Taxi 503 (German Edition)
wäre sie so schnell weg, so schnell könntest du gar nicht gucken.“
„Was maßt ihr euch an?“, Anni hieb mit ihrer Faust wütend auf den Tisch. „Ihr hattet mir versprochen, Abby vorurteilsfrei gegenüber zu treten. Wenn ich gewusst hätte, wie unmöglich ihr euch benehmt, hätte ich Marc davon abgeraten, das arme Mädchen hier mit hinzunehmen.“
„Das arme Mädchen!“, Marcs Vater lachte höhnisch auf. „Sie kann doch froh sein, wenn sie mal in so eine Umgebung wie hier kommt. Marc – sie will dich ausnutzen. Wie kannst du nur so blind sein und das nicht sehen?“
„Ich fasse es nicht, wie ihr euch hier aufführt“, Marc schüttelte entsetzt den Kopf. Wie hatte er sich so dermaßen täuschen können?
„Abby ist die Frau, die ich von ganzem Herzen liebe. Und sie hat es nicht verdient, dass ihr sie so mies behandelt.“
„Liebe! Liebe!“, Manfred funkelte Marc wütend an. „Wenn ich das schon höre! Sie hat dir den Kopf verdreht und du bist ihr in die Falle gegangen. Junge, ich kann ja verstehen, dass sie anziehend auf dich wirkt. Sie ist ein hübsches Ding, das muss man ihr lassen. Und ich kann mir auch vorstellen, wo ihre Qualitäten liegen, aber…“
„Da bist du ja wieder, Abby“, Anni unterbrach Manfred sehr laut und dieser verstummte dann auch prompt.
Abby setzte sich wieder an den Tisch, sie war wohl in ein Gespräch hineingeplatzt, das nicht für ihre Ohren bestimmt war. Und irgendwie konnte sie sich schon denken, worum es dabei gegangen war.
Marc beugte sich zu ihr hin und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Alles klar?“, raunte er.
„Ja“, sie versuchte so natürlich wie möglich zu klingen, doch dass ihr das nicht gelungen war, wusste sie selbst nur zu gut.
„Sind Sie fertig?“, Emma kam zu Abby und deutete auf ihren Teller, von dem Essen hatte Abby kaum etwas hinunter bekommen.
„Ja, danke. Das war sehr gut, aber ich hatte nicht soviel Appetit“, Abby lächelte Emma lieb zu, sie hoffte, sie nicht gekränkt zu haben, weil sie soviel übrig gelassen hatte.
„Abby ist auch eine hervorragende Köchin“, zwinkerte Anni ihr zu, als Emma abgeräumt hatte. „Hast du dir das selbst beigebracht?“
„Ja, ich habe…“
„Manfred hat übrigens wieder einen großen Auftrag bekommen“, fiel Ingrid Abby ins Wort. Sie sah Abby nicht an, sondern redete ausschließlich in die Richtung von Anni und Marc.
„Das hört sich sehr interessant an“, versuchte Abby mit ihr ins Gespräch zu kommen. „Wo wird das Gebäude denn stehen?“
„Übrigens macht die Druckerei Wenniger die Werbebroschüren dafür. Melanie wird das Konzept dafür entwickeln“, erklärte Manfred seinem Sohn.
In Marc brodelte es weiter. Okay, seine Eltern hatten das Sticheln gegenüber Abby eingestellt, jetzt ignorierten sie sie kategorisch. Er warf Anni einen Blick zu, sie schüttelte unmerklich den Kopf, offenbar war sie genauso entsetzt über das Verhalten seiner Eltern.
Abby startete noch zwei weitere Anläufe, um ein Gespräch mit seinen Eltern aufzubauen. Sie fragte interessiert nach den Skulpturen und etwas über den schön angelegten Garten. Doch Marcs Eltern taten einfach so, als wäre sie nicht da. Gott sei Dank antworteten Anni und Marc auf ihre Fragen, so entstand zumindest kein peinliches Schweigen.
Abby zog es dann vor, gar nichts mehr zu sagen, es sei denn, jemand richtete das Wort an sie.
Das Dessert wurde serviert, Emma hatte sich sehr viel Mühe gegeben und verschiedene Mousse gezaubert, das Ganze war liebevoll dekoriert.
„Das sieht sehr schön aus“, lächelte Abby ihr zu, die Hausdame bedankte sich freundlich für das Lob.
Abby versuchte, wenigstens ein bisschen davon zu essen, aber es ging nicht. Die Anspannung war zu groß und ihr Magen rebellierte beim kleinsten Bissen.
Marc war aufgefallen, dass Abby immer mehr verstummt war. Dabei hatte sie sich wirklich große Mühe gegeben, seine Eltern in ein Gespräch zu verwickeln, doch die behandelten sie, als wäre sie Luft.
Marc war unglaublich wütend, er musste aufpassen, dass er seine Eltern nicht einfach anbrüllte. Das hier würde er ihnen so schnell nicht vergessen – und jetzt konnte er nur hoffen, dass Abby durch das schäbige Verhalten ihr gegenüber nicht völlig aus der Bahn geworfen war. Sie hielt sich sehr gut, aber er konnte ihr anmerken, dass sie verunsichert war.
Er beschloss, dem grausamen Spiel ein Ende zu setzen.
„Danke für die Einladung“, lächelte er dann seinen Eltern zu.
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