Taylor Jackson 03 - Judasmord
habe die Mordwaffe gefunden.“
6. KAPITEL
Taylor stand in Corinne Wolffs schönem begehbaren Kleiderschrank und hörte sich an, was Tim Davis zu erzählen hatte. Der Duft von Zedernholz kitzelte ihre Nase.
„Ich habe mich gerade ein wenig oberflächlich umgeschaut, da fiel mein Blick auf einen Blutspritzer an einer Schublade. Als ich sie öffnete, war er da – lag einfach inmitten der Kleidung. Er war zugedeckt worden, aber man konnte die Umrisse ganz genau erkennen. Das Blut war in den Schal gesickert, mit dem er zugedeckt war. Ich schätze, wer auch immer ihn da versteckt hat, hat nicht damit gerechnet, dass wir dort suchen würden.“
Tim spielte noch einmal alles ganz genau nach und zog die mit ‚Tücher und Schals‘ markierte Schublade auf. Dort, verborgen von einem bunt gemusterten Seidentuch, lag ein Tennisschläger. Er war verbogen und eingedellt und hatte sichtbare Blut- und Gewebespuren an den Rändern.
Taylor dachte an die Wunden an Corinnes Körper. Sams Autopsie würde es noch bestätigen müssen, aber sie dachte, dass ein Tennisschläger gut zu den Verletzungen passte, die sie gesehen hatte. Mit ausreichender Kraft dahinter konnte fast alles zur tödlichen Waffe werden. Sie fragte trotzdem. Tim hatte schon alles gesehen.
„Meinst du, der Schläger kann so viel Schaden anrichten?“
„Sicher. Er ist schön stabil. Ein Kopf ist wie eine reife Melone. Wenn man hart genug zuschlägt, platzt er auf. Und Sie wissen, wie stark Kopfwunden bluten. Sie hatte Unmengen von offenen Rissen, daher das ganze Blut. Genug, damit sich das kleine Mädchen von Kopf bis Fuß damit besudeln und es im ganzen Haus verteilen konnte. Da war jemand ziemlich wütend auf die Frau.“
„Was du nicht sagst.“ Taylor warf einen Blick zurück zu dem Fleck im Schlafzimmer, wo Corinne aus Dutzenden Wunden blutend gelegen hatte. Kein schöner Tod. Sie wandte sich wieder an Tim.
„Gut gemacht, Tim. Das wird uns eine große Hilfe sein. Mach ein paar Fotos und guck, ob du Fingerabdrücke findest. Wäre das nicht schön? Dann könnten wir den Fall innerhalb eines Tages lösen.“
„Ich werde ihn mir ganz genau anschauen, Lieutenant. Ich liebe es, wenn der Kriminelle so dumm ist, Beweise am Tatort zu hinterlassen.“
„Da sagst du was. Es scheint sich um eine zufällig ausgewählteWaffe zu handeln. Ihre Sporttasche lag auf dem Bett; der Schläger muss irgendwo in der Nähe gewesen sein. Ich frage mich, ob der Täter gestört worden ist und den Schläger in seiner Eile, das Haus zu verlassen, in die Schublade gesteckt hat.“
„Das könnte sein. Oder er hat gedacht, wir würden hier drinnen nicht suchen. Sie wissen, wie die Menschen sind. Sie vergessen zu gerne, dass wir auch etwas Grips haben.“
„Wahre Worte, mein Freund. Sag mir Bescheid, wenn du noch etwas findest.“
Taylor war froh, dass so viele Puzzleteile an ihren Platz fielen. Ihr Job war zur Hälfte getan – sie hatten ein Opfer, die Tatwaffe und Augenzeugen, die bestätigten, dass es im Haushalt der Wolffs Unstimmigkeiten gegeben hatte.
Jetzt brauchten sie nur noch den Ehemann.
* * *
Ein dunkler Geländewagen bog in die Straße am Jocelyn Hollow Court ein und hielt direkt vor dem Absperrband, das über die Einfahrt der Wolfs gespannt worden war. Als Taylor aus dem Haus trat, hörte sie das Getuschel der Nachbarn und das Schnappen der Kameras. Die Presse war vor einiger Zeit eingetroffen und berichtete aus sicherer Entfernung. Aber ihre hochauflösenden Objektive reichten ganz schön weit. Und das hier war 1a-Material. Der Ehemann des Opfers war gekommen.
Taylor beobachtete, wie Todd Wolff leicht zitternd aus dem Lincoln Navigator stieg. Er ließ die Tür offen stehen und den Schlüssel stecken; der Achtzylinder schnurrte weiter wie ein Löwe. Mit schweren Schritten ging er zur Beifahrerseite hinüber. Seine Schultern waren gebeugt, die Nase vom Weinen rot und geschwollen. Er starrte sein Haus an, als hätte er es nie zuvor gesehen. Es war sechs Stunden her, seitdem man ihm erzählt hatte, dass seine Frau und sein ungeborener Sohn tot waren.
Fitz gesellte sich zu ihr. „Wolff muss gefahren sein wie der Teufel persönlich, um so schnell hier zu sein. Ich hatte ihn frühestens um sechs erwartet.“
Er reichte Taylor eine Wasserflasche, die sie dankbar annahm. Sie drehte den Verschluss auf und nahm einen großen Schluck, um denGeschmack des Mordes herunterzuspülen. Während sie die Flasche wieder zuschraubte, murmelte sie leise: „Er sieht
Weitere Kostenlose Bücher