Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
deine Frage zu beantworten, nein, ich habe keine Spuren von Weihrauch und Myrrhe an den Opfern aus dem Massagesalon gefunden. Und jetzt hörst du mir mal zu. Das war’s. Für den Rest des Tages gilt ein Stillhalteabkommen zum Thema Tod und Zerstörung. Abgemacht?“
Taylor lächelte ihre beste Freundin an. „Okay, ich gebe mich geschlagen. Was hast du mit den Zwillingen gemacht?“
Sie wurden von einer leise sprechenden Frau mit hohen Wangenknochen und blauschwarzen, glatten Haaren unterbrochen. „Oh, Miss Sam, Miss Taylor. Die Pediküre wartet, Ladies.“
„Danke, Mai.“ Die Frau führte sie in einen Nebenraum, wo sanfte Musik spielte.
Taylor machte es sich in dem Massagesessel bequem und tauchte ihre Füße in das warme Wasser. Sam saß zu ihrer Rechten und war froh, über ihre Babies und nicht über Leichen sprechen zu können. Madeline und Matthew waren erst vor zwei Monaten auf die Welt gekommen und hatten bereits alle Herzen im Sturm erobert.
„Simon passt auf sie auf. Gott sei Dank war er ganz begeistert von der Aussicht, sie einen Tag zu nehmen. Er findet alles so aufregend, was sie machen. Ich meine, ich liebe sie wirklich mehr als mein Leben, aber was gäbe ich nicht für ein kleines Nickerchen. Zwanzig Nickerchen. Ich schätze, so wie die Sache aussieht, werde ich wohl die meiste Zeit des heutigen Tages verschlafen.“
Der Vormittag verging damit, dass sie sich unterhielten und all die Mädchensachen machten, die zu einer ordentlichen Hochzeitsvorbereitung gehörten. French Manicure, Pediküre, Gesichtsbehandlungen. Eine wundervolle Massage, ein kleines Augenbrauen- und Bikini-Wachsen, und schon waren sie fertig. Fünf Stunden pures, ungestörtes Verwöhnen. Als sie in die kalte Luft hinaustraten, war Taylor erstaunt, wie entspannt sie sich fühlte.
Sie umarmte Sam zum Abschied und ging dann zu ihrem 4Runner. Aus dem Augenwinkel sah sie eine Strähne schwarzen Haars, wie es sich in der Fensterscheibe spiegelte. Rabenschwarzes Haar, blasses Gesicht, rote Lippen. Nur eine weitere Kundin, die das Spa besuchte. Aber sofort stieg vor ihrem inneren Auge das Bild von Giselle St. Claires geschundenem Körper auf, gefolgt von den Opfern aus dem Massagesalon.
Die Ähnlichkeit der jungen Frau mit den ermordeten Mädchen machte die ganzen entspannten Stunden, die sie hinter sich hatte, in einer Sekunde zunichte. Die Schneewittchenmorde verfolgten sie.
Entgegen Sams Bitten würde sie noch einmal im Büro vorbeifahren. Sie hatte ein, zwei Kleinigkeiten zu erledigen und wollte außerdem sicherstellen, dass die Akten ihrer anderen Fälle alle auf dem neuesten Stand waren. Vielleicht würde sie noch einen letzten Blick in die Einsatzzentrale des Schneewittchenfalls werfen, bevor sie ging. Alles war unter Kontrolle. Das FBI war involviert, genau wie die Zicke Charlotte Douglas. Der Fall würde von ihrem Team gut betreut werden. Wenn sie sich überzeugt hatte, dass alle richtigen Rädchen in Bewegung gesetzt waren, konnte sie die Gedanken an alles andere als ihre Hochzeit aus ihrem Kopf verbannen. Sich auf Baldwin konzentrieren, auf ihr gemeinsames Leben. Doch die Vorstellung, einen offenen, aktiven Fall zu verlassen, verursachte ihr Bauchschmerzen.
Das Criminal Justice Center wirkte in der Winterlandschaft irgendwie verloren. Die kalten Steine erschienen kälter, die Fenster wirkten wie Augen in leeren Höhlen. Da weiterer Schnee vorhergesagt worden war, nahm Taylor an, dass viele früh in den Feierabend gegangen waren. Sie betrachtete den Eingang, die Hintertür, durch die sie schon Hunderte Male gegangen war, und dachte, dass sie sie das letzte Mal als unverheiratete Frau sehen würde. Schnell schluckte sie die Bedenken herunter, eilte die Treppe zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf, zog ihre Karte durch den Schlitz und ging den Flur zu ihrem Büro hinunter. Es war keine Menschenseele zu sehen, was ihre frühere Vermutung bestätigte. Das Gebäude war praktisch leer. Abgesehen von der Mordkommission.
Sie bog um die Ecke und wurde von lauten Rufen begrüßt.
„Taylor, was machst du hier?“ Marcus rappelte sich aus seinem Stuhl hoch, um seiner Chefin den Platz an der Heizung anzubieten. Taylor nahm das Angebot dankbar an und setzte sich. Sie zog die Handschuhe aus und rieb die kalten Hände vor der üppigen Wärme der Heizung aneinander. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Marcus sich unauffällig durch den Raum schlängelte. Dann griff er hinter sich und zog die Tür zu ihrem Büro zu. Fitz versuchte
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