Taxi 503 (German Edition)
mit ihm zusammen zu leben, aber die Wirklichkeit sah leider anders aus.
Ihre Wirklichkeit sah anders aus.
„Du… du musst jetzt nicht sofort darauf antworten“, Marc schluckte nervös, ihr Schweigen beunruhigte ihn. „Überleg’ es dir in Ruhe…“
‚Abby – sag was!’ , schrie sie sich innerlich an.
„Marc, dein… dein Angebot ist toll und… also ich freue mich darüber. Wirklich“, schon wieder kämpfte sie mit den Tränen. Wieso konnte sie nicht einfach ‚Ja’ sagen? Wieso musste alles immer so verdammt schwierig sein?
„Mir geht es auch genauso. Ich liebe dich und ich vermisse dich auch, wenn du nicht bei mir bist“, ihre Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern.
„Ich hab’ das Gefühl, da kommt jetzt ein ‚Aber’“, lächelte er traurig.
Abby nickte. „Es geht leider nicht. Ich… also… meine Mutter… ich… ich kann sie nicht alleine lassen. Ich muss mich um sie kümmern“, weinte sie leise.
„Abby“, Marc zog sie fest an sich und drückte ihren Kopf an seine Brust.
„Es geht leider nicht“, schluchzte Abby. Ein heftiger Weinkrampf ließ ihren Körper unter seinen Händen erzittern.
Marc war richtig geschockt von ihrer Reaktion. Mit Zurückhaltung hatte er gerechnet, dass er sie sanft überreden müsste , auch – aber nicht damit, dass sie wie ein Häufchen Elend jetzt auf seinem Schoß saß.
„Abby – es findet sich für alles eine Lösung“, er küsste sie auf ihre Haare, streichelte beruhigend über ihren Rücken.
„In diesem Fall wohl nicht…“
„Es gibt Hilfen für Alkoholkranke, mein Engel“, er wiegte sie wie ein Kind in seinen Armen. „Ich habe mich schon umgehört, es gibt in der Stadt eine sehr gute Klinik, die stationäre und ambulante Therapien anbietet.“
„Ich weiß nicht, ob sie da zustimmen würde“, Abby schüttelte leicht den Kopf.
„Abby“, Marc schob sie jetzt etwas von sich. „Deine Mutter ist für ihr Leben selbst verantwortlich. Du kannst dich nicht für sie aufopfern. Dass du ihr hilfst, ist ja aller Ehren wert, aber deine Hilfe sollte so aussehen, dass du sie dabei unterstützt, von der Sucht loszukommen. Indem du nur Geld ranschaffst und ihr alles hinterher räumst , hilfst du ihr nicht. Im Gegenteil: Du machst es ihr doch nur bequemer, sie muss sich um nichts kümmern…“, er redete eindringlich auf sie ein. „Du unterstützt sie in ihrem Suff! Du meinst es sicher nur gut, aber das ist der falsche Weg.“
Abby stand von seinem Schoß auf und griff nach ihren Zigaretten.
„Meine Ma hat sich auch für mich aufgeopfert. Sie hat sich für mich entschieden, obwohl es sicher einfacher gewesen wäre, mich abzutreiben. Ich kann sie nicht alleine lassen“, Abby sog tief an der Zigarette.
„Du bist doch nicht aus der Welt, nur weil du bei mir wohnst. Du kannst sie doch besuchen“, sagte Marc sanft. „Wenn du bei ihr bleibst und alles für sie machst, wird sie vielleicht nie aufwachen. Deine Mutter ist jung – sie kann noch was aus ihrem Leben machen, vorausgesetzt , sie kommt vom Alkohol weg. Vielleicht ist das genau der Auslöser, den sie braucht, um aufzuwachen: Nämlich dass du deinen eigenen Weg gehst und sie sehen muss, wie sie ohne dich klarkommt.“
Abby lief auf der Terrasse auf und ab. Als sie die Zigarette zu Ende geraucht hatte, zündete sie sich sofort die nächste an.
Marc beobachtete sie gespannt. Dass sie soviel rauchte, deutete er mal als ein Zeichen, dass er wirklich etwas in ihr in Gang gesetzt hatte.
In Abby drehte sich irgendwie alles. Sie versuchte, ihre Gedanken in eine klare Struktur zu bekommen, doch das war gar nicht so einfach. Sie fühlte sich hin- und hergerissen.
Einerseits war da das unbändige Verlangen, Marcs Angebot mit fliegenden Fahnen anzunehmen. Das wäre ein großer Schritt, diese Verbindung zwischen ihnen in eine wirklich reale Form zu bringen. Die Zukunft mit Marc würde greifbarer werden – sie wären dann ein richtiges Paar, mit allem Drum und Dran.
Es war verlockend, Abby wollte es so sehr, die Sehnsucht nach ihm brachte sie doch jedes Mal um, wenn sie alleine zuhause war.
Und sie würde weg sein von ihm. Ihn nicht jeden Tag sehen müssen. Sie würde sicher sein. Was für eine Aussicht…
Aber dann kam ihr wieder ihre Mutter in den Sinn. Wie sie immer auf dem Sofa lag, hilflos, betrunken.
Würde sie einer Therapie zustimmen? Abby würde ein großer Stein vom Herzen fallen, wenn sie sich dazu wirklich durchringen könnte. Doch das würde auch bedeuten, dass
Weitere Kostenlose Bücher