Taylor Jackson 03 - Judasmord
neuen Bewohnern geholfen, umzubauen und aufzustocken. Einige hatten eine Garage oder einen Carport in ein Wohnzimmer verwandelt, einen neuen, von Säulen gestützten Vorbau gebaut, ein paar Deckenlichter eingelassen und sich grundsätzlich mit einigen einfachen Renovierungen zufriedengegeben. Andere hatten größere Pläne im Kopf gehabt und ein ganzes neues Geschoss auf ihr Haus aufgesattelt. So wie bei dem Haus der Wolffs. Jetzt, wo sie wusste, wonach sie gucken musste, sah sie es ganz deutlich. Es war gut gemacht, aber unter der neuen, beeindruckenden Fassade erkannte Taylor die Umrisse des alten Ranchhauses.
Diese Umbaumaßnahmen waren genauso teuer, wie irgendwo anders ein neues Haus zu kaufen, aber die Schulen, die Grundstücke und der nahe gelegene Country Club waren schwer zu widerstehende Verlockungen für eine junge Familie wie die Wolffs. Taylor hatte sich gefragt, warum sie nicht in einer seiner Wohnanlagen wohnten, sich dann aber gedacht, dass es vermutlich den gleichen Grund hatte, warum sie und Baldwin sich dagegen entschieden hatten. Keine Bäume und keine Privatsphäre. Die Häuser, die Wolffs Firma baute, waren umwerfend, aber sie standen eng beieinander, und die Grundstücke waren komplett gerodet worden, was bedeutete, dass jeder Baum von einem Gartenarchitekten geplant und gepflanzt worden war. Trotz ihrer Größe hatten sie einfach nicht die imposanten Ausmaße von alten Villen. Dieses Viertel hier hingegen fühlte sich heimisch und echt an. Und bot sehr viel mehr Privatsphäre.
Taylor gab Fitz ein Zeichen, der sich daraufhin von dem Streifenbeamten verabschiedete und zu ihr auf die Auffahrt gesellte.
„Bist du bereit hineinzugehen?“, fragte sie.
„Ja. Tut mir leid. Der Junge war ganz aufgeregt wegen des Memphis Bake, aber das hatte er mit dem Huntsville Social Club verwechselt. Ich musste ihn erst einmal aufklären.“
„Sehr großzügig von dir. Ich nehme an, er ist keine Konkurrenz für dich?“
„Das Kind? Ha! Er kann Pfeffer nicht von Paprika unterscheiden. Der hat keine Chance gegen den alten Pops hier.“ Er klopfte sich auf die Brust. „Pops hat es drauf, das sag ich dir. Ich habe die feinste Muskatnuss gefunden. Sie kommt aus einem kleinen Hinterhofladen in Bombay und hat einen unvergleichlichen Geschmack. Sie werden gar nicht wissen, was sie da getroffen hat.“
Fitz war ein Weltklasse-Amateurgriller und hatte mit seinen unglaublichen Marinaden und langsam gegarten Boston Butts – einem speziellen Schweinebraten aus der Schulter – schon alle regionalen Wettbewerbe gewonnen. An den Wochenenden reiste er zu den verschiedenen Veranstaltungen, heimste die Pokale ein und brachtemontags Lunch für alle mit.
„Du benutzt Muskatnuss? Ist das nicht illegal?“
Jetzt war es an Fitz zu lachen. „Nur in Texas, Darling, nur in Texas.“
Er marschierte voran zum Haus. Taylor folgte ihm. Das Siegel an der Haustür war noch intakt. Fitz schlitzte es mit seinem Taschenmesser auf. Sie traten ein.
Der Geruch nach Tod war immer noch stark. Er hing in dem blutigen Teppich, in den Wänden. Taylor fragte sich, ob Todd versuchen würde, das Haus zu verkaufen, oder ob er weiter hier wohnen bliebe. Auch wenn ihm im Gegensatz zu Michelle Harris der Schock erspart geblieben war, Corinne in einer Lache ihres eigenen Blutes im Schlafzimmer liegen zu sehen, bestand doch kein Zweifel daran, dass unter diesem Dach jemand gestorben war. Von Gewalttaten blieb immer etwas zurück, egal, wie fähig die Reinigungskräfte auch waren. Sie konnten die Oberfläche säubern, aber das Böse würde niemals ganz vertrieben werden können.
Sie bewegten sich in einem Muster, das dem vom Vortag glich. Durch das Esszimmer in die Küche, dann in das geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer. Architectural Digest -Ausgaben lagen präzise übereinandergestapelt auf dem Couchtisch, drei Kristalluhren zeigten die gleiche Zeit an, und eine Duftkerze, deren weißer, jungfräulicher Docht einen halben Zentimeter herausschaute, steckte in einem marmornen Halter. Auf dem Kaminsims standen drei espressobraune Vasen in verschiedenen Höhen. In jeder steckte eine etwas anders cremefarbige Seidenorchidee. Die Wände waren in einem Ecru-Ton verputzt. Die Sitzmöbel waren aus weichem, schokoladenfarbenem Leder. Ein Vierzig-Zoll-Flachbildfernseher hing an der Wand gegenüber dem Sofa. Die Wolffs hatten offensichtlich ein gutes Leben geführt.
Die einzigen Hinweise darauf, dass sie ein achtzehn Monate altes Kind hatten, waren
Weitere Kostenlose Bücher