Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
war Quinn Buckley doch nicht so neurotisch, wie sie auf den ersten Blick gewirkt hatte.
Sie gingen hinüber zu den Sesseln vor dem Kamin, die so angeordnet waren, dass man sich gegenübersitzen konnte. Taylor setzte sich und holte ihr Notizbuch heraus.
“Okay, Mrs. Buckley, können Sie mir sagen, worüber Whitney so aufgebracht war?”
“Es wird einfacher sein, wenn Sie es sich selbst einmal anhören.” Sie fasste hinter sich und drückte einen Knopf. Erst jetzt bemerkte Taylor den Anrufbeantworter, der dort auf einem kleinen Tisch stand.
Aha, darum also das Treffen in Quinns Refugium.
“Vorhin sagten Sie,
mein
Anrufbeantworter, Mrs. Buckley. Haben Sie mehr als einen?”
“Oh, wir haben ein Voicemail-System für die Familie. Dieser hier ist nur für meine Privatnummer.” Mehr erklärte sie nicht.
Der Apparat summte kurz, dann klickte es, und eine Stimme füllte den Raum.
“Quinn? Quinn, bist du da? Verdammt, geh ans Telefon. Ich muss mit dir reden. Ich komme jetzt zu dir, das kann einfach nicht warten. Wenn du diese Nachricht bekommst, warte zu Hause auf mich. Und, Quinn? Um Himmels willen, pass bitte auf dich auf.”
Die Stimme klang hysterisch, und Taylor fühlte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief.
“Waren alle Nachrichten so wie diese, Mrs. Buckley?”, fragte sie.
“Ja, die meisten. Sie hat nie gesagt, was so verdammt wichtig ist, dass sie in der Eile, zu mir zu kommen, ihr Auto zu Schrott fährt. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie mich hätte wissen lassen, worin das Problem lag. Und warum ich auf mich aufpassen sollte. Meine Güte, diese Frau hat normalerweise nie so überreagiert.”
Sie fummelte nervös an der Goldborte eines Sofakissens herum.
“Ich hatte gehofft, dass Sie der Sache für mich nachgehen könnten, Lieutenant. Vielleicht einige der Storys näher unter die Lupe nehmen, an denen sie gearbeitet hat. Vielleicht ist sie ja bei Recherchen auf etwas gestoßen, was mich oder meine Familie betreffen könnte.” Sie räusperte sich. “Vielleicht ist Whitney auf etwas … Peinliches gestoßen? Ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst noch erzählen kann.”
Taylor schwieg einen Augenblick. “Mrs. Buckley …”
“Sagen Sie doch bitte Quinn. Immerhin sind wir im gleichen Alter. Wenn ich Mrs. Buckley höre, muss ich immer an Jakes Mutter denken.”
Taylor nickte. “Quinn, Sie erwähnten, dass Ihr Mann viel reist. Darf ich fragen, was er beruflich macht?”
“Meine Güte, Sie sind wirklich nicht mehr auf dem Laufenden, was, Lieutenant?”
“Taylor, bitte. Wieso auf dem Laufenden?”
“Nun, Ihr Vater, Win? Er ist mit Jake befreundet.”
Ah, Win Jackson. Das war ein Thema, das sie im Augenblick nicht behandeln wollte. “Mein Vater und ich stehen uns nicht sehr nahe. Also klären Sie mich auf, was tut Jake?”
“Er ist Senior-Vizepräsident von Health Partners. Ihr Vater sitzt im Aufsichtsrat der Firma.”
“Oh”, gab Taylor von sich. Als wenn ihr das was sagen sollte. Quinn musste ihren verwirrten Blick bemerkt haben, denn sie fuhr mit ihrer Erklärung fort.
“Health Partners ist das führende Unternehmen für kleine, kommunal geführte Krankenhäuser im Land. Jake muss ständig von einem Standort zum nächsten reisen, um sicherzustellen, dass alles reibungslos läuft und seine Ordnung hat. Sie haben Kliniken im gesamten Südosten und auch ein paar im Nordosten. Das Unternehmen wächst, und Jakes Job ist es, sich darum zu kümmern, dass sie an den richtigen Standorten wachsen.” Quinn klang gelangweilt, als wenn sie eine Kurzbeschreibung des Unternehmens aus dem Jahresbericht ablesen würde. Sogar ihre Augen glänzten leicht. Taylor vermutete, dass Quinn kein großes Interesse an dem Beruf ihres Mannes hatte, trotz all der offensichtlichen Vorteile, die er mit sich brachte. An Geld zumindest mangelte es ihnen ganz bestimmt nicht.
“Okay, das reicht mir schon. Wissen Sie was? Sicherlich möchten Sie die privaten Sachen Ihrer Schwester durchsehen. Ich werde Sie begleiten und mich ein wenig umschauen. Klingt das gut?”
“Das wäre sehr schön. Wann würde es Ihnen passen?”
Taylor fiel auf, dass in dem Moment, als Quinn von ihrem Mann sprach, ihre Stimme alle Wärme und Lebendigkeit verloren hatte. Doch sie kehrten jetzt wieder, als es um ihre Schwester ging.
“Ich habe Zeit. Wollen wir jetzt gleich gehen?”
“Mir wäre morgen früh lieber. Ich muss mich noch um ein paar Sachen kümmern, und ich hab auch unseren jüngeren Bruder Reese noch nicht
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