Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Da gibt es keine zwei Meinungen.“
„Das konntest du nicht wissen. Vielleicht handelt es sich hier um einen Zufall, der überhaupt nicht mit dem Fall in Zusammenhang steht. Er könnte schon länger irgendjemandes Zielscheibe gewesen sein. Was sagt dein Bauchgefühl?“
Taylor stand auf und ging im Büro ihres Chefs hin und her. Es war weitaus geräumiger als ihre kleine Kammer unten. Die Kammer, die Price gehört hatte, bevor er aufgestiegen war.
Price war ein guter Mann. Er war immer ein Verbündeter von Taylor gewesen und ein guter Freund. Ein schlechterer Chef hätte sie bei mehreren Gelegenheiten den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, doch er hatte ihr immer den Rücken gestärkt. Sie hatte nichts zu verlieren, wenn sie ihm sagte, was ihr durch den Kopf ging.
„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es irgendetwas mit dem zu tun hat, was er gestern gefunden hat. Er ist in mein Büro gekommen und hat gesagt, dass er Informationen für mich hat. Wenn wir herausfinden, was das war, finden wir auch den, der ihn umgebracht hat.“
„Fangt mit dem Todeszeitpunkt an. Findet heraus, wann er umgebracht worden ist, und dann könnt ihr anfangen nachzuvollziehen, was er nach Verlassen deines Büros gemacht hat.“
„Das habe ich schon gemacht. Der Rechtsmediziner sagt, dass er mindestens schon zehn Stunden tot war. Also muss er irgendwann zwischen fünf Uhr gestern Nachmittag, als er hier ins Büro kam, und drei Uhr morgens umgebracht worden sein. Der Anruf kam heute um halb drei am Nachmittag, also ist es durchaus möglich, dass er schon die ganze Zeit tot ist. Wir müssen schauen, ob er irgendwann gestern nach Hause gekommen ist. Und wir müssen seine Anrufe überprüfen. Gott, das macht mich wirklich krank.“
„Okay. Gib alles, was du hast, an Lincoln. Das hier ist sein Fall, lass ihn das übernehmen.“
„Aber …“
„Taylor, es gibt kein Aber. Du wirst morgen heiraten, falls du das vergessen haben solltest. Du musst dich jetzt um die Sachen kümmern, die vor der Trauung noch so anliegen. Denn vertrau mir, ich werde nicht zulassen, dass du das vermasselst. Und jetzt verschwinde von hier. Geh nach Hause. Bereite dich auf das Probeessen heute Abend vor. Lass uns die Sache hier erledigen.“
Taylor erlaubte ihm, sie aus dem Büro zu scheuchen. Sie sprach mit Lincoln, bat ihn, Frank Richardsons letzte Schritte nachzuvollziehen, und sagte ihm, was sie vorhatte. Sie würde später nach Hause gehen. Erst musste sie noch einen Zwischenstopp einlegen.
In den Räumen des Tennessean herrschte immer noch rege Betriebsamkeit. Taylor wusste, dass die Zeitung meist erst weit nach Mitternacht in den Druck ging. Es würden also noch Leute da sein, die sie um Hilfe bitten konnte.
Am Empfang zeigte sie ihre Marke und bat darum, den Redaktionsleiter sprechen zu dürfen. Die Empfangsdame zeigte auf die Treppe zu ihrer Linken. Taylor stieg eine Etage hoch. Greenleaf erwartete sie bereits an der Tür zum Redaktionsraum.
„Ich habe schlechte Neuigkeiten“, eröffnete sie das Gespräch, als sie einander zur Begrüßung die Hände schüttelten. Greenleaf war ein erfahrener Mann, da musste sie nicht um den heißen Brei herumreden.
„Lassen Sie uns hier hineingehen.“ Er geleitete sie in einen kleinen Konferenzraum neben der Redaktion, wo sie ein wenig Privatsphäre hatten.
„Haben Sie Jane gefunden?“
„Nein, noch nicht. Aber Frank Richardson ist tot. Er ist letzte Nacht oder in den frühen Morgenstunden ermordet worden, in einer leeren Wohnung in Bellevue. Es tut mir leid, dass ich das so frei heraus sagen muss, Steve, aber ich muss es wissen. Hat Frank Ihnen irgendetwas darüber gesagt, woran er gestern gearbeitet hat?“
Greenleaf war wie vor den Kopf geschlagen. Mit offenem Mund stand er an der Tür zum Konferenzraum. Seine Sekretärin kam mit einem Brief, den er unterschreiben sollte. Er erzählte ihr die Neuigkeiten, und Taylor zuckte innerlich zusammen, als die Sekretärin in Tränen ausbrach. Sie spürte, wie sich ihre Nackenmuskeln verkrampften. Aber im Moment hatte sie keine Zeit, sich der Trauer hinzugeben: Sie musste herausfinden, was, warum und wer Frank Richardson umgebracht hatte.
„Steve“, versuchte sie es noch einmal vorsichtig. „Es tut mir leid. Ich weiß, dass Sie Freunde waren. Und ich hasse es, so gefühllos zu sein, aber ich brauche Ihre Hilfe. Ich benötige Zugang zu dem Computer, an dem Frank gestern gearbeitet hat. Bitte, Steve. Es ist wichtig. Hat Frank Ihnen gesagt, was er herausgefunden
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