Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
ein paar Jahre im Staatsgefängnis von Otisville verbracht.
Inzwischen war er wieder frei und hatte eine neue Beratungsfirma für Immobilienfonds gegründet. Diese konnten einfach manipuliert werden, doch nach Mars’ öffentlich einsehbaren Konten war seine Firma sauber. Trotzdem munkelte man hinter vorgehaltener Hand, dass er weiterhin mit der Mafia zusammenarbeitete. Er hatte Verbindungen zu mehreren Geschäftsleuten, die der New Yorker Polizei nur zu bekannt waren, doch es gab keine offiziellen Untersuchungen, um ihm eine Teilnahme am organisierten Verbrechen nachzuweisen. Wenn er Dreck am Stecken hatte, war Mars inzwischen viel vorsichtiger geworden. An der Oberfläche wirkte seine Firma vollkommen legal, und mit Kriminellen befreundet zu sein war kein Verbrechen.
Allerdings war Richardson viele Jahre Reporter gewesen. Sein über die Jahre fein geschliffener Instinkt, den Dingen auf den Grund zu gehen, ließ ihn eine Ratte meilenweit riechen. Und Mars führte nichts Gutes im Schilde.
Richardson hatte den Tag mit Recherchen verbracht, sowohl am Telefon als auch im Internet, außerdem hatte er den einen oder anderen Gefallen eingefordert. Dabei drängten sich ihm einige sehr interessante Schlussfolgerungen auf. Sein Gefühl zahlte sich aus. Diese Geschichte war riesig.
Er fühlte sich so lebendig wie seit Wochen, ach was, Monaten nicht mehr. Zurück auf der Jagd. Er schmiedete bereits Pläne, über diese Geschichte zu schreiben, sich ein kleines Vermögen mit dem Verkauf der Buchrechte zu verdienen. Das hier war die Art von Story, die Millionen einbrachte.
Er druckte alle Informationen aus, die er finden konnte, inklusive Adressen und Telefonnummern. Bei der Arbeit war er immer gründlich. Er mochte Taylor Jackson und bewunderte ihren Mumm. Und ihre langen Beine. Ihr Verlobter war ein glücklicher Mann, so viel stand fest. Um ehrlich zu sein, sie erinnerte ihn ein wenig an seine Frau, als die noch jünger war.
Quietschfidel packte Frank seine Sachen zusammen. Wenn er sich beeilte, würde er die hübsche Lieutenant noch in ihrem Büro erreichen, bevor sie Feierabend machte.
19. KAPITEL
Taylor starrte auf die vor ihr liegende Leiche. Lange schwarze Haare, elfenbeinfarbene Haut, eine klaffende Halswunde, grellroter Lippenstift.
Schneewittchen.
Fluchend trat sie in den Flur zurück. „So ein Hurensohn! Dreht die zweite Leiche um, sofort!“
Sam folgte ihr. „Taylor, ich muss erst sicherstellen …“
Sie wirbelte herum und schaute ihre beste Freundin an. „Tu es einfach, Sam. Ich muss es wissen, okay? Dann lass ich dich in Ruhe arbeiten und kümmere mich darum, diesen seelenlosen Wichser zu finden und seine Eier an die Wand in meinem Büro zu nageln.“
„T, ich brauche …“
„Wenn du es nicht tust, mache ich es selber.“
Sie ging in das gegenüberliegende Zimmer. Aus dem Augenwinkel sah sie Baldwin. Er kam eilig auf sie zu. Sam war direkt hinter ihr und schob sie aus dem Weg.
„Nein, nein, nein, nein. Lass mich das tun, verdammt.“
Taylor blieb stehen und ließ Sam vorbei. Die Rechtsmedizinerin trat langsam ans Bett, um den Tatort nicht mehr als nötig zu beeinträchtigen. Als sie die Leiche erreichte, schob sie vorsichtig eine Hand unter die linke Schulter des Mädchens und hob es in wenig an, damit Taylor einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte.
„Verdammter Hurensohn!“
„Das Gleiche?“, fragte Sam. „Ich kann es von hier aus nicht sehen.“
„Genau das Gleiche. Ein verficktes Spiegelbild. Das ist zu schnell. Baldwin?“
„Ja, ich sehe es. Genau die gleiche Szene wie gegenüber. Eine vollendete Symmetrie, findest du nicht?“
Taylor warf ihm einen scharfen Blick zu. Er hatte diesen verträumten Gesichtsausdruck, den er immer bekam, wenn er sich den grauenhaftesten Verbrechen gegenübersah. Profiler …
Er murmelte vor sich hin. Sie versuchte, zu hören, was er sagte. „Ist dir der spiegelbildliche Aufbau aufgefallen? Das hat einige Zeit gedauert, um es so hinzubekommen. Unser Freund ist sehr akribisch. Wollte es perfekt machen. Der eigentliche Schneewittchenkiller hat auch einmal einen Doppelmord begangen, oder?“
„Ja, hat er. Danielle Seraphin und Vivienne White. Die Austauschstudentinnen. Sie waren auch gespiegelt.“
„Hmm. Kluger Junge.“
„Kranker Scheißer trifft es mehr.“ Fitz trat zu ihnen.
„Da stimme ich dir zu“, sagte Taylor.
Sam hielt das tote Mädchen immer noch an der Schulter. „Entschuldigt mich. Wenn ihr mit euren Psychoanalysen fertig
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