Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
etwas von dem ‘mysteriösen’ Opfer ablenken. Meinetwegen können sie aus dieser Lucy Hackfleisch machen.”
“Geht klar, Lieutenant.” Lincoln lächelte sie an. “Wie geht es mit dem Strangler voran?”
Sie stöhnte. “Langsam. Ich bin gerade auf dem Weg, mich mit Agent Baldwin zu treffen.”
Marcus lehnte sich in seinem Stuhl zurück. “Weißt du, Taylor, wegen ‘Agent Baldwin’ …” Er machte mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft. “Das musst du nicht machen, weißt du. Es interessiert niemanden …”
Sie warf ihm einen Blick zu, der ihn mitten im Satz innehalten ließ. Dann grinste er, stand auf und räusperte sich. “Komm, Lincoln, wir müssen uns einen Haftbefehl für Lucy Johnson besorgen.”
Taylor hielt ihn auf. “Hey, verfasst bitte eine Pressemeldung, sobald sie verhaftet ist, damit die Presse weiß, dass es vorwärts geht. Sie werden sich eh beim Nachtgericht herumtreiben, da geschieht es der Dame nur recht, wenn sie beim Einbuchten gefilmt wird.”
Sie verließen das Büro, Lincoln ein Liedchen pfeifend, Marcus mit hoch erhobenem Kopf. Sie hatten einen guten Job gemacht, indem sie Lucy Johnsons Märchen entlarvten, und das wussten sie.
Taylor schaute ihnen nach und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Agent Baldwin. So viel also dazu. Sie war zu leicht zu durchschauen. Sie stand auf und sammelte ihre Papiere zusammen. Es war an der Zeit, von hier wegzukommen. Sie verließ das Büro und das Gebäude, hielt nur kurz auf der Treppe an, um sich eine Zigarette anzuzünden. Als sie das Feuerzeug zurück in die Tasche steckte, sah sie Fitz auf sich zukommen.
“Lieutenant, gut, dass ich dich noch treffe.”
“Was gibt’s, Fitz? Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause.”
“Ich bringe dich zum Auto.” Er trat neben sie. “Ich habe gerade mein Gespräch mit Julia Page beendet. Auf der Straße geht das Gerücht um, dass Terrence Norton das Drogengeschäft für die gesamte Ostseite übernimmt. Aber es braucht mehr als ein paar kurze Unterhaltungen mit einigen Informanten, um die ganze Geschichte in Erfahrung zu bringen. Wir müssen eine vollständige Ermittlung einleiten, mit Undercover-Leuten und allem Drum und Dran. Leider ist es nichts, was sich mal so eben über Nacht aufklären ließe.”
Sie erreichten Taylors Wagen. Sie lehnte sich dagegen, nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette, dachte nach.
“Fitz, lass uns die ganze Geschichte abgeben. Sprich mit Julia Page und erkläre ihr, dass wir die Sache dem TBI übergeben. Die Mordkommission kann nicht dafür verantwortlich sein, einen Drogendealer hochzunehmen. Sie sollen die Führung übernehmen, und wenn sie Unterstützung von Metro brauchen, sollen sie mit Price sprechen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und der ganze Kram. Wie klingt das für dich?”
“Wunderbar. Wir werden mit Terrence Norton noch früh genug auf unserer Seite des Zauns zu tun haben.”
Sie klopfte ihm auf den Arm. “Ich fahre jetzt nach Hause, arbeite noch ein bisschen am Strangler. Oh, da fällt mir ein, Marcus und Lincoln …”
“Ja, ich weiß. Keine Verbindung zum echten Rainman. Ich wünschte, wir hätten den Fall gelöst und mit einer roten Schleife versehen Betsy übergeben können. Warten wir immer noch auf ihre DNA-Ergebnisse?”
“Ja. Ich habe noch nichts darüber gehört, ob es eine Übereinstimmung gab oder nicht.”
“Wenn ich etwas höre, rufe ich dich an. Versuch dich ein wenig auszuruhen. Morgen früh greifen wir wieder an.” Er gab ihr einen Klaps auf den Po, zwinkerte ihr zu und schlenderte davon.
39. KAPITEL
B aldwin wirbelte wie ein Derwisch durch das Haus. An dem einen Ohr hatte er sein Handy, am anderen das Mobilteil des Haustelefons. Der Computer war angeschaltet, sein Laptop summte eifrig vor sich hin, und Whitney Connollys Laptop nahm einen Ehrenplatz in der Mitte des Couchtisches ein.
Eine neue Nachricht blinkte auf dem Monitor. Sie war von dem gleichen Absender wie die anderen poetischen E-Mails.
Er hörte Taylor durch die Tür kommen, aber schaute kaum auf, sondern murmelte nur ein abwesendes “Hi” und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Sie trat zu ihm hin, um zu sehen, was er da auf dem Schirm hatte.
Sie las die Worte laut vor.
“Dies kann man nicht als ein Vergehn
und den Verlust der Jungfernschaft ansehn.
Der Floh genießt, bevor er freit
,
und wird von einem Blut aus zweien breit
,
und wir, herrje, sind nicht zu mehr bereit!
Baldwin ließ sich in den Ledersessel sinken und schob sich die
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