Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
DNA-Index-Datenbank war so gefragt, dass das Labor von der Anzahl der eingelieferten Proben überwältigt war. Vielleicht würde ja dieser Übergriff den Fall auf der Prioritätenliste ein paar Plätze nach oben schieben.
Betsy fuhr fort: “Sie haben es vor ein paar Jahren schon mal laufen lassen, nach den Vergewaltigungen in 2002. Damals gab es keinen Treffer, aber die Datenbank steckte ja auch noch in den Kinderschuhen. Die Proben von 2004 liegen bereits vor, sie sind nur noch nicht bearbeitet worden. Wenn er im System ist, dann finden wir ihn. Es muss einfach nur getan werden, bevor wir alle an Altersschwäche sterben.”
Taylor schüttelte den Kopf. “Wir müssen endlich unser eigenes Labor kriegen. Vielleicht bekommt es jetzt ja Priorität, weil du es bist?”
“Jesus, bloß nicht. Sie dürfen es nicht wissen. Taylor, bitte, du musst einen anderen Weg finden.”
“Ich weiß. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dich rauszuhalten.” Sie rollte die Schultern und streckte ihren Nacken. Plötzlich war sie sehr müde. Das war kein gutes Zeichen. Sosehr ihr Kopf auch wusste, dass sie zu hundert Prozent dabei sein musste, ihr Körper dachte ganz anders darüber.
Betsy fuhr mit ihrer Analyse fort: “Der Rainman nimmt das Kondom wieder mit, richtig? Aber wir haben die Spermizide. Das Labor hat die chemische Signatur, und wir haben die Marke. Passt in allen Vergewaltigungen.” Betsy schenkte ihr ein kleines Lächeln, das sagte: Siehst du, wir haben den Fall nicht komplett versaut.
Taylor fiel auf, dass Betsys Augen immer wieder zufielen, und sie entschloss sich, die Frage zu stellen, die ihr auf der Seele brannte. “Glaubst du, er weiß, wer du bist?”
“Oh ja. Wir haben vor ein paar Wochen eine Pressekonferenz gegeben, nach der letzten Vergewaltigung. Also weiß er, dass ich mit dem Fall betraut bin. Was er nicht weiß, ist, dass wir ihm langsam näher kommen.”
“Oder vielleicht weiß er das doch und will, dass du zurückschreckst. Warum glaubst du, dass ihr nah dran seid?”
Das Funkeln kehrte in Betsys Augen zurück. Mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck lehnte sie sich in den Kissen zurück. “Das letzte Opfer glaubt, ihn wiedererkannt zu haben.”
14. KAPITEL
A ls Baldwin und Grimes auf dem Parkplatz des Community Hospitals ankamen, sah Baldwin eine Schar Leute in der nordöstlichen Ecke stehen. Hitzewellen strahlten vom Asphalt ab. Grimes stellte den Wagen ein paar Parklücken entfernt ab, stieg aus und ging direkt auf einen großen, dunkelhäutigen Mann mit beeindruckenden Schultern und rasiertem Schädel zu. Er hielt sich kerzengrade, und aus der Entfernung schätzte Baldwin ihn als ehemaligen Militärangehörigen ein. Er folgte Grimes und streckte die Hand für die üblichen Vorstellungs- und Begrüßungsrituale aus. Zu seiner Überraschung schenkte der Sheriff ihm jedoch ein breites Lächeln. Er war jünger, als er anfangs ausgesehen hatte, und Baldwin atmete erleichtert aus. Manchmal waren die Polizisten vor Ort nicht begeistert darüber, mit dem FBI zusammenarbeiten zu müssen, und manchmal störte sie es auch nicht.
“Sheriff Terrence Pascoe”, donnerte der Mann. “Sie müssen John Baldwin sein. Ich habe ihren Artikel über wutmotivierte, sadistische Mörder im
Law Enforcement Bulletin
gelesen. Sehr gut. Schön, Sie hierzuhaben. Und tut mir leid, dass es so heiß ist.”
“Danke, Sheriff. Um diese Jahreszeit ist es in Nashville nicht viel besser. Agent Grimes hat mir gesagt, dass Sie das Auto abschleppen lassen wollen. Danke, dass Sie damit auf uns gewartet haben.”
“Kein Problem.” Er reichte Baldwin einen Umschlag. “Hier, die Fotos vom Fundort. Hat sich nicht viel verändert, außer dass wir die Schlüssel unter dem Wagen hervorgeholt und ihr Handy herausgenommen haben, für den Fall, dass irgendwelche Anrufe eingehen.” Er hielt eine Tüte mit dem Handy hoch. “Ist bereits auf Fingerabdrücke untersucht worden, also hab ich es einfach bei mir behalten, bis ich es den Jungs von der Beweissicherung übergebe. Wir haben darauf nur die Abdrücke des Opfers gefunden. Genau wie am Auto. Keine anderen Abdrücke außer ihre und die ihres Verlobten, was nicht weiter überraschend ist. Wir haben mit ihm gesprochen und ihn dann nach Hause geschickt. Er betet, dass sie ihn anruft. Scheint ein feiner Kerl zu sein. Ich bezweifle, dass er hiermit etwas zu tun hat.”
Noble mochte zwar vielleicht eine kleine, arme Stadt sein, aber sie hatte einen erstklassigen
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