Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
passiert war. Diese Mörder taten, was sie wollten. Ein Profil von ihnen zu erstellen war beinahe ein Witz; man wusste nie, was sie tun oder lassen würden.
Okay, reiß dich zusammen, schalt er sich. Er musste sich konzentrieren, es gab zu viel, was erledigt werden musste. Er begann eine Liste zu schreiben, während er die Nummer der Außenstelle in Louisville wählte. Eine Frau ging ans Telefon, und er bat darum, mit dem verantwortlichen Agenten sprechen zu dürfen.
“Das bin ich, Special Agent in Charge Eleanor Walker. Wie kann ich Ihnen helfen?”
Baldwin stellte sich vor. “Ich habe eine Identifizierung Ihrer brünetten Leiche. Ihr Name ist Noelle Pazia, und sie ist Studentin an der UNC Asheville. Er hat sie mitgenommen, und niemand hat sie sofort vermisst. Der Mord wird dem Southern Strangler zugerechnet, auch wenn die mir vorliegenden Informationen nicht mit seinem MO übereinstimmen. Bin ich da richtig informiert?”
“Ja, das sind die Informationen, die wir hier haben. Die Tatsache, dass das Mädchen aus Asheville ist, würde mir eigentlich sagen, dass es sich um den Strangler handelt. Aber das völlige Fehlen von Gewaltanwendung hat mich auch irritiert. Wir haben eine vorläufige Todesursache genannt bekommen – sieht so aus, als wenn sie erstickt wäre. Ihr Histaminwert ist sehr hoch, punktförmige Blutungen – der Gerichtsmediziner nennt es SAA, schweres allergische Asthma. Sie hatte eine tödliche Asthmaattacke. Wir werden so viele Beweise wie möglich sammeln und sie dann umgehend nach Quantico schicken.”
Eine Asthmaattacke. Das war interessant. Vielleicht war sie gestorben, bevor er sie umbringen konnte. Das würde erklären, warum ihr Körper unversehrt war.
“Danke, ich weiß das sehr zu schätzen, Agent Walker. Im Moment weiß ich auch nicht mehr als Sie. Ich verfolge zurzeit eine Spur hier in Nashville und wurde gerade darüber informiert, dass wir einen Agenten verloren haben. Ich stecke gerade bis über beide Ohren drin, wenn Sie so wollen.”
“Bitte sagen Sie mir, dass es nicht Jerry Grimes war?”
“Sie kennen ihn?”
“Ja. Es gab heute Nachmittag ein paar Gerüchte. Ich habe früher am Tag mit ihm telefoniert, ihm die Bilder vom Tatort geschickt und von der Leiche, die wir nun als Noelle Pazia identifiziert haben. Er klang betrunken. Hatte er einen Unfall?”
Baldwin war nicht gewillt, die näheren Umstände von Grimes’ “Unfall” darzulegen. “Ja, so könnte man sagen. Die Lage ist im Moment noch ein bisschen unsicher.”
“Verdammte Schande. Ich hasse es, einen von den Guten zu verlieren.”
Baldwin fiel in sich zusammen. Grimes’ Tod würde ihn verfolgen.
“Da haben Sie recht. Er war einer der guten Jungs.”
“Vielleicht können Sie mir noch ein paar mehr Informationen geben, Agent Baldwin. Wir haben unser eigenes verschwundenes Mädchen, welches ebenfalls vermisst gemeldet wurde. Ivy Tanner Clark. Ihr Vater ist Tanner Clark, der Pferdemagnat. Und er macht so einen Aufstand, dass Sie es eigentlich bis nach Nashville hätten hören müssen.”
Baldwin setzte sich hin. Mist. “Okay, es gibt etwas, das Sie wissen sollten. Uns ist gerade erst aufgefallen, dass der Mörder Gedichte hinterlässt, wenn er ein Mädchen entführt. Sie müssen in Ivy Clarks Auto gucken, in ihren persönlichen Sachen. Schauen Sie nach, ob er eine Nachricht hinterlassen hat.”
“Diese Information stand nicht in den Fallnotizen.” Sie klang verärgert, und Baldwin entschied, sie zu unterbrechen.
“Wir haben es nicht zurückgehalten, sondern wissen selbst erst seit ein paar Tagen von den Gedichten. Können Sie mir einen Gefallen tun und nachschauen, ob da eins ist? Rufen Sie mich an, sobald Sie es wissen.” Er ratterte seine Handynummer herunter und verabschiedete sich dann.
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und tätigte dann den Anruf, vor dem er sich am meisten scheute. Mit klopfendem Herzen wählte er die Nummer seines Chefs. Garrett würde über diesen Anruf nicht erfreut sein.
Er antwortete nach dem ersten Klingeln.
“Ich weiß es bereits”, bellte er. “Hast du es nicht kommen sehen?”
“Vielleicht, aber ganz gewiss habe ich nicht mit so einem Ausgang gerechnet.”
Garretts Stimme wurde sanfter. “Du kannst ja nichts dafür; ich hätte eher anordnen sollen, dass Grimes von dem Fall abgezogen wird.”
“Eher? Was meinst du mit eher?”
“Ich habe vor ein paar Stunden mit Grimes gesprochen. Ihm gesagt, dass er alles fallen lassen und seinen Hintern
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