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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich verändere nur meinen Blick, und schon weißt du, was ich will. Unsere Augenlider vermitteln unsre Anliegen, wir schweigen, aber die Liebe spricht.«
    Nach und nach ließ sie sich doch von meinen Blicken erweichen, warf das Schwert weg und sagte dem Geiste: »Wie soll ich einen Mann töten, den ich nicht kenne? Wie soll ich sein unschuldiges Blut vergießen?« »Gewiß«, sagte der Geist, »kannst du ihn deswegen nicht umbringen, weil du ihn liebst und eine Nacht mit ihm hier zugebracht hast, darum läßt du dich lieber noch so hart bestrafen, als daß du etwas gegen ihn aussagest; übrigens weiß ich ja wohl, daß alle Geschöpfe nur ihre Gattung lieben und du daher natürlich mir einen Menschen vorziehst.« Er wandte sich dann zu mir und fragte mich, ob ich diese Frau kenne, und als ich beteuerte, sie nie gesehen zu haben, gab er mir das Schwert und sagte: »Bringe sie denn um, damit du wieder frei wirst, so nur glaube ich, daß du sie wirklich nicht kennst.« Ich nahm hierauf das Schwert und ging auf das Mädchen zu.
    Als ich, fuhr der zweite Kalender in seiner Erzählung fort, mich mit dem Schwerte in der Hand ihr genähert, warf sie mir einen Blick zu, welcher deutlich sagte: »Belohnst du auf diese Weise meine Großmut?« Ich erwiderte ihren Blick mit einem andern, welcher sagen sollte: »Fürchte nichts! gern gebe ich mein Leben für das deinige hin.« Sehr gut finde ich unsere Lage in folgenden Versen beschrieben:
    »Wie mancher Liebende spricht zu seiner Geliebten mit den Augenlidern von dem, was sein Herz verbirgt. Mit einem Blicke zeigte sie dann an, daß sie ihn wohl verstanden. Wie schön steht dem Gesichte ein bedeutungsvoller Blick, wie reizend ist ein Auge, das jeden Wink versteht. Es ist, als lese der eine mit den Augen, was der andere mit den Augenlidern geschrieben.«
    Ich warf nunmehr das Schwert weg und sprach zu dem Geiste: »O du mächtiger Geist, wenn ein Weib von schwächlicher Natur, leichtfertigem Verstande und übereilter Zunge einen unbekannten Menschen nicht unschuldigerweise erschlagen wollte, wie soll ich überlegender Mann so etwas tun? lieber will ich den Todesbecher leeren, als ein solches Verbrechen begehen.« Der Geist erwiderte darauf: »Ihr sollt nun gleich erfahren, daß ihr mir nicht ungestraft trotzen dürfet.« Dann ergriff er das Schwert und hieb der Schönen zuerst die rechte und dann die linke Hand ab; sie fiel sterbend hin und winkte mir ein ewiges Lebewohl zu. Auch ich fiel in Ohnmacht und wünschte nur recht bald durch den Tod von meinen Qualen befreit zu werden. Als ich wieder zu mir kam, sagte der Geist: »Du hast gesehen, wie Untreue bestraft wird. Bei uns Geistern ist es Sitte, daß, sobald ein Weib uns untreu geworden, wir sie nicht mehr berühren dürfen, und es bleibt uns nicht übrig, als sie umzubringen. Was nun aber dich betrifft, da ich doch von deiner Schuld nicht überzeugt bin, so kannst du wählen, in welche Gestalt von folgenden Tieren du verwandelt werden willst. Du kannst unter einem Hunde, einem Esel, einem Löwen oder irgend einem anderen wilden Tiere, oder auch einem Vogel, wählen.« Da ich nunmehr beim Geiste schon einige Spuren der Milde wahrgenommen, sagte ich zu ihm: »O erhabener Geist! wie großmütig wärest du, wenn du mir gänzlich verzeihen wollest, wie jener Beneidete dem Neider verziehen.« Als der Geist fragte, was das für eine Geschichte wäre, erzählte ich ihm folgendes:
    Es wohnten einst zwei Männer hart neben einander in der Stadt. Einer derselben beneidete den anderen und gab sich alle mögliche Mühe, seinen Nachbar zu kränken und ihm allerlei Unannehmlichkeiten in den Weg zu legen. Der Neid plagte ihn so sehr, daß er zuletzt, vor Erbitterung über den immer zunehmenden Wohlstand seines Nachbars, weder essen, trinken noch schlafen konnte. Als der Nachbar dieses bemerkte, beschloß er, die Nähe eines so bösen Menschen zu meiden und nicht nur sein Haus, sondern auch die Stadt zu verlassen, um an einem fremden Orte sich niederzulassen. Er kaufte daher ein Stück Land in der Nähe einer anderen Stadt, das er mittelst einer alten Zisterne wässern und fruchtbar machen konnte. Er lebte hier still, zurückgezogen, in frommer Andacht. Er war aber so wohltätig gegen Arme, die ihn von allen Seiten her besuchten, daß man doch bald in der nahen Stadt viel von ihm redete und die vornehmsten Leute ihn zuweilen in seiner Einsamkeit besuchten. Als nun dem neidischen Nachbar dies zu Ohren kam, begab er sich auf das Gut seines

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