Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

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    Baldwin seufzte ergeben. „Wie kann ich dir helfen?“
    Zwei Stunden später war sich Taylor ziemlich sicher, zu wissen, was los war.
    „Burt Mars war ein sehr böser Junge.“
    Baldwin lag ausgestreckt auf dem Sofa im Wohnzimmer. Taylor saß auf dem Fußboden, die ausgedruckten Papiere des Tennessean vor sich auf dem Couchtisch ausgebreitet. Es war beinahe Mitternacht. Demnächst musste sie zusammenpacken und das Haus verlassen. Sie hatten sich geeinigt, dass sie die letzte Nacht als unverheiratete Frau im Hermitage Hotel verbringen würde, in der Suite, die sie für das Wochenende gemietet hatten. Heute Nacht würde sie dort alleine schlafen; er käme morgen dazu, zur Hochzeitsnacht, und am Sonntagmorgen nach dem Auschecken wartete schon der Flieger nach Italien. Ein großartiger Plan, der allerdings keine nächtliche Aktendurchsicht beinhaltet hatte.
    Baldwin spielte mit ihren Haaren, dann massierte er ihre Schultern. „Kann es warten?“
    Sie lehnte sich zurück und entzog sich somit seinen Händen. „Ich denke, du willst das vielleicht hören. Mars ist ein schlimmer Kerl. Er hat Nashville in den späten Achtzigern verlassen, genau zu der Zeit, als Daddy für seinen Bestechungsversuch von Richter Galloway in die Brushy Mountains geschickt wurde. Er hat hier als Buchhalter gearbeitet, zog dann nach Manhattan, hat sein Schild rausgehängt und angefangen, Kunden anzunehmen. Ein paar Jahre später ist er wegen organisierter Kriminalität angeklagt worden. Wieder ein Jahr danach hat man ihm eine RICO-Klage angehängt und wegen organisierter Kriminalität verurteilt, weil es die zweite Anklage innerhalb von zehn Jahren war. Dieses Mal ist er dafür ins Gefängnis gegangen. Er hat sechs Jahre seiner fünfzehnjährigen Haftstrafe abgesessen und ist früher entlassen worden, weil er gegen einen Mann namens Horace Macon ausgesagt hat. Macon war ein kleiner Gangsterboss, der für einen Mann namens Tony Tartulo gearbeitet hat. Dieser Prozess war der erste Schritt auf dem Weg, das Tartulo-Syndikat zum Einsturz zu bringen. Jetzt hatte Mr. Mars sich also mit der Mafia eingelassen. Er kommt aus dem Gefängnis, und ein halbes Jahr später leitet er eine höchst lukrative Grundstücksverwaltung und hat einen einflussreichen Posten in einem Hedgefonds, der sich auf Investmenttrusts im Immobilienbereich konzentriert.“
    „Klingt irgendwie nach einem Interessenskonflikt.“
    „Findest du? Hier kommt der interessante Teil: Horace Macon war nur ein kleines Licht in Tartulos Organisation. Aber Tartulo war der größte Feind eines anderen Bosses, Edward Delglisi. Delglisi ist der Kopf eines riesigen Verbrechersyndikats. Ich wette, dass er Mars ins Spiel gebracht hat. Seine Aussage gegen Macon muss inszeniert worden sein, um Tartulo zu Fall zu bringen. Mars erledigt die schmutzige Arbeit für Delglisi.“
    „Lass mich das mal rekapitulieren. Mars war der Buchhalter deines Vaters. Er ist nach New York gezogen und hat sich mit der Mafia eingelassen, genauer mit Edward Delglisi. Der schleust ihn in eine rivalisierende Organisation, damit Mars irgendwann gegen Horace Macon aussagt, was wiederum zum Einsturz des Tartulo-Syndikats führt. Edward Delglisi nimmt Tartulos Platz ein und wird ein sehr mächtiger Gangsterboss.“
    „Das ist die Kurzfassung, ja.“
    „Was für ein Druckmittel hat Delglisi gegenüber Mars?“
    „Gute Frage. Und die andere Frage ist, kennt Mars den ursprünglichen Schneewittchenmörder? Martin Kimball sagte ja, dass der Brief vom Mörder auf Mars’ Drucker ausgedruckt worden ist.“
    Baldwin spielte mit den Notizen. „Die Antwort wüsste ich gerne.“
    „Ich auch. Da ist noch mehr. Es ist unglaublich, was Frank alles herausgefunden hat. Mars’ Geschäft ist ein Immobilienfonds, richtig? Durch ihn zahlen die investierenden Firmen weniger Steuern, und sie können unter dem Dach der Gesellschaft Immobilien kaufen. Ihre Besitztümer sind immens. Frank hat eine Liste darüber gefunden. Sie besitzen alles, von Apartmenthäusern über normale Häuser bis zu Einkaufszonen. Und rate, wo sie Sachwerte und Liegenschaften haben?“
    „In Nashville.“
    “Richtig! Um etwas genauer zu sein, erinnerst du dich an den Ort, wo der Schneewittchennachahmer gestern Nachmittag zugeschlagen hat? Eins von fünfzehn kleinen Häusern, die auf der Liste verzeichnet sind. Ich wette fünfzig Dollar darauf, dass – wenn wir alle ihre Immobilien durchsehen – wir auf mehr als nur einen Massagesalon stoßen werden.
    Das