Taylor Jackson 03 - Judasmord
ganzen Tag unterhalte. Da ich so oft außerhalb der Stadt zu tun habe, hat sie sich daran gewöhnt. Wie ist sie, wie wurde sie …“
Er fing wieder an zu weinen. „Wer hat das getan, Lieutenant? Ich liebe meine Frau. Wir haben uns gut verstanden, haben zusammen ein wunderschönes Mädchen, erwarteten unseren Sohn. Wir waren glücklich. So etwas passiert glücklichen Menschen doch einfach nicht.“
Oh, wenn es nur so leicht wäre, dachte Taylor. Die guten und glücklichen Menschen leben ein normales Leben, und böse Dinge geschehen nur bösen Menschen. Ja, genau. „Unglücklicherweise kann ich Ihnen da im Moment noch keine Antwort geben, Mr Wolff. Kommen wir noch einmal auf ihr Projekt in Savannah zurück. Wo übernachten Sie, wenn Sie dorthin fahren?“
„In der Straße, in der ich baue, gibt es ein Hampton Inn. Meine Sekretärin kann Ihnen die Einzelheiten sagen.“
„Und da wohnen Sie jedes Mal?“
„Ja. Es ist bequem und sauber. Und nicht zu teuer. Ich muss meine Kosten im Blick behalten, verstehen Sie?“
„Ihre Firma hat sich einen guten Ruf aufgebaut. Wie sind Sie zu diesem Gewerbe gekommen?“
„Auf dem ehrlichen Weg. Ich habe in den Sommern für meinen Dad gearbeitet. Er war Schwerlastkranführer für einen Typen drüben in Ashland City. Ich hatte die Möglichkeit, ein wenig von allem zu tun. Ich liebe das Zimmermannshandwerk, liebe es zu sehen, wie aus dem Nichts ein Haus entsteht. Ich habe ein gewisses Talent für Zahlen. Es war die natürliche Weiterentwicklung meiner Laufbahn. Warum ist das so wichtig?“
Taylor schlug die Beine übereinander. „Wir unterhalten uns einfach nur, Mr Wolff. Laufen die Geschäfte gut?“
„Besser, als ich es verdient habe.“
„Keine Geldprobleme? Finanziell geht es Ihrer Familie gut?“ „Lieutenant, ich glaube kaum …“ Er hielt inne, als ihm bewusst wurde, was Taylors Frage implizierte. „Sie glauben, ich habe es getan.“
„Ich versuche nur, ein Gefühl für Ihr Leben zu bekommen, Mr Wolff. Ich impliziere gar nichts. Erzählen Sie mir von Ihren Finanzen. Sie erwähnten, dass Sie fahren, anstatt zu fliegen, weil es billiger ist. Haben Sie geschäftliche Probleme?“
Er wurde ganz ruhig. „Lieutenant, was ist hier geschehen? Was ist mit meiner Frau passiert? Niemand sagt mir irgendetwas.“
Die Ungeschütztheit seiner Gefühle berührte Taylor. Sie fing Fitz’ Blick auf. Entweder der Mann war ein unglaublich guter Schauspieler, oder er wusste wirklich nicht, auf welche Weise seine Frau gestorben war.
„Mr Wolff“, setzte Taylor neu an. „Haben Sie und Ihre Frau sich gestritten?“
Er erwiderte ihren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Seine Augen waren tiefe Seen des Schmerzes. „Natürlich haben wir uns gestritten. Wir sind nicht perfekt. Wir haben unsere Kabbeleien, wie jedes verheiratete Pärchen auf der Welt. Aber wenn Sie mich fragen, ob ich meine Frau getötet habe, lautet die Antwort: nein.“
Taylor schaute ihn noch einen Moment länger an. Nun, es war immer gut, die Reaktion auf die Wahrheit zu überprüfen. Sie entschied sich, es zu probieren. Irgendetwas an Wolffs Verhalten ließ sie ihm Glauben schenken. Ein schneller Blick zu Fitz bestätigte, dass ihre Entscheidung berechtigt war.
„Wir haben im Moment eine ganze Menge zu tun, Mr Wolff. Beweise werden gesammelt, die Ermittlungen laufen an. Was ich Ihnen jedoch sagen kann, ist, dass Ihre Schwägerin heute Morgen kam, um Corinne zum Tennis abzuholen. Ihre Frau wurde schwer zusammengeschlagen im Schlafzimmer gefunden. Ihre Tochter scheint unverletzt zu sein.“
„Und das Baby?“
Seine Stimme brach, und Tränen rannen über seine Wangen; stumme, silberne Spuren. Die Stimme eines Verdammten, eines Mannes, der die Antwort auf seine Frage wusste, aber sich trotzdem zwang, sie zu stellen.
„Ihr Sohn hat den Angriff nicht überlebt, Mr Wolff. Zum Zeitpunktihrer Entdeckung war Ihre Frau bereits einige Zeit tot. Es tut mir sehr leid.“
Wolff bekam einen Schluckauf. Er stand auf und rannte dann aus dem Zimmer. Taylor hörte, wie er sich im Gästebad übergab. Dann drehte er das Wasser an, um die Geräusche zu übertönen.
Fitz hatte während ihrer Unterhaltung die ganze Zeit schweigend danebengesessen. „Meinst du, wir müssen ihn mit aufs Revier nehmen?“, fragte er leise.
Das Wasser im Badezimmer lief immer noch. Taylor schüttelte den Kopf und antwortete flüsternd: „Ich denke, er hat im Moment genug auf seinem Teller. Das war eine ziemlich instinktive
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