Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht
verbreitet hatte. Als der Arzt Duban dies merkte, riet er dem König, jetzt in den Palast zurückzukehren. Der König nahm dann ein Bad, wusch sich und begab sich dann wieder in den Palast. Der Arzt Duban brachte die Nacht in seinem Hause zu. Morgens stand er früh auf, verfügte sich nach dem königlichen Palast und bat um die Erlaubnis, einzutreten. Als ihm dieses gestattet worden war, küßte er die Erde vor dem König und sprach folgende Verse:
»Die Tugenden haben eine hohe Stufe erreicht, als du ihr Vater genannt wardst; und ist je ein anderer ihr Vater genannt worden, so lehnte er es ab. Du, dessen Angesicht mit seinem Glanz die dunkelste Nacht des Schicksals verwischt, dessen Angesicht immer leuchtend strahlte, wenn auch das Antlitz der Zeit immerfort drohend aussieht, deine Güte hat uns so reich beschenkt, daß du uns geworden, was die Wolken dem trockenen Lande, du hast deine Güter durch Geschenke so lange verschleudert, bis du deinen Zweck: den höchsten Ruhm, erreichest!«
Als der Arzt Duban mit diesen Versen zu Ende war, erhob sich der König, um ihn zu umarmen und neben sich sitzen zu lassen. Dann unterhielt er sich mit ihm und machte ihm kostbare Geschenke; denn als der König früh ins Bad gegangen war, fühlte er sich schon ganz geheilt und sein Körper war wie reines Silber geworden. Hocherfreut ging er daher in den Staatsrat, wohin auch der Arzt Duban kam, dem er viel Ehren erwies und den er zu seinem Tisch- und Hausgenossen machte, denn er sagte ihm: »Ein Mann wie du, der Arzt aller Ärzte und ihr Lehrer, verdient, daß er Königen diene und in ihrer Gesellschaft lebe.«
Nachdem der König der Griechen den Arzt so reich belohnt und sich über seine Kunst und Geschicklichkeit höchst verwundert hatte, sprach er: »Dieser Mann verdient alle Ehrenbezeugungen, er soll stets in meiner Umgebung sein, denn er hat ohne Medizin mich geheilt, nachdem alle Ärzte mit allen ihren Medikamenten mich aufgegeben; er soll nun mein vertrauter Freund werden.« Hierauf brachte der König die ganze Nacht sehr heiter zu und hörte nicht auf, den Arzt zu loben. Des Morgens bestieg er den königlichen Thron und als die Veziere und Großen des Reichs versammelt waren, ließ der König den Arzt rufen, behielt ihn bei sich bis Nacht und ließ ihm wieder 1000 Dinare geben; der Arzt ging nach Hause zu seiner Frau und lobte den König der Griechen.
Am folgenden Morgen bestieg der König wieder den Thron, und es kamen wie gewöhnlich die Veziere und Großen und wünschten ihm Glück und Heil. Nun hatte aber der König einen ebenso schmutzigen, als geizigen und neidischen Vezier; als dieser sah, wie gut der Arzt mit dem König stand und wie sehr er beschenkt und geehrt wurde, befürchtete er, daß der König ihn absetzen möchte, um dem Arzt seine Stelle zu geben; er beneidete ihn daher und hegte böse Gedanken gegen ihn. Als nun dieser Vezier vor den König trat und ihm Ruhm und Glück wünschte, fügte er die Worte hinzu: »O, erhabener König, tugendhafter Fürst, ich bin durch deine Wohltaten und deinen Segen groß geworden, darum muß ich dir einen wichtigen Rat geben, denn wenn ich ihn dir verschwiege, so müßte ich ein Bastard sein, der Gutes mit Bösem vergilt; wenn du es befiehlst, so werde ich dir ihn offenbaren.« Der König erwiderte: »Sprich, was hast du mir für einen Rat zu geben?« Und der Vezier antwortete: »O König! wer nicht die Folgen einer Sache voraussieht, der findet am Schicksal keinen Freund; ich habe bemerkt, daß der König nicht auf dem guten Pfade geht, denn er hat seinem Feinde Gutes getan, der den Untergang seiner Regierung wünscht und seine Wohltaten mißbraucht. Ja, du hast dich ihm so sehr genähert, daß ich für dich deshalb sehr besorgt bin.« »Wen meinst du?« sagte der König. »Wenn du schläfst, so erwache!« antwortete hierauf der Vezier, »denn ich meine den Arzt Duban, der vom Lande Suman kam.« Da fragte der König: »Und der wäre mein Feind? Der ist ja mein aufrichtigster Freund, ich achte ihn mehr, als alle Menschen, denn er hat mich geheilt, nachdem alle Ärzte an meiner Krankheit verzweifelten. Man findet in unserer Zeit seinesgleichen nicht wieder, weder im Orient, noch im Occident, nicht in der Nähe und nicht in der Ferne, und du wagst es, so etwas von ihm zu sagen? Ich werde ihm von heute an ein Monatsgehalt von 1000 Dinaren mit allen seinem Range gebührenden Ehren festsetzen, und wenn ich sogar meine Schätze und mein Königreich mit ihm teilte, so wäre es nur
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