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Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Titel: Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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Straßenrand standen verlassene Autos. Die Abschleppwagen kamen nicht an sie heran, sodass die Schneepflüge die Schneewehen einfach gegen die Fahrertüren schoben, wo sie bis zum Außenspiegel reichten. Wenn die Temperaturen nicht bald wieder stiegen, würde es Tage dauern, die Wagen auszugraben.
    Sie versuchte, vorsichtig zu fahren, aber der Zustand der Straßen machte sie gleichzeitig ungeduldig. Abgesehen von den Schneepflügen waren Autos mit Allradantrieb die einzigen Fahrzeuge, die sich bewegten. Die Krankenhäuser hatten Notrufe an alle Besitzer von Trucks und SUVs gestartet, damit diese halfen, die Mitarbeiter zur Arbeit zu bringen. Es war so surreal, die komplett weiße Landschaft, in der sich nur so wenig rührte – die Fahrzeuge wirkten wie planlose Ameisen nach einem übergroßen Picknick.
    Nachdem sie einem verlassenen Baufahrzeug ausgewichen war, fuhr sie am LP Field, dem Stadion der Tennessee Titans, vorbei und überquerte die Brücke zur Third Street, wo ihr Büro inmitten des CJC, des Criminal Justice Centers, lag.
    Sie bog zu schnell auf den Parkplatz ein, rutschte auf dem Eis und hätte beinahe einen Laternenmast gerammt. Ihr Puls brauchte ein paar Schläge, um wieder seine normale Frequenz zu erreichen. Sie hatte nicht aufgepasst. Wieder einmal. Das war genau das, was ihr noch fehlte, sich hier um einen Laternenmast zu wickeln. Sie erkannte ein paar der anderen Fahrzeuge – die Metro Police bekam kein Frei, nur weil die Stadt unter Schnee begraben wurde.
    Wieder etwas ruhiger stieg sie aus und bahnte sich vorsichtig einen Weg über die Straße und die Treppe zur Hintertür des CJC hoch. Sie ging an dem allgegenwärtigen Aschenbecher vorbei und fühlte sich großartig – es war ihr endlich gelungen, mit dem Rauchen aufzuhören. Ihre letzte Zigarette lag jetzt schon drei Monate zurück. Sie kramte in ihrer Tasche herum und versuchte, die Plastikkarte zu fassen zu kriegen, die ihr Eintritt in das Gebäude verschaffen würde. Ihre behandschuhte Hand war aber zu gut eingepackt, um irgendetwas zu fühlen. Mit einem unterdrückten Fluch zog sie den Handschuh aus und steckte die Hand noch einmal tief in ihre Tasche. Ihre nackten Finger berührten Plastik. Triumphierend zog sie die Karte durch den Schlitz und betrat das Gebäude.
    Irgendein fieser Mensch hatte den dritten Stock in eine wahre Weihnachtshölle verwandelt. Wackelige Kinderstimmen erklangen aus dem Raum, in dem die Fingerabdrücke genommen wurden, und vermischten sich mit einem harten Rapbeat. Die resultierende Dissonanz ließ einen pochenden Kopfschmerz hinter Taylors rechtem Auge entstehen. Matschige Wasserpfützen reichten zwei Meter in den Flur hinein, weil die Menschen den Schnee nicht ausreichend von ihren Schuhen abgeklopft hatten. Schneeklumpen schmolzen auf dem cremefarbenen Linoleum. Irgendjemand hatte daraufhin seinen Kopf benutzt und die heutige Ausgabe des Tennessean auf dem Fußboden verteilt. Ihren Blick auf die Schlagzeile zum letzten Opfer des Schneewittchenmörders gerichtet, klopfte Taylor ihre Stiefel gegen die Wand, wobei die Schneereste auf ein Bild der Bicentennial Mall fielen. Dann machte sie einen Bogen um die Pfützen, ließ die Musik hinter sich und ging den Flur hinunter zu den Büros der Mordkommission.
    Lincoln Ross bog gerade um die Ecke und kam auf sie zu. Groß, gut aussehend, mit dichten Dreadlocks, schenkte er ihr ein zahnlückiges Lächeln.
    „Yo, LT, was geht ab?“ Er klatschte sie einmal oben und einmal unten ab, und sie lachte. Sein Enthusiasmus hob ihre Laune in Sekunden.
    „Und was ist heute Morgen mit dir los? Du wirkst fürchterlich munter.“
    „Hey, weißt du, da ist so’ne Sache.“
    „Darf ich annehmen, dass ‘so’ne Sache’ weiblich ist?“
    Lincoln grinste wie ein Schuljunge. „Ja, ich schätze schon, dass du das annehmen könntest, wenn du willst.“
    Sie lachte. „Und was hat es mit deinem Gettoslang auf sich?“
    Lincoln verdrehte die Augen und verfiel wieder in seine normale Sprache. „Ich war mit meinem neuen Informanten zusammen, dem Kid, das Terrence Norton verpfeifen will.“
    „Oh, großartig. Was hat Tu’shae denn jetzt vor?“
    „Er hat gerade einen DJ-Gig in South Nashville ergattert. Ein Großteil seiner Gang hängt da auch rum. Wir haben einen guten Deal mit dem TBI; sie haben ein Auge auf ihn und sind ziemlich kooperativ. Aber Tu’shae will nicht mit ihnen reden, sondern nur mit mir. Also beschäftige ich mich im Moment hauptsächlich damit, alle Informationen

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