Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
uns zu teilen. Bitte, nach Ihnen.“
Ich will verdammt sein, wenn ich meinen Fall mit dir diskutiere, blöde Kuh , war der Nachsatz, den Taylor ihr mit ihren Blicken mitteilte.
Du mich auch , bedeutete Charlottes leerer Blick.
Ah, Entspannung.
Da ihr keine andere Wahl blieb, warf Charlotte ihren Kopf in den Nacken und stolzierte aus dem Raum. Taylor, Baldwin und der Rest des Teams folgten ihr wie die Ratten dem Fänger von Hameln. Nach wenigen Schritten erreichten sie den Konferenzraum, wo sie von einer jungen Frau erwartet wurden. Ihre kakaobraune Haut glomm im Licht des Beamers, der die erste Seite einer Powerpoint-Präsentation an die Wand warf.
Charlotte nahm den Platz am Kopf des Tisches ein. „Darf ich vorstellen, Dr. Pietra Dunmore. Sie ist die leitende Kriminaltechnikerin in diesem Fall und wird uns die Ergebnisse der von Ihnen eingesandten DNA-Proben erläutern. Pietra, wir sind jetzt so weit.“
Respektlose Zicke, dachte Taylor. Sie würde lieber sterben, als einer Untergebenen gegenüber so einen Ton anzuschlagen. Die Frau schien es jedoch nicht zu bemerken. Oder es machte ihr nichts aus.
Der Rest des Teams setzte sich. Taylor sah, wie die Kriminaltechnikerin den Blick aus ihren honigbraunen Augen über Lincoln gleiten ließ, als er sich setzte. Sie hätte schwören können, dass er errötete. Guter Gott, wenn diese beiden Frauen abgereist waren, würde sie die Schlüssel für die Umkleidekabinen austeilen müssen, damit die Herren eine kalte Dusche nehmen konnten.
„Entschuldigen Sie kurz, Charlotte.“ Taylor ging zu der jungen Technikerin hinüber und reichte ihr die Hand. „Ich bin Taylor Jackson. Danke, dass Sie den weiten Weg auf sich genommen haben, um uns Ihre Ergebnisse mitzuteilen. Wir wissen das sehr zu schätzen.“
Taylor konnte die Gedanken hinter diesen spektakulären Augen nicht lesen, aber Pietra nickte, als sie Taylors Hand schüttelte. Okay, gut. Vielleicht konnte man aus dieser Zirkusshow doch noch einen Nutzen ziehen.
„Ist Ihnen mein Team schon vorgestellt worden?“
Pietra öffnete den Mund, aber Charlotte schaltete sich ein, ehe sie etwas sagen konnte. „Das ist hier keine Versammlung einer Studentenverbindung, Lieutenant. Wir können uns also diese Albernheiten sparen. Lassen Sie uns endlich anfangen.“
Pietras Miene verschloss sich wieder. Sie durchquerte den Raum, nahm eine Fernbedienung aus ihrer Tasche und stellte sich neben die Leinwand.
Du hast hier gar nichts zu sagen, dachte Taylor. „Pietra, das hier sind Lincoln Ross, Marcus Wade und Pete Fitzgerald. Dr. Baldwin kennen Sie ja schon?“
Pietra nickte und lächelte in die Runde.
„Gut. Wenn Sie uns dann jetzt Ihre Ergebnisse präsentieren mögen?“ Taylor schaute auf die Leinwand und ignorierte die Blicke, die ihr ein Loch in den Hinterkopf bohrten.
Das FBI-Logo strahlte ihnen in all seiner Pracht entgegen. Pietra drückte einen Knopf, und Taylor hatte das Gefühl, in ein Zeitloch geraten zu sein. Die Montage der verschiedenen Gesichter schwebte genauso über den Schirm wie bei dem Interview am Montagabend. Sie fragte sich kurz, ob das FBI wohl auch das Bildmaterial für die Fernsehsender zur Verfügung stellte. Sie war gebeten worden, heute Abend erneut zu erscheinen, hatte die Einladung aber ausgeschlagen. Es wäre reine Zeitverschwendung, zu einem Interview zu gehen, wenn sie nicht mehr zu sagen hätte, als dass ein weiteres Mädchen gestorben war. Es gab keine neuen Informationen über Giselle St. Claire, die sie veröffentlichen könnte. Um neun Uhr heute Abend könnte sich allerdings das Verschwinden von Jane Macias herumgesprochen haben, wenn sie bis dahin nicht gefunden worden war. Sollte sie also vor der Kamera sitzen und darüber spekulieren, ob der Mörder ein neues Opfer gefunden hatte? Nein, danke.
Nach einer ungefähr zehnminütigen Zusammenfassung des Falls kamen sie endlich zum Zweck ihres Treffens. Charlotte stand auf, ging nach vorne und übernahm die Fernbedienung von Pietra. „Danke, Pietra, ich übernehme dann ab hier.“
Taylor fing Baldwins Blick auf und hob die Augenbrauen. Er verdrehte zustimmend die Augen. Charlotte Douglas bemühte sich wirklich, ihrem Image als Zicke gerecht zu werden.
Sie drückte den Knopf, und eine zweigeteilte weiße Seite erschien. Taylor erkannte die typischen blauen und weißen Streifen von DNA-Profilen.
„Die DNA des derzeitigen Täters stimmt nicht mit der des Schneewittchenmörders überein.“
Was für eine Überraschung, dachte Taylor
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