Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
Mauer zu. Sie verpasste den Knöchel, der zu dem Schuh gehörte, nur um eine Millisekunde. “Verdammt, er ist über die Böschungsmauer abgehauen. Parks!”, schrie sie. “Parks, bring deine verdammten Hunde hierher! Er ist über die Mauer weg.”
Dann nahm sie Anlauf, zog sich mit einem Sprung auf und über die Mauer und landete hart auf der anderen Seite. Für einen Moment blieb ihr der Atem weg. Sie hörte Rascheln und unterdrückte Flüche. Lincoln und Marcus kamen ihr nach.
“Bist du okay, Lieutenant?” Marcus zog sie auf die Füße.
“Ja ja, los jetzt. Er ist da entlang gelaufen.” Sie zeigte auf den dunklen Wald. Lincoln und Marcus schalteten ihre Taschenlampen an. Sie hörten, wie jemand schnell durch das Unterholz lief. Die Hunde bellten, Menschen riefen. Taylor folgte dem Lärm.
Zweige schlugen ihr ins Gesicht, und sie hielt einen Arm vor sich, um die Schläge abzufedern. Die schemenhafte Gestalt, die sie jagten, konnte nicht mehr als knappe vierzig Meter vor ihnen sein. Es war schwierig, hier zu laufen. Marcus stolperte über einen Ast, und seine Taschenlampe erlosch, womit nur noch Lincoln ihnen den Weg leuchten konnte. Dann erreichten sie eine Lichtung und rannten über ein Feld, das hinter einer Farm lag. Taylor konnte den Mann sehen, den sie verfolgten. Ihm ging die Puste aus, er wurde langsamer. Sie machte Boden gut. Zu ihrer Rechten hörte sie einen Hund, der in ihre Richtung kam. Sie wollte von ihm nicht mit dem Täter verwechselt werden; er würde nicht erst fragen, bevor er zubiss.
Sie strengte sich noch ein bisschen mehr an, griff mit ihren langen Beinen weit aus, rannte so schnell sie konnte. Der Mann war nur noch fünf Meter entfernt, dann drei … Sie sprang ab und schlang ihre Arme um ihn, riss ihn von hinten zu Boden. Er kämpfte und trat um sich, schlug mit den Armen, schrie sie an. Lincoln war direkt hinter ihr und packte die Beine des Mannes, versuchte, auch die Arme festzuhalten. Der Mann drehte sich nur ein kleines bisschen in Taylors Griff, und auf einmal sah sie nur noch Sterne. Die Wucht seiner Faust riss ihren Kopf zurück, und beinahe hätte sie losgelassen. Plötzlich war Marcus da, und gemeinsam mit Lincoln hatten sie ihn. Sie rollten ihn auf den Bauch und legten ihm Handschellen an. Taylor dachte endlich daran, wieder zu atmen. Ihr tat alles weh.
Der Schäferhund war nur drei Meter entfernt, saß im perfekten Sitz und bellte den Verdächtigen wütend an. Der Tumult aus Rufen und Bellen übertönte beinahe die Schreie des Verdächtigen.
“Geht von mir runter, ihr Schweine! Ich hab nichts getan. Lasst mich verfickt noch mal los.” Unter Marcus’ und Lincolns gemeinsamem Gewicht konnte er sich kaum bewegen.
Der Hundeführer kam und rief seinen Hund. Der Schäferhund bellte noch ein paarmal, dann stellte er sich auf und winselte. Regentropfen glitzerten auf seinen Barthaaren. Vier weitere Männer kamen zu ihnen, und Lincoln rollte sich zur Seite und gewährte ihnen Zugriff. Marcus stand auf und zog den Mann mit sich. Die Officer riefen Befehle durcheinander, schubsten den Verdächtigen herum. Taylor rollte auf den Rücken, setzte sich dann auf und versuchte, tief durchzuatmen.
“Ich sag Ihnen doch, ich hab nichts getan. Ihr habt den Falschen. Lasst mich los!”
“Ist er das?”, fragte Taylor. Unter ihrer autoritären Stimme verebbte der Tumult sofort. “Haben wir das Schwein?”
Der Mann wurde beinahe bis auf die Unterhose ausgezogen und durchsucht. Immer wieder kamen bestätigende Kommentare.
“Hab hier eine Skimaske.”
“Hier ist ein Messer.”
“Er hat ein Seil in der Tasche. Halts Maul, du Irrer. Wir haben dich bei den Eiern.”
Taylor stand auf. Sie ging zu dem Mann, der immer noch zappelte. Er hielt inne, als er sie sah, und schaute sie mit einem verrückten Lächeln an. Ihr Auge tat weh, ihr Kopf tat weh, ihre Beine waren müde. Aber es sah so aus, als hätten sie ihren Mann.
Mehrere Taschenlampen waren auf ihn gerichtet, sodass sie sich einen guten ersten Eindruck verschaffen konnte. Sie betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. Er trug schwarze Cargohosen und ein schwarzes T-Shirt. Er war dünn und drahtig, Muskelstränge wanden sich um seine Unterarme. Er trug schwarze Kampfstiefel.
“Kleiner Ninjakämpfer, was? Wie heißt du?”
“Fick dich.”
“Schöner Name. Hat er irgendeinen Ausweis dabei?”
Weiteres Abklopfen, dann ein Lachen. “Er hat sein Portemonnaie in der Hosentasche. Was für ein Idiot.” Der Officer reichte Lincoln die
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