Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
wäre die Party vorbei, bevor sie angefangen hat. Wo ist Buckley?” Taylor reckte den Hals und warf einen Blick in das Vernehmungszimmer. Die Lichter waren an. Jake Buckley, der Southern Strangler, würde sich hinter der Tür befinden. Eine Welle der Aufregung rollte durch ihren Körper.
Price antwortete Taylor; er sah niedergeschlagen aus. “Er will einen Anwalt. Sagt keinen Ton, wiederholt immer nur das eine Wort: Anwalt, Anwalt, Anwalt. Er, äh, braucht ein Telefon, um den Anruf zu tätigen, aber bisher haben wir noch keines gefunden, das funktioniert.”
“Kluger Schachzug, Captain. Warum lassen Sie mich und Baldwin nicht mal zu ihm. Vielleicht spielt er ja mit uns. Durch seine Frau haben wir ein paar Hintergrundinformationen über ihn. Mal sehen, ob seine Schuldgefühle ihr gegenüber ihn nicht doch noch gesprächig machen.”
“Darauf warten wir die ganze Zeit. Gehen Sie ruhig rein. Aber wenn er noch mal fragt, müssen wir ihn seinen Anwalt anrufen lassen. Ehrlich gesagt würde es mich nicht überraschen, hier jeden Moment einen durch die Tür kommen zu sehen. Sie waren bei seiner Frau, oder? Wird sie da nicht schon längst jemandem Bescheid gesagt haben?”
Baldwin schüttelte den Kopf. “Ich glaube nicht, dass Quinn Buckley im Moment viel unternehmen wird, um ihrem Mann zu helfen. Sie ist eine sehr aufgebrachte Frau.”
“Okay, dann versuchen Sie Ihr Glück. Die Leiche ist in die Gerichtsmedizin gebracht worden. ‘In Fetzen gerissen’ war der Ausdruck, den der verhaftende Officer benutzt hat.”
“In Fetzen gerissen?” Taylor schaute Price an.
“Offensichtlich ist sie erstochen worden, dann hat er ihr die Kehle durchgeschnitten, außerdem hat sie ein paar offene Knochenbrüche.”
“Und die Hände?”, wollte Baldwin wissen.
“Intakt. Es sah aus wie ein Mord im Wahn. Vielleicht ist er gestört worden, bevor er es beenden konnte; beschloss dann, die Leiche in den Kofferraum zu stecken und aus der Stadt zu verschwinden. Ich weiß nicht. Und es gibt noch mehr gute Neuigkeiten. In der Aussparung für den Reservereifen wurde eine Tasche gefunden. Ein komplettes Mordset. Seil, Klebeband, ein Armeemesser, Skalpelle … die Kriminaltechniker untersuchen gerade alles. In der Tasche sind massenhaft Beweise. Oh, und schauen Sie sich das hier an.”
Price reichte Taylor eine grüne Aktenmappe. Baldwin sah ihr über die Schulter, als sie die Seiten durchblätterte. Das erste Foto war von Ivy Clarks misshandelter Leiche, so wie sie im Kofferraum des Autos lag. Beim Weiterblättern stockte Taylor bei dem Foto einer kleinen Reisetasche. Eine unauffällige schwarze Ledertasche, bis zum Rand gefüllt mit Todeswerkzeug.
Price lächelte grimmig. “Darin haben wir alles gefunden. Aber das ist noch nicht das Beste. Schauen Sie sich die Nahaufnahme an.”
Sie schlug das nächste Bild auf. In das Leder waren in Gold die Initialen JWB geprägt. Erstaunt schüttelte Taylor den Kopf.
“Seine personalisierte Mordwerkzeugtasche. Wie praktisch. Okay, lassen Sie mich zu ihm rein. Mal sehen, was ich aus ihm herausschütteln kann.” Sie schaute Baldwin an. “Bereit?”
“So bereit, wie es nur geht.”
“Dann lass es uns tun.”
Price deutete auf die Tür zum Vernehmungszimmer. “Wir beobachten euch von der anderen Seite des Spiegels. Viel Glück.”
Taylor öffnete die Tür und trat in den Raum. Er war einigermaßen klein, bot gerade ausreichend Platz für einen Tisch und vier Stühle. Die Wände waren in einem anstaltsähnlichen Hellblau gestrichen, die einzige Zierde war ein Spiegel. Sie gab Price und dem Team einen Moment, um sich einzurichten. Baldwin setzte sich auf den Stuhl gegenüber dem verhärmt aussehenden Mann. Taylor betrachtete ihn genauer. Er war ungefähr in ihrem Alter, Mitte dreißig, aber seine zerzauste Erscheinung ließ ihn glatt zehn Jahre älter aussehen. Sie konnte erkennen, dass er auf eine verwegene Art gut aussah. Doch jetzt bedeckte ein Bartschatten sein Gesicht, und seine Haare standen wirr zu allen Seiten ab. An einem Mundwinkel sah sie einen kleinen Blutstropfen. Taylor nahm an, dass das der beste Weg war, um ihn zum Reden zu bringen. Sie warf Baldwin einen Blick zu, der ihn mit einem Nicken erwiderte. Sie leitete die Unterhaltung jetzt. Er würde sie unterstützen, wann und wo es nötig war.
Jake Buckley schaute zu ihr auf, als sie in sein Blickfeld trat. Aus seinen Augen sprühte der pure Hass. Er sah nicht mehr so geschlagen aus wie noch kurz zuvor. Taylor schnalzte mit
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