß er durch dich wieder geheilt werden kann.« Haseb, den diese Worte in noch größeres Erstaunen versetzten, wurde dann, von vielen Soldaten begleitet, durch sieben Tore geführt, bis er endlich zum Sultan gelangte, welcher Kersedan hieß. Dieser Sultan herrschte über sieben Länder, und hundert Könige, die auf goldenen Thronen saßen, waren ihm untertan; außerdem gebot er über zehntausend Heerführer, deren jeder hundert Adjutanten hatte und von hundert Offizieren mit gezogenem Schwert umgeben war. Als Haseb in den Saal trat, schlief der Sultan und hatte das Gesicht mit einem Tuch bedeckt. Haseb, durch die furchtbare Umgebung des Sultans eingeschüchtert, verbeugte sich tief und betete für das Wohl des Sultans. Der Großvezier Schamhur bewillkommte ihn und ließ ihn zur Rechten des Sultans sitzen. Sobald Haseb sich niedergelassen hatte, brachte man ihm wieder einen Tisch mit Speisen und Getränken und Wasser zum Waschen. Dann stand der Vezier auf – und sogleich erhoben sich auch alle übrigen Anwesenden – ging auf Haseb zu und sagte ihm: »Wir alle hier wollen deine Diener werden, fordere von uns, was du willst, auch die Hälfte des Reiches soll dir nicht versagt werden, heile nur unseren Sultan!« Er nahm dann Haseb bei der Hand und führte ihn vor das Bett des Sultans. Haseb deckte sein Gesicht auf und erschrak vor dessen üblem Aussehen. Der Vezier küßte dann Haseb die Hand und sagte: »Wir wünschen, daß du den Sultan heilest; wir geben dir dann alles, was du verlangst; du allein, als Abkömmling Daniels, kannst ihn vom Tod retten.« – »Es ist wohl wahr, daß ich ein Abkömmling

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