Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
kam dann wieder mit der Prinzessin. Als diese hereintrat und mich sah, bedeckte sie ihr Gesicht vor mir und sprach: »O Vater! hat deine Eifersucht so sehr abgenommen, daß du mich zu Männern hereinkommen läßt?« Der König erstaunte und sagte: »Meine Tochter! es ist niemand hier, außer dem kleinen Sklaven, diesem Verschnittenen, der dich erzogen, und ich, dein Vater; vor wem bedeckst du also dein Gesicht?« »Vor diesem junge Manne«, antwortete die Prinzessin, »dem Sohne des Königs Aftimerus, des Beherrschers der Ebenholzinseln; ein Geist, Sohn der Tochter des Iblis, hat ihn in einen Affen verzaubert, nachdem er seine Gemahlin, die Tochter des Königs getötet, und der, den du hier als Affe siehst, ist ein gelehrter, verständiger, gebildeter und tugendhafter Mann.« Der König sah mich an und fragte: ob es wahr sei; ich nickte mit dem Kopfe ja. Er wandte sich jetzt zu seiner Tochter mit den Worten: »Ich beschwöre dich bei Gott, sage mir, woher weißt du, daß er verzaubert worden?« Da antwortete sie. »O mein Vater! als ich noch klein war, ist eine alte, falsche, verräterische Zauberin bei mir gewesen, die mich die Zauberkunst lehrte. Ich beschäftigte mich damit, lernte siebzig Kapitel davon auswendig, so daß ich mit dem geringsten Kapitel jeden Stein aus deiner Stadt im Augenblick hinter den Berg Kaf und den Ozean versetzen könnte.« Der König war sehr erstaunt darüber und sprach: »Gottes Name sei mit dir! Wie, du besitztest diese hohe Kunst, ohne daß ich etwas davon weiß? Ich beschwöre dich bei meinem Leben, befreie diesen Affen, daß ich ihn zum Vezier ernenne und mit dir verheirate.« »Recht gerne«, antwortete die Prinzessin und nahm ein Messer. Das Messer war von Eisen und der Name Gottes mit hebräischen Buchstaben darauf eingegraben: die Prinzessin zog mit einem Zirkel einen Kreis mitten im Schlosse und zeichnete Figuren in kusischer Schrift hinein. Dann fing sie an, Beschwörungen und Zaubersprüche herzusagen; da ward es auf einmal dunkel und so schwarz und alles Licht verschwand vor unsern Augen, daß wir glaubten, die Welt verschließe sich vor uns. Als wir in diesem Zustande waren, erschien uns auf einmal der Geist in Gestalt eines Löwen, so groß wie ein Kalb. Wir fürchteten uns und erschraken vor ihm. Da rief ihm die Prinzessin zu: »Zurück, du Hund!« Der Löwe antwortete: »O Verräterin! brichst du so deinen Eid? Haben wir nicht geschworen, daß wir uns einander nicht widersetzen wollen?« Sie antwortete: »Habe ich dir etwas geschworen, du Verruchter?« Da antwortete der Geist: »Du sollst haben, was du verdienst!« und öffnete seinen Rachen und stürzte auf die Prinzessin los; diese nahm aber schnell ein Haar von ihrem Kopfe, bewegte es hin und her mit der Hand und murmelte etwas dazu mit ihren Lippen; das Haar ward sogleich zu einem schneidenden Schwerte, sie schlug den Geist damit und spaltete ihn in zwei Teile. Nun ward aber der Kopf zu einem Skorpion; die Prinzessin hingegen verwandelte sich in eine große Schlange, die lange mit ihm sehr heftig kämpfte; der Geist verwandelte sich dann wieder in einen Adler und flog aus dem Schlosse weg, und die Schlange nahm die Gestalt eines Falken an und folgte dem Adler; es blieben beide eine Weile aus, zuletzt spaltete sich die Erde, es kam eine gefleckte Katze heraus, die brummte, miaute und schnarchte, bald nachher kam ein schwarzer Wolf. Auch diese kämpften lange miteinander, bis zuletzt der Wolf Sieger blieb. Da schrie die Katze und verwandelte sich in einen Wurm und kroch in einen Granatapfel, der neben einem Springbrunnen lag; der Granatapfel schwoll bis zur Größe einer Wassermelone an; da ward der Wolf zu einem weißen Hahn, der hob den Granatapfel bis zur Höhe der Türe hinauf, ließ ihn dann auf den marmornen Boden fallen, daß die Körner sich weit und breit zerstreuten, der Hahn fiel darüber her und fraß eines nach dem andern, bis nur noch ein Körnchen übrig blieb, das neben dem Springbrunnen verborgen war; der Hahn fing an zu krähen, die Flügel zu schütteln und den Schnabel zu öffnen, als wollte er fragen: ob nicht noch ein Körnchen übrig geblieben? wir verstanden ihn aber nicht; er krähte hierauf so stark, daß wir glaubten, das Schloß würde mit uns zusammenstürzen; endlich entdeckte der Hahn das Körnchen neben dem Springbrunnen und sprang darauf los, um es aufzupicken.
    Der Hahn freute sich schon und glaubte das letzte Körnchen des Granatapfels aufpicken zu können, aber es verwandelte sich in

Weitere Kostenlose Bücher