Taylor Jackson 03 - Judasmord
ziemlich aufgelöst aus.“
„Das ist eine Untertreibung. Der Kerl sieht aus wie das Leiden Christi.“
Wolff starrte immer noch auf sein Haus. Er machte ein paar wackelige Schritte darauf zu. Taylor ging schnell zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. Todd blieb stehen und drehte sich um, schaute sie aus großen, ausdruckslosen Augen an.
„Wer sind Sie?“, fragte er monoton.
„Ich bin Lieutenant Taylor Jackson, Mordkommission. Das hier ist Sergeant Peter Fitzgerald. Warum unterhalten wir uns nicht eine Minute, Mr Wolff?“
Sie lenkte ihn zurück zu seinem Wagen, doch er versuchte, sich ihr zu entziehen.
„Nein, ich möchte reingehen. Ich will Corinne sehen. Ich will zu Hayden.“
„Mr Wolff, Ihre Frau ist nicht hier. Sie wurde bereits in die Rechtsmedizin gebracht. Warum kommen Sie nicht hierher und setzen sich für einen Augenblick?“
Taylor schaute auf und sah, dass sich erneut Nachbarn auf der anderen Straßenseite zusammengetan hatten und die Journalisten ihre Kameras auf den trauernden Ehemann gerichtet hielten. Verdammt.
Sie schaute sich einen Moment um. Sie brauchten Privatsphäre, doch sie wollte nicht mit ihm ins Haus gehen, bevor die Kriminaltechniker ihre Arbeit erledigt hatten.
„Lassen Sie uns nach nebenan gehen und dort miteinander reden, okay?“
„Zu Mrs Manchini? Sie mag mich nicht.“ Aber er senkte den Kopf und ging geradewegs und ohne weitere Klagen auf das Haus seiner Nachbarin zu. Taylor warf einen kurzen Blick über ihre Schulter und folgte ihm dann. Fitz, der direkt neben Wolffs Wagen stand, schaute unauffällig durch die offen stehende Fahrertür ins Innere des Autos. Er schüttelte den Kopf, und Taylor setzte ihren Weg zum Haus der Manchinis fort. Fitz hatte nichts Ungewöhnliches entdeckt. Noch nicht.
Um halb vier hatte man der Familie Harris erlaubt, sich nach Hause zu begeben. Sie hatten die Adresse ihres Häuschens in SylvanPark hinterlassen sowie Telefon- und Mobilnummern, unter denen sie zu erreichen waren. Hayden Wolff hatten sie mit sich genommen. Taylor sah keinen Grund, deswegen irgendwelche Umstände zu machen. Es war ja schließlich nicht so, dass sie ihr das Kind entziehen wollten oder so.
Wolff blieb an der Grenze seines Grundstücks stehen. Er drehte und wendete den Kopf, atmete in kurzen, abgehackten Zügen. „Wo ist Hayden? Wo ist meine Tochter?“ Er wandte sich wieder seinem Haus zu. Taylor griff erneut seinen Arm.
„Ganz ruhig, Mr Wolff. Ihre Tochter ist immer noch bei Ihren Schwiegereltern … Ihren Großeltern. Ihr geht es gut. Sie war ein wenig hungrig und müde, aber sie ist in Sicherheit. Sie müssen sich um sie keine Sorgen machen.“
„Ich will sie sehen. Ich will sie auf der Stelle sehen. Ich will meine Tochter sehen!“ Seine Stimme wurde immer lauter, und das letzte Wort klang wie das Heulen eines verletzten Tieres. Taylor hörte Fotoapparate auslösen, als Wolff auf dem Rasen zwischen den beiden Häusern auf die Knie sackte und anfing zu schluchzen. Die Videokameras filmten, nahmen die gesamte Szene auf. Es war ein herzzerreißender Anblick, der einen Höhepunkt in den Fünfuhrnachrichten bilden würde.
Taylor ging neben ihm in die Hocke, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Verdammt, sie wollte nicht in den Nachrichten gezeigt werden, wie sie versuchte, den trauernden Ehemann aufzurichten.
„Mr Wolff“, sagte sie so liebevoll es ihr möglich war. „Sie müssen aufstehen und mit mir kommen, Sir. Lassen Sie sich von mir ins Haus Ihrer Nachbarin bringen, wo wir ein wenig reden können. Je eher wir das hinter uns haben, desto eher können Sie zu Ihrer Tochter.“
„Mein Sohn“, schrie er. „Mein Sohn ist tot, und Sie halten meine Tochter fest. Das ist nicht richtig. Das ist nicht fair!“
Fitz kam zu ihr. Sie fing seinen Blick auf und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, ihr zu helfen. Hysterische Anfälle würden ihnen jetzt nicht weiterhelfen. Sie packten beide je einen Arm und zogen Wolff daran auf die Füße. Er weinte heftig. Tränen und Schnodder vermischten sich und rannen über sein Gesicht, aber wenigstens hatte er aufgehört zu schreien. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Sie schafften es, ihn ohne weitere Vorfälle in das Haus der Manchinis zu geleiten.
Taylors Telefon klingelte. Sie trat ein paar Schritte beiseite und ließ den verstörten Mann von Fitz zu der inzwischen schon vertrauten Chintz-Couch führen. Carla Manchini stand in der Mitte des großen Zimmers; ihre Augen hinter der
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