Taxi 503 (German Edition)
besser.
„Ich gebe euch genug“, Abby reckte hochmütig den Kopf in die Höhe.
„Jetzt ist doch gut“, sagte ihre Mutter hastig.
„Schnauze, Eva“, herrschte er sie an. „Schließlich lebt sie noch hier unter unserem Dach!“
„Es ist Mamas und meine Wohnung“, begehrte Abby auf. „Du hast hier gar nichts verloren!“
Er stand auf und kam drohend ein paar Schritte auf sie zu. „Du bist ganz schön frech geworden…“, sagte er leise.
„Bitte hört auf“, mischte sich ihre Mutter wieder ein, sie stellte sich zwischen ihn und Abby. „Abby, du sollst nicht immer Streit anfangen.“
„Ja klar“, lachte Abby bitter auf, doch dann wandte sie sich um und ging in die Küche.
Sie griff sich eine Scheibe Brot, von dem Aufschnitt, den sie heute Morgen gekauft hatte, war nichts mehr übrig. Abby spürte, wie Wut in ihr hochkroch. Mal wieder war sie an dem Punkt angekommen, wo sie am liebsten ihre Sachen gepackt und abgehauen wäre. Wieso tat sie sich das an?
Frau Winters Worte spukten durch ihren Kopf. Sie könnte wirklich ihr Leben selbst in die Hand nehmen, auch wenn sie nicht viel verdiente. Sie war sparsam, für sich selbst brauchte sie nicht viel Geld. Ihre Klamotten kaufte sie in Secondhand-Läden oder Billigdiscountern, was sie zum Essen brauchte, konnte sie günstig beim Türken um die Ecke bekommen. Es könnte ihr besser gehen…
Doch dann schüttelte sie den Kopf. Nein, sie wusste selbst, dass sie niemals gehen würde. Auch wenn ihre Mutter immer zu ihm hielt – Abby liebte sie. Sie war ihre Familie. Nie würde sie sie hier zurücklassen.
Wenn sie doch bloß vernünftig werden würde!
„Abby“, ihre Mutter kam in die Küche. „Musst du Klaus immer so provozieren?“
„Ich provoziere ihn? Ist das dein Ernst?“, Abby bemühte sich, nicht vor Wut zu zittern. „Er hängt den ganzen Tag hier rum, er tut nichts, sondern besäuft sich von morgens bis abends…“, sie versuchte ruhig zu bleiben, doch das war sehr schwer. „Er ist ein Nichtsnutz, Mama. Seit wie vielen Jahren sage ich dir das schon?“
„Er kann nicht arbeiten - wegen seines Rückens“, entschuldigte ihre Mutter ihn sofort.
„Es gibt immer Arbeit, die man machen kann“, Abby winkte abfällig ab, dann wurde sie sanfter, sie ging auf ihre Mutter zu und nahm sie in den Arm.
„Mama, lass uns doch von vorne anfangen. Wir brauchen ihn doch nicht“, bat sie sie inständig. Sie spürte, wie Tränen in ihren Augen aufsteigen wollten, doch Abby blinzelte sie schnell weg.
Weinen brachte auch nichts, das half einem nicht weiter, es machte nur schwach. Noch schwächer.
„Er ist kein schlechter Mensch. Warum stellst du ihn immer so hin?“, ihre Mutter schob sie energisch von sich. „Er… er kann wirklich anders sein. Nur du bist für ihn wie ein rotes Tuch, wenn du immer so herumbockst.“
Abby ging einen Schritt zurück. „Du hast es doch schon einmal geschafft, ihn zu verlassen. Warum geht es jetzt nicht? Er zieht dich doch nur mit runter. Du trinkst wieder viel zu viel!“
„Misch dich nicht in mein Leben ein, Abby!“
„Aber bezahlen darf ich, ja?“, rutschte es Abby heraus, sofort tat es ihr wieder leid.
Ihre Mutter wollte die Küche verlassen, doch sie folgte ihr schnell.
„Mama, es tut mir leid“, bettelte Abby sie an. „Ich hab‘ es nicht so gemeint…“
„Schon gut“, ihre Mutter schaute sie böse an. „Du denkst, du bist was Besseres. Wie dein Vater!“
Abby wich erschrocken von ihr zurück. Immer wenn sie von ihrem Vater anfing, traf es sie bis ins Mark, dabei hatte sie sich doch so fest vorgenommen, die wenigen Erinnerungen an ihn zu vergessen.
’Daddy muss jetzt fort, mein kleiner Darling. Aber ich komme dich holen, sobald es
geht…’
Abby presste die Hände gegen ihren Kopf, so als könne sie seine Stimme damit aus sich herauszwingen.
Schnell rannte sie in ihr Zimmer, verriegelte die Türe und schmiss sich aufs Bett. Dann griff sie nach ihrem MP3-Player und drehte die Musik voll auf.
Marc beschloss, sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Er kannte nicht viele Taxistände in der Nähe, also fuhr er zum Bahnhof und stellte sein Auto in einem Parkhaus ab.
Langsam schlenderte er auf die Wagen zu. Und als ob er es geahnt hätte, die Kleine, die man von weitem für einen Mann halten konnte, war ebenfalls wieder da. Aber sie stand nicht vorne, sondern in der Mitte der Reihe und redete mit einem Kollegen, was Marc erleichtert aufatmen ließ.
Er ging auf das erste
Weitere Kostenlose Bücher