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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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doch wir brauchen in unserer Situation erhebliche Leistungsunterschiede. Wie können wir aufholen? Wenn wir mehr Treibstoff verbrauchen, dann bleiben wir irgendwann liegen; wenn nicht, dann verlieren wir das Rennen! Warum also sollen wir überhaupt etwas Besonderes versuchen?«
    Heem, der sich auf die Schiffe vor ihm konzentrierte, reagierte nicht auf ihre gedrängte Darstellung des Problems. Er überwachte das Geschehen in der langen Reihe vor ihm und hielt sich für den Moment bereit, wo etwas in Bewegung geraten würde.
    »Aber ich gehe davon aus, daß eine Menge Piloten genauso denken«, fuhr Jessica fort. »Also werden sie nichts versuchen, vor allem die nicht, die an der Spitze liegen, weil sie ihre Position für gesichert halten. Wenn also jemand hinter der Spitze die grandiose Idee hat, einen Zwischenspurt einzulegen und das führende Schiff ein wenig abzudrängen, könnte möglicherweise ein Freund daraus einen Nutzen ziehen und sie beide überholen...«
    Heem steigerte die Beschleunigung geringfügig.
    »Vergeudest du damit keinen Treibstoff?« wollte Jessica wissen. »Du bist schon schneller als ein g und näherst dich dem nächsten Schiff, das vor uns liegt.«
    Auch darauf gab Heem keine Antwort. Er ließ das Schiff neben der mit Bojen markierten Route herfliegen und verbrauchte damit zusätzlichen Treibstoff. Seine Geschwindigkeit war nun größer als die einiger Schiffe vor ihm, dafür befand er sich auch nicht mehr auf der idealen Route.
    »Das ist verrückt!« schrie Jessica. »Ich kann in deinem Verstand ein vages Bild erkennen. Du bringst dieses Schiff absichtlich in eine schlechte Position. Zu schnell und zu früh und weg vom Kurs. Wenn du der Führende wärest, würdest du damit alle Chancen auf den Sieg verschenken; und dabei...«
    Die lange Kette der Schiffe geriet in Unordnung. An ihrem Ende bildete sich ein Knoten. Plötzlich flogen drei Schiffe nebeneinander und bildeten ein Dreieck, wobei sich ihre Rümpfe beinahe berührten und den Flugkorridor nahezu vollständig versperrten. Vier weitere Schiffe rückten zu ihnen auf und verschmolzen mit dem Knoten. Die Geschmacks-Blips, durch welche diese Schiffe dargestellt wurden, flackerten und verschwammen, als die Schiffe einander zu nahe kamen; ihre Piloten setzten verzweifelt ihre Nadeldüsen ein, um Kollisionen zu vermeiden. Einige versuchten, sich durch Beschleunigen aus dem Stau zu lösen; andere versuchten dasselbe mit abrupter Verzögerung.
    »Ein Verkehrsstau!« rief Jessica, als sie endlich begriff, was sich vor ihnen abspielte. »So etwas kenne ich aus dem System Capella, wenn zu viele Bodenwagen versuchen, eine Kreuzung zu durchfahren.«
    Heem benadelte die Kontrollknöpfe. Das Schiff machte einen Satz nach vorn, steigerte die Beschleunigung auf 1,5 g und schoß an dem Stau vorbei. Drei, vier, fünf, sechs Schiffe fielen zurück. Dann bremste Heem wieder bis auf ein g ab und schwenkte elegant in den Hauptkorridor ein.
    »Ein sehr hübsches Manöver«, sagte Jessica. »Du bist an dem Stau vorbeigeflogen und hast sechs Schiffe überholt, als wäre es nur ein einziges gewesen, und dabei hast du beim Überholen nicht mehr Treibstoff verbraucht als sie bei dem Bemühen, zurückzubleiben. Perfekt getimt! Aber woher wußtest du, daß es zu dem Stau kommen würde? Du hast dich ja regelrecht an sie herangeschlichen, ehe sich etwas Derartiges abzeichnete.«
    »Fließdynamik«, entgegnete Heem. »Obwohl jedes Schiff individuell gelenkt wird, ist der Korridor des günstigsten Kurses extrem eng, so daß die Schiffe gezwungen sind, in einer Kette zu fliegen. Und daher unterliegen sie gewissen Gesetzmäßigkeiten, wie sie bei fließenden Medien in einem Kanal gelten. Zufälligerweise verfüge ich über die Fähigkeit, solche Eigenheiten schnell zu analysieren.«
    »Das habe ich gesehen«, zollte Jessica ihm Bewunderung. »Meine eigenen Fähigkeiten erstrecken sich auf Kunst, doch diese hat eher statischen Charakter. Nachdem du dein Manöver beendet hattest, konnte ich die Präzision und Schönheit angemessen würdigen, doch ich selbst hätte es niemals zustande gebracht. Aber wird es genügend Staus geben, so daß du weitere hundertvierundvierzig Schiffe überholen kannst?«
    »Das ist zu bezweifeln. Die klugen Piloten werden sich von solchen Staubildungen fernhalten und beschleunigen; diese kann ich wohl kaum einholen, außer sie schalten sich gegenseitig aus.«
    »Vor kurzem war ich noch ziemlich pessimistisch«, gab sie zu. »Nun schöpfe ich

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