Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
warten. Soll ich Ihnen sagen, wo Sie uns finden?”
Baldwin schrieb sich die Wegbeschreibung auf und dankte Sherwood. Es fühlte sich gut an, mal wieder ein wenig altmodische Detektivarbeit zu betreiben, anstatt seine Zeit in der Gesellschaft toter Mädchen zu verbringen. Jetzt brauchte er nur noch die Information über die Gedichte von Taylor, dann wurde es langsam Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. Er überlegte, dass er genauso gut einen Mietwagen nehmen und zurückfahren konnte, anstatt zu fliegen. Grimes würde noch ein paar Tage in Asheville bleiben, den Abschluss der Autopsie von Christina Dale und die weiteren Ermittlungsergebnisse abwarten. Baldwin brauchte ein bisschen Zeit, um nachzudenken, und die vierstündige Fahrt nach Nashville wäre dafür nahezu perfekt.
Er rief Grimes an und erzählte ihm von seinen Plänen. Er informierte ihn auch über das anstehende Treffen mit Sherwood. Grimes fand, dass sich das großartig anhörte, und bat Baldwin, ihn auf dem Laufenden zu halten. Die Gedichte auf Whitney Connollys Computer erwähnte Baldwin ihm gegenüber nicht. Er fand, es wäre besser, auf irgendeine Art von Bestätigung zu warten, bevor er diese Informationen in den Topf warf.
Sie legten auf, und Baldwin rief an der Rezeption an, dass man ihm einen Mietwagen bestelle. Man teilte ihm mit, dass es schneller ginge, wenn er sich selbst darum kümmerte, da sich die Mietwagenfirma gleich die Straße hinunter befand. Er stimmte zu und räumte dann sein Zimmer. Innerhalb von zehn Minuten bekam er das Auto und war auf dem Weg nach Hause.
33. KAPITEL
T aylor saß vor Whitneys Laptop und ging die E-Mails durch, die sich in den zwei Tagen seit Whitneys Unfall angehäuft hatten. Sie war etwas abgelenkt, machte sich Sorgen. Baldwins Fall war völlig außer Kontrolle, aber hoffentlich brachten diese Nachrichten den Durchbruch. Sie musste sich durch mindestens zweihundert E-Mails arbeiten – einige langweilig, andere interessant, die meisten völlig irrelevant. Sie schaute weiter und fand endlich die sechs Originalnachrichten mit den Gedichten. Sie druckte sie für Baldwin aus.
Als sie den Laptop schließen wollte, sah sie, dass noch eine weitere E-Mail vom gleichen Absender eingetroffen war. Die hatte sie vorhin übersehen. Sie war als ungelesen markiert, was bedeutete, dass sie eingetroffen sein musste, nachdem Taylor und Quinn das Haus gestern verlassen hatten.
Sie öffnete die E-Mail und fand ein weiteres Gedicht. Auch das druckte sie aus. Zu wissen, dass es sich vielleicht um Kopien der Nachrichten handelte, die an den Tatorten hinterlassen worden waren, verstörte sie. Und Baldwin hatte ihr nicht genügend darüber mitgeteilt, um irgendetwas aus ihnen ableiten zu können. Sie dachte, dass es wohl am besten wäre, wenn sie die E-Mails an Baldwin weiterleiten würde, damit er sich ein direktes Bild machen konnte.
Sie begann die E-Mails weiterzuleiten und schickte sie parallel auch an ihre private E-Mail-Adresse. Ach, warum nahm sie nicht einfach den kompletten Computer mit? Dann könnte sie auch endlich das Haus verlassen. Hier zu sein war ihr irgendwie unheimlich. Es war sowieso sinnvoller, so vorzugehen. Vielleicht bekäme Whitney weitere Nachrichten, und dann müssten sie nicht jedes Mal hierherkommen, um nachzuschauen.
Taylor sah sich um und entdecke die schmale Tasche für den Laptop. Sie zog die Stecker und packte alles hinein. In einer Schublade fand sie einen großen Briefumschlag, in den sie die ausgedruckten Gedichte steckte. Nur kurz hielt sie inne, um das letzte Werk zu lesen; das Gedicht, das nach Whitneys Tod eingetroffen war.
Sieh an den Floh, und du erfährst
,
wie wenig das ist, was du mir verwehrst.
Er saugte erst mich aus und nun dich
,
und unser Blut, im Floh vermischt es sich.
Taylor erkannte das Gedicht. Es war von John Donne und hieß “Der Floh”. Ein sehr beliebtes Gedicht in der Highschool. Das ganze Saugen hatte jeden Jungen im Englischunterricht knallrot werden lassen, als die Lehrerin – eine hübsche, junge Frau – es vorlas. Baldwin hatte gesagt, dass es sich bei den Gedichten um Klassiker handelte. Jetzt mussten sie nur noch herausfinden, was für eine Bedeutung sie für Whitney und den Mann, der sie ihr schickte, hatten. Taylor holte ihr Handy hervor und wählte Baldwins Nummer. Sie erreichte nur seine Mailbox und hinterließ ihm die Bitte, sie so bald wie möglich zurückzurufen. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Sie trug den Laptop zu ihrem Kombi und ging
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