Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
jungen Nanny ihrer Kinder. Sie atmete tief ein und begann zu sprechen, wobei sie ihre Augen weiter auf Gabrielle gerichtet hielt.
“Sie sagt, dass sie und Jake eine Affäre haben. Dass sie sich lieben. Dass es meine Schuld ist, weil ich ihn nicht genug geliebt habe. Stimmt das so ungefähr, Gabrielle? Ich liebe meinen Ehemann nicht genug, also fühltest du dich bemüßigt, einzugreifen und ihn für mich zu lieben? Verlass sofort mein Haus,
voi poco squaldrina. VOI SORCA!”
Gabrielle riss die Augen auf, und Taylor erkannte, dass Quinn sie mit einem fürchterlichen Schimpfwort bedacht haben musste. Das Mädchen schrie auf, warf ihre langen Haare über die Schulter und rannte aus dem Raum.
Quinn brach auf einem antiken Stuhl, der nicht aussah, als könnte er ihr Gewicht tragen, zusammen. Sie sah so dünn, so zerbrechlich aus, dass Taylor einfach den Arm ausstrecken musste und ihr, wie sie hoffte, tröstend die Schulter tätschelte. Quinn versteifte sich sofort. Taylor zog ihre Hand wieder weg.
“Es tut mir leid, Quinn. Es tut mir leid, dass die Dinge so gelaufen sind. Sind Sie sicher, dass es nichts gibt, was Sie uns erzählen wollen?” Taylor sprach leise, beschwörend, als wenn Quinn eine erschreckte Katze wäre, die sie unter der Couch hervorlocken wollte. Einen Moment lang rührte sich Quinn gar nicht, dann seufzte sie. Aller Kampfgeist war aus ihr gewichen.
“Lassen Sie uns zurück in die Bibliothek gehen. Ich werde Ihnen auf jede nur erdenkliche Weise helfen.”
Gemeinsam gingen sie wieder zurück. Taylor und Baldwin nahmen erneut ihre Positionen auf der Couch ein und beobachteten Quinn, die unruhig auf und ab lief. Sie unterbrachen sie nicht, als sie endlich anfing zu sprechen.
“Jake und ich haben jetzt schon seit einiger Zeit Probleme. Nun, seit einigen Jahren, sollte ich wohl besser sagen. Wir hatten einen Streit, einen fürchterlichen, grauenhaften Streit an einem Samstagabend vor zwei Monaten. Jake bereitete sich mal wieder auf eine Geschäftsreise vor. Sie wissen ja, für seine Arbeit ist er beinahe jeden Tag unterwegs. Ich wollte, dass er zu Hause bleibt, sich einmal für mich und nicht für Health Partners entschied. Das war der Moment, wo er zugegeben hat, mich betrogen zu haben. Er hatte sich mit der Praktikantin einer Marketingfirma eingelassen, mit der er zusammenarbeitete. Die Affäre war nur kurz, ein paar Tage, aber es war, als hätte er da beschlossen, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein wollte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Welche Frau ist schon darauf vorbereitet, zu erfahren, dass ihr Mann sie nicht mehr liebt? Ich hab das Einzige getan, was mir eingefallen ist. Ich habe die Scheidungspapiere aufsetzen lassen und sie ihm am letzten Montagabend gezeigt. Deshalb bin ich nicht rangegangen, als Whitney mich angerufen hat. Ich habe meinem Mann gesagt, dass er sich von mir, den Kindern, dem Haus und meinem Geld verabschieden kann. Er stürmte aus dem Haus, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.”
Baldwin tippte mit dem Finger auf die Armlehne der Couch. “Er hatte eine Affäre mit einer Praktikantin? Wissen Sie, ob das hier in der Stadt oder irgendwo außerhalb stattgefunden hat?”
“Ich hege die Hoffnung, dass Jake so viel Anstand besessen hat, seinen Liebschaften in der Ferne nachzugehen.” Sie hielt einen Moment inne, überlegte. “Natürlich habe ich damit falschgelegen. Gabrielle und Whitney. Direkt vor meiner Nase. Mein Gott, ich bin so eine unglaublich dumme Gans.”
“Das sind Sie natürlich nicht. Diese Dinge passieren”, beruhigte Baldwin sie. “Es tut mir leid, dass Sie das durchmachen müssen, Mrs. Buckley. Aber die Affäre, die Praktikantin. Wissen Sie …”
“Ich glaube, es war in New Orleans, während des Mardi Gras; irgendwie so etwas.”
“Hat er einen Namen erwähnt?”
“Oh, irgendetwas Französisches. Er fing mit einem J an.”
“Jeanette Lernier?”, hakte Baldwin nach.
Quinn winkte ab. “Kann sein. Ich war ehrlich gesagt nicht sonderlich erpicht darauf, alle pikanten Details zu erfahren.” Sie schwieg wieder, dachte nach. “Warten Sie. Sie wussten den Namen. Sie wussten bereits, dass er mit ihr etwas hatte. Wie konnten Sie … ach, ich will es gar nicht wissen.” Sie hörte auf zu reden, geschlagen, mit der Hand ihre Augen bedeckend.
Baldwins und Taylors Blicke trafen sich. Quinn musste es erfahren. Baldwin atmete tief ein. “Jeanette Lernier war das zweite Opfer des Southern Strangler.”
Quinns Hand fiel herunter,
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