Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
und sie riss ihre Augen auf. Langsam dämmerte ihr die Erkenntnis.
“Oh mein Gott”, flüsterte sie.
Ihnen lief die Zeit davon. Taylor räusperte sich. “Jake hat sich diese Woche nicht zu Hause gemeldet? Kein Wort von ihm?”
“Nein, Lieutenant, kein Ton.” Sie lachte schrill. “Vielleicht habe ich die Sachen doch nicht so gut im Griff gehabt. Ich hätte ihm die Wahrheit gleich am ersten Tag sagen sollen, als wir uns kennengelernt haben.”
Baldwin sprach sehr sanft. “Die Wahrheit über was, Mrs. Buckley?”
Sie schaute ihn einen Moment an, kühl, abschätzend. Dann drehte sie sich weg. “Die Wahrheit darüber, was mit Whitney und mir passiert ist, als wir noch Kinder waren. Darüber, was für eine Farce unsere Leben waren. Sie erinnern sich”, beschuldigte sie Taylor. “Als Polizistin kennen Sie die ganze Geschichte sehr wahrscheinlich bereits.”
Alle drei schraken zusammen, als Taylors Telefon klingelte. Sie war versucht, es klingeln zu lassen, aber sie wusste, dass sie rangehen musste. “Es tut mir leid. Bitte lassen Sie mich nur eben diesen einen Anruf entgegennehmen. Ich kenne nicht die ganze Geschichte, Quinn. Polizeiberichte und Gerichtsmitschriften erzählen nur die Hälfte. Ich würde gerne auch Ihre Seite hören. Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment.”
Sie schaute auf das Display. Es war Fitz. Sie ging aus dem Zimmer und nahm den Anruf entgegen. “Jackson hier.” Als er sprach, konnte sie nicht glauben, was sie hörte.
Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie zurück in die Bibliothek. Baldwin und Quinn waren schweigsam, zurückhaltend. Taylor straffte die Schultern, bevor sie sprach. Diese Neuigkeiten würden einen so tiefen Riss durch Quinns Leben ziehen, dass er sehr wahrscheinlich nicht wieder repariert werden konnte.
“Quinn, bitte. Ich habe Neuigkeiten von Jake.”
Quinn schaute sie nicht an, sondern sank elegant in einen Sessel und faltete die Hände im Schoß. Sie drückte sie so fest zusammen, dass die Knöchel weiß hervortraten. “Immer heraus damit. Dieser Tag kann nicht schlimmer werden.”
“Quinn, Jake ist verhaftet worden. Man hat sein Auto auf der I-65 von Kentucky in südlicher Richtung nach Nashville angehalten. Er hatte …” Ihre Stimme zitterte kurz, gewann dann aber wieder an Stärke. “Er hatte eine Leiche im Kofferraum. Wir glauben, dass es sich um Ivy Tanner Clark handelt, das Mädchen, das gestern in Louisville als vermisst gemeldet wurde.”
Baldwin stand auf, bereit, sie mit Fragen zu löchern, doch sie hielt abwehrend eine Hand hoch. “Jake wird gerade ins Strafjustizgebäude in der Stadt gebracht. Special Agent Baldwin und ich werden dort jetzt sofort gebraucht. Wir müssen ihn verhören, sobald die Formalitäten abgeschlossen sind. Verstehen Sie, was ich sage, Quinn?”
Quinns Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst, eine blutleere Linie quer durch ihr niedergeschlagenes Gesicht. Sie schüttelte den Kopf. “Muss ich ihm einen Anwalt besorgen?”
“Ja, das wäre gut. Außer er verzichtet auf das Recht auf einen Anwalt und spricht mit uns. Warum kommen Sie nicht mit uns, dann können Sie das vor Ort klären.”
“Nein. “Quinns Stimme hatte den ganzen Nachmittag über noch nicht so stark geklungen wie jetzt. “Lassen Sie ihn schmoren. Wenn er es getan hat, werde ich ihm nicht helfen.” Sie stürzte aus dem Raum, und Taylor hörte, wie sie die Treppe hinauflief. Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich an Baldwin.
“Wir sollten los. Ich will ein paar Minuten alleine mit Mr. Buckley haben.”
45. KAPITEL
I n optimistischer Stimmung fuhren Taylor und Baldwin ins Strafjustizgebäude. Nach einigen wirklich höllischen Tagen sah es jetzt so aus, als wäre ihnen der Strangler in den Schoß gefallen; das Ergebnis von solider Polizeiarbeit und einem kleinen Quäntchen Glück. Nicht zu vergessen, dass der Rainman-Fall sehr wahrscheinlich gelöst war. Taylor wurde beinahe schwindelig bei dem Gedanken daran, was sie alles erreicht hatte. Ihr Name würde mit der Verhaftung von zwei der bekanntesten Kriminellen in Verbindung gebracht werden. Nicht, dass sie einen Schubs für ihre Karriere nötig hatte, aber ihre Zufriedenheit mit ihrem Job stieg merklich an, wenn die Dinge gut liefen.
Miteinander plaudernd gingen sie den Flur hinunter zur Mordkommission. Als sie um die Ecke bogen, warteten da schon Fitz, Lincoln, Marcus und Captain Price. Sie sahen nicht sonderlich glücklich aus.
“Was ist los mit euch? Ihr seht aus, als
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