Taxi 503 (German Edition)
diesen komischen Klamotten? Und sie hatte die weißesten Zähne, die er je gesehen hatte. Viele seine Kolleginnen gaben ein Vermögen für ein strahlendes Lächeln aus, er war sich sicher, SIE hatte es. Wenn sie denn mal lächelte – und das nicht nur, um ihn zu ärgern.
„Haben Sie genug gesehen?“, Abby war immer nervöser geworden. Sie konnte seine Blicke spüren, auch wenn er wieder eine Sonnenbrille aufhatte. Sie spürte es immer, wenn sie angesehen wurde. Es war ihr unangenehm.
„Entschuldigung“, Marc fühlte sich ertappt. „Ich habe mich nur gerade gefragt, wofür Abby die Abkürzung ist…“, stammelte er schnell hinterher.
Sie schaute kurz zu ihm hinüber. „Ist das so interessant?“
„Ja. Der Name ist nicht gerade häufig.“
„Ich heiße Abigail“, antwortete sie leise. Schon lange hatte sie ihren richtigen Namen nicht mehr genannt. Für alle war sie ‚Abby’.
„Das ist ein englischer Name – oder amerikanisch?“, fragte Marc weiter.
„Kann sein“, Abby hielt am Straßenrand an. „Hier ist ein Viertel, wo viele Migranten leben. Wenn Sie diese Straße langlaufen, finden Sie kleine Geschäfte und Cafés. Weiter durch ist ein Park, da ist ein Drogenumschlagplatz. Passen Sie dort auf“, riet sie ihm.
„Okay“, Marc fand es fast schon schade, dass sie ihn hier rauslassen wollte. Er hätte gerne mehr über sie erfahren. Ob sie gar keine Deutsche war? Oder ob ihre Eltern Latinos waren?
„Können Sie mich hier wieder abholen?“, bat er sie.
„Ja, natürlich. Wann denn?“, sie war zwar froh, dass sie seinen Fragen jetzt ausweichen konnte, aber sie freute sich trotzdem, dass er Wert darauf legte, dass sie ihn wieder fuhr.
„Sagen wir in zweieinhalb Stunden?“
„Alles klar. Ich bin dann wieder hier.“
Marc zahlte den Fahrpreis, diesmal gab er ihr ein großzügiges Trinkgeld. „Bis später“, lächelte er.
Abby schaute fassungslos auf das Geld in ihrer Hand. Das waren zehn Euro mehr, als er hätte zahlen müssen!
Sie wollte ihm noch hinterher rufen, aber er war schon in einer Seitenstraße verschwunden. Na ja, sie konnte ihm das Geld ja gleich wiedergeben.
Sie fuhr zurück zum Bahnhof, bis sie ihn wieder abholen musste, konnte sie mit Glück vielleicht noch ein paar Fahrten übernehmen.
„Na, Abby. Hast du ihm die dreckigen Seiten der Stadt gezeigt?“, tönte es ihr schon zur Begrüßung entgegen, als sie ausstieg und sich eine Zigarette anzündete.
„Einen Teil zumindest“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
„Komischer Vogel, oder?“, Robert tippte sich an die Stirn, offenbar hatte er ihn nicht erkannt.
„Ein Fahrgast“, Abby zuckte mit den Schultern. Sie wollte nicht mehr über ihn sprechen, sie wüsste auch nicht, was.
So recht wurde sie aus diesem Warnke nicht schlau, sie hatte für sich noch nicht entschieden, ob sie ihn nett finden sollte oder nicht.
Marc schaute sich neugierig im Viertel um. Er war schon lange nicht mehr in solchen Gegenden gewesen, es war laut und quirlig, aber nicht unbedingt unangenehm. Die kleinen Geschäfte zogen ihn an, er ging in eines hinein und holte sich eine Kleinigkeit zu essen.
Dabei fielen ihm die unterschiedlichsten Sprachmixe auf und dieser komische Slang, den die Jugendlichen hier sprachen – und den er grauslich fand.
Marc bummelte weiter, ließ sich einfach ein bisschen treiben. Er betrachtete die Leute, dabei schien er hier nicht weiter aufzufallen.
Jetzt kam er zu diesem Park, vor dem Abby ihn gewarnt hatte. Auf den ersten Blick erschien ihm nichts auffällig, doch beim näheren Hinblicken entdeckte er Männer, die alleine unterwegs waren. Einer wurde angesprochen und blitzschnell wechselte etwas den Besitzer.
Marc hatte genug gesehen, er beschloss, Abbys Warnung ernst zu nehmen. Er schlenderte durch die Straßen, kehrte dann in ein Cafe ein. Marc nahm sich eine Zeitung, aber mehr als Tarnung, vielmehr lauschte er den Gesprächen, die hier geführt wurden.
Als es Zeit wurde aufzubrechen, beschloss Marc, auf jeden Fall noch ein paar Mal hierher zurückzukehren. Er fand es interessant, die Leute zu beobachten. Er hatte das immer schon gemocht und jetzt war ihm dies für seinen Beruf sehr nützlich.
Auf dem Rückweg entdeckte er noch einen anderen Park, in dem waren viele Großfamilien unterwegs und dieses bunte Sprachwirrwarr setzte sich auch hier fort. Es ging hier sehr fröhlich zu, das warme Frühlingswetter schien alle ins Freie zu locken.
Er kam erneut an einem Cafe vorbei,
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