Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
haben, so übe du die schöne Großmut nach allen Seiten. Wer Verzeihung wünscht von dem, der über ihm steht, der erlasse die Schuld dem, der unter ihm steht.«
    Da antwortete der Geist: »Nun, ich will dich nicht umbringen, doch verdienst du auch nicht, ganz unbestraft von mir entlassen zu werden; nun schenke ich dir zwar das Leben, aber ich will dich verzaubern.« Hierauf ergriff er mich und flog mit mir so hoch, daß mir die ganze Welt wie ein weißes Gewölk vorkam; er ließ mich dann auf einen Berg nieder, nahm ein wenig Erde, murmelte Beschwörungsformeln darüber und warf mich mit dieser Erde, indem er sagte: »Verwandle deine Gestalt in die eines Affen!« worauf ich sogleich ein Affe wurde. Er aber verschwand. Ich weinte nun über meine Verwandlung und klagte das Schicksal an, das keinen Menschen in Ruhe läßt; ich stieg dann den Berg hinunter und fand eine große Wüste, die zu durchziehen ich einen Monat brauchte. Ich kam hierauf zum Ufer des Meeres und sah mich nun um, ob ich nicht ein Schiff entdecken würde; endlich bemerkte ich eines mitten im Meere, das mit gutem Wind dahinsegelte; ich brach einen Baumzweig ab, winkte damit dem Schiffe zu und lief immer hin und her nach der Richtung des Schiffes; dabei brach es mir das Herz, daß ich mich nicht mit der Sprache auszudrücken vermochte. Auf einmal lenkte jedoch das Schiff gegen das Ufer hin, bis es bei mir war und siehe da, es war ein großes Schiff, mit Kaufleuten und vielen Waren und Spezereien beladen. Als die Kaufleute mich erblickten, sagten sie zu dem Schiffskapitän: »Du bist eines Affen willen mit uns hergefahren, der, wo er ist, den Segen vermindert.« Einer sprach: »Ich will ihn umbringen;« ein anderer: »Ich will einen Pfeil nach ihm schleudern;« ein dritter: »Wir wollen ihn ersäufen.« Als ich dies hörte, sprang ich auf, lief zum Kapitän, ergriff den Saum seines Kleides wie ein um Schutz Flehender und weinte dabei so sehr, daß mir die Tränen über das Gesicht liefen. Den Kapitän und alle Übrigen befremdete dies sehr und einige fingen schon an mich zu bemitleiden, als der Kapitän sprach: »Ihr Kaufleute, dieser Affe hat sich unter meinen Schutz begeben, den ich ihm auch zu gewähren schuldig bin, wer von euch ihn nur mit einem Dorn sticht, wird mich zum Feinde haben.« Auf solche Weise war der Kapitän sehr gütig gegen mich; ich verstand alles, was er sagte, nur konnte ich meiner Zunge nicht gebieten, ihm zu antworten. Wir reisten nun fünfzig Tage lang mit günstigem Winde, dann kamen wir in eine unermeßlich große und volkreiche Stadt. Als unser Schiff in den Hafen eingelaufen war, kamen uns Boten, von seiten des Königs, entgegen, sie stiegen auf unser Schiff und sagten: »Gemeinde von Kaufleuten! Unser Sultan grüßt euch und schickt euch ein Blatt Papier, auf das jeder eine Zeile schreiben soll; denn der König hatte einen gelehrten, sehr schön schreibenden Vezier, der nun tot ist, daher hat der Sultan den höchsten Eid geschworen, daß er niemanden zum Vezier ernennen wird, der nicht so schön schreibt, als der Verstorbene.«
    Sie überreichten dann den Kaufleuten ein Blatt Papier, fuhr der Kalender fort, das zehn Ellen lang und eine Elle breit war, es schrieb jeder, der schreiben konnte, eine Zeile darauf. Da stand ich auch auf und nahm ihnen das Papier aus der Hand; aber sie schrien mir zu und packten mich, denn sie fürchteten, ich werde es ins Meer werfen oder zerreißen. Als ich daher ihre Besorgnis bemerkte, gab ich ihnen durch Zeichen zu verstehen, daß ich auch schreiben wollte, sie wunderten sich sehr darüber und sprachen: »In unserem Leben haben wir noch keinen Affen gesehen, der schreiben konnte.« Der Kapitän aber sagte: »Laßt ihn schreiben, was er will, schmiert er nur etwas hin, so jage ich ihn fort oder töte ihn, schreibt er aber gut, so nehme ich ihn an Kindesstatt an; denn ich habe noch niemanden so verständig und so gebildet als diesen Affen gefunden. Ich wollte, mein Sohn besäße diesen Verstand und diese Bildung.« Nun nahm ich das Schreibrohr, tauchte es ein und schrieb diese zwei Verse mit großen Schriftzügen:
    »Wenn die Zeit die Vorzüge der edlen Menschen aufgezeichnet hätte, so würden jetzt die Deinigen alles Geschriebene auslöschen. Möchte Gott die Welt nicht durch deinen Tod verwaisen, denn du bist der Tugend Vater und Mutter.«
    Ich schrieb dann in einer anderen Schrift noch folgende Verse:
    »Aus seiner Feder entsprießt allen Ländern Heil und er verteilt mehr Geschenke als

Weitere Kostenlose Bücher