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Taylor Jackson 03 - Judasmord

Taylor Jackson 03 - Judasmord

Titel: Taylor Jackson 03 - Judasmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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angezündet. Das war zwar etwas weniger aufdringlich als die Patschuli-Räucherstäbchen, die sonst das Foyer bedufteten, aber von Lavendelmusste Taylor immer niesen. Die Geruchsmischung in diesem Gebäude war sowieso eine Tortur für Taylors Nebenhöhlen. Unter dem dicken, blumigen Duft lag eine antiseptische Note, profumo della morte. Der Geruch des Todes war durchdringend und hässlich, egal, in welche romanische Sprache sie ihn übersetze.
    Sie durchquerte die Lobby, wobei ihre Schritte in den dicken Stiefeln auf dem harten Boden widerhallten. Die Tür zum Flur war verschlossen. Taylor zog erneut ihre Karte durch und erhielt ein hallendes Klicken als Antwort. Auf dem Weg zum Autopsieraum sammelte sie sich und versuchte, sich ganz auf den vorliegenden Fall zu konzentrieren. Alle Gedanken an Frühling und Glück hatten sie verlassen.
    In der Umkleide tauschte sie ihre Stiefel gegen ein Paar Gummiclogs und zog sich einen Kittel an. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Zehn nach acht. Gar nicht mal so schlecht. Mit dem Ellbogen stieß sie die Tür zum Autopsieraum auf. Der Geruch von Formaldehyd stieg ihr in die Nase und mischte sich mit dem von Blut und Fäkalien.
    „Das wird aber auch Zeit. Ich hätte jetzt ohne dich angefangen.“ Sam war bereit loszulegen. Sie hatte ihr Headset auf und stand über den Körper von Corinne Wolff gebeugt. In der rechten Hand hielt sie ein Skalpell, mit dem sie ungeduldig gegen den Tisch klopfte. Spots in der Decke überfluteten den Autopsiebereich mit Licht und zauberten der Rechtsmedizinerin kupferne Strähnchen ins dunkle Haar.
    „Tut mir leid, ich hatte eine lange Nacht.“
    „Ist schon okay. Ich bin gerade bereit anzufangen.“
    Taylor schaute sich um. Normalerweise war der Autopsieraum immer voll belegt, doch heute Morgen waren die vier zusätzlichen Untersuchungstische leer; ein stiller Tribut an den schwierigen Fall, mit dem sie es zu tun hatten. Corinne Wolff lag auf der Plastikfolie, die den Tisch bedeckte. Sie war bereits vorbereitet und geröntgt worden. Sie wirkte kleiner als am Tatort, irgendwie zerbrechlicher und feinknochiger. Taylor erkannte, dass die Frau einmal sehr schön gewesen war, bevor man sie zusammengeschlagen hatte. Beim Anblick ihres wohlgerundeten Bauchs musste Taylor gegen die Übelkeit anschlucken. Autopsien mit Föten nach der zwanzigsten Schwangerschaftswoche waren für sie immer schwer. Ach, wem wollte sie was vormachen, sie war noch nie sonderlich gut damit klargekommen, tote schwangere Frauen anzusehen.
    „Stuart Charisse wird mir heute Morgen assistieren.“ Sam hatte ihr Headset angeschaltet und fing mit der Untersuchung an. Wie auf Kommando tauchte ein schlaksiger junger Mann mit wild gelocktem Haar neben ihr auf. Er schenkte Taylor ein höfliches Lächeln und machte sich dann mit professioneller Sachlichkeit an die Arbeit.
    Sam sprach während der äußerlichen Untersuchung in ihr Mikrofon.
    „Autopsienummer T-08-8768, Fallnummer T-2008-5389. Bei der Toten handelt es sich um Corinne Elizabeth Wolff, weiblich, weiße Hautfarbe, sechsundzwanzig Jahre alt, in guter körperlicher Verfassung und mit multiplen Verletzungen. Die Leiche ist vollständig und intakt. Eins fünfundsechzig und sechzig Kilogramm. Körpertemperatur ist kalt, keine Leichenstarre mehr. Leichenflecken dunkel und begrenzt auf die Vorderseite der Beine, den Bauch und die Brust. Ihr Haar ist dunkelbraun, schulterlang, Augen auch braun. Zähne natürlich. Keine Gesichtsbehaarung. Die Verstorbene trägt einen Sport-BH und eine Unterhose. Die Hände stecken in Papiertüten. Kopf, Hals und BH sind blutverschmiert.
    Der Kieferknochen ist gebrochen und zeigt Anzeichen eines schweren Traumas. Den Leichnam begleitete ein Tütchen mit der Aufschrift ‚Zähne, die in der Nähe des Opfers gefunden wurden‘. Darin liegen zwei blutige Backenzähne, die zum Opfer gehören, wie die Anpassung an die korrespondierenden Löcher im Mund bewiesen hat. Es gibt weitere Fragmente, die in die zusätzlichen leeren Höhlen passen. Die Zähne werden fotografiert.“
    Stuart machte Bilder von den Zähnen und markierte den Kiefer, in den sie gehörten. Die Zähne würden gemeinsam mit Corinnes Leiche zum Begräbnis freigegeben werden.
    „Die Tüten werden von den Händen der Toten entfernt. Die Untersuchung der Hände zeigt ein großes Plastikpflaster, das außen auf dem rechten Handgelenk klebt. Die Fingernägel werden abgeschnitten und als Beweise gesichert.“
    Stuart und Sam arbeiteten gut zusammen.

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