Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
erinnern, Edward, und dass er ein Motorrad hatte, was der Grund dafür gewesen war, sich überhaupt mit ihm einzulassen.
Jetzt sah nichts in der Schule mehr so aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie zuckte mit den Schultern. Es war beinahe zwanzig Jahre her, dass sie zuletzt einen Fuß hineingesetzt hatte.
Ein kleines, grauhaariges Energiebündel tauchte vor ihnen auf und streckte seine runzelige Hand aus, um sie zu begrüßen.
„Lieutenant Jackson? Ich bin Cornelia Landsberg. Danke, dass Sie gekommen sind.“
„Ah, Sie sind die Rektorin. Ausgezeichnet. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Ma’am. Das hier ist Detective Renn McKenzie. Er wird die Befragung heute mit mir gemeinsam durchführen.“
Landsberg ging vor in Richtung ihres Büros. Taylor konnte das Gefühl nicht unterdrücken, etwas angestellt zu haben. Sie sah, dass McKenzie ihr einen Blick zuwarf und ihre Körpersprache richtig deutete – Wann bist du das letzte Mal im Büro der Rektorin gewesen? Siehustete und verbarg ihr Lächeln hinter der Hand.
Sie betraten das Schulsekretariat, das genauso aussah wie tausend andere Schulsekretariate. Es roch jedoch anders. Taylor verband das Vorzimmer der Schule immer mit dem Geruch nach Matrizen, obwohl man zu der Zeit, als sie an der Oberstufe auf der Father Ryan war, schon auf Computer umgestellt hatte.
Poster der Maskottchen hingen an den Wänden, feuerten die Schülervertretung und das Basketballteam an. Eine junge Brünette, vermutlich eine Assistenzlehrerin, saß geschäftig hinter dem Schreibtisch. Landsberg ignorierte sie und führte Taylor und McKenzie durch eine hölzerne Schwingtür in die Tiefen der lehrkörperlichen Autorität.
„Gwen Woodall und Ralph Poston werden auch dabei sein – sie sind unsere Vertrauenslehrer. Sie haben bereits alle Akten unserer Problemschüler herausgesucht.“ Sie blieb stehen und schaute Taylor aus ihren dunklen Knopfaugen an. Taylor war überrascht über die Ähnlichkeit der Frau mit einer kleinen Taube.
„Wir haben unsere Kinder im Blick, Lieutenant. Nach Columbine haben alle Schulen ein engeres Verhältnis zu ihren Problemkindern aufgebaut. Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass wir einen Trauerplan für genau solche Situationen entwickelt haben. Wir haben die Schüler heute herkommen lassen, um ihnen Trost zu spenden. Sie sind jetzt in der Sporthalle und sprechen mit extra dafür angeforderten Trauerberatern. Es tut ihnen gut, zusammen zu sein, ihre Gefühle miteinander zu teilen. Das macht es nicht leichter, aber erträglicher, zu wissen, dass andere das Gleiche durchmachen. Glauben Sie, einer unserer Schüler könnte dafür verantwortlich sein?“
„Ich wünschte, ich könnte es mit Sicherheit sagen, Ma’am. Wir versuchen im Moment nur, so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Wir haben allerdings einen Schüler, über den wir gerne reden würden – ein Junge aus der Unterstufe namens Thor.“
„Thor? Den Namen habe ich noch nie gehört. Haben Sie auch einen Nachnamen dazu?“
„Nein, wir wissen nur, dass er seinen Mitschülern Drogen verkauft.“
„Drogen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Sie finden doch immer einen Weg, oder? Zu meiner Zeit war es Gras und die Lehrer haben es mit ihren Schülern gemeinsam geraucht. Jetzt haben wir diesbezüglich eine Null-Toleranz-Politik, aber natürlich hört man immer wieder mal Gerüchte. Es scheint, als können wir sie nicht mehr davor beschützen,nicht davon isolieren. Sie alle haben MySpace- und Facebook-Seiten, Twitter und SMS – meine Güte, sie haben sogar ihre eigene Sprache. Unsere Englischlehrer hatten gerade letzte Woche ein Treffen, um zu besprechen, ob einige der umgangssprachlichen Abkürzungen in den Lehrplan aufgenommen werden sollten, da die Kinder ja sowieso nicht aufhören, sie zu benutzen. Wir haben uns dagegen entschieden, sind aber gewillt, alles zu tun, was nötig ist, um zu unseren Schülern durchzudringen. Ich habe selber einen Twitter-Account und alle Schüler haben meine Handynummer. Ich ermutige sie, mir jederzeit eine SMS zu schicken, wenn sie das Bedürfnis danach haben. Aber Drogen … So ein Verhalten kann ich hier nicht dulden. Wenn wir denjenigen erwischen, wird er sofort der Schule verwiesen. Da sind wir.“
Sie öffnete die Tür zum Lehrerzimmer. Ein Hauch von Zigarettenrauch hing in der Luft – da in Landsberg noch ein winziger Rest Hippie zu schlummern schien, nahm Taylor an, sie würde nicht allzu viel Wirbel veranstalten, wenn einer ihrer Lehrer diesen Raum
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