Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
für eine kleine Zigarettenpause nutzte. Besser, es zu verstecken, als den entsprechenden Lehrer nach draußen zu schicken, wo er womöglich von Schülern gesehen würde. Sie war sicher, dass es irgendeine Regelung gab, die Tabak an Schulen verbot, aber solange die Staatsvertreter heimlich im Parlamentsgebäude rauchten, würde man bei den Lehrern sicher auch ein Auge zudrücken.
Tue, was ich sage, nicht, was ich tue . Diese Lektion hatte sie von jedem Erwachsenen in ihrem Leben gelernt, aber hauptsächlich von ihrem Vater. Sie schluckte den Ärger herunter, der sich beim Gedanken an Win Jackson in ihr aufbaute, der gerade in einem Staatsgefängnis in West Virginia einsaß, und an ihre mal wieder abwesende Mutter Kitty, die sich nun, beinahe ein Jahr später, immer noch mit einem Mann in Europa aufhielt, den Taylor nie kennengelernt hatte. Sie hatten in dieser Zeit nur einmal miteinander gesprochen, als Taylor sie angerufen und ihr berichtet hatte, dass sie Win festgenommen hatte. Ihre Mutter war erst wütend geworden, dann hatte sie resigniert.
„Das ist einfach nur peinlich, Taylor. Was werden meine Freunde über dein Verhalten denken?“
Taylor hatte heißblütig erwidert: „Was werden sie von deinem halten, Mutter, wenn du mit irgendeinem reichen Playboy durch die Länder ziehst, mit dem du keine wirkliche Beziehung hast?“ Kitty hatte daraufhin einfach aufgelegt, und seitdem hatten sie nicht mehrmiteinander gesprochen.
Landsberg stellte alle einander vor. Taylor richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart.
„Gwen Woodall, Ralph Poston, das sind Lieutenant Taylor Jackson und Detective Renn McKenzie. Ich werde Sie jetzt ein wenig allein lassen – ich will mal nach den Schülern in der Turnhalle sehen. Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas benötigen.“ Sie tippte an ihr Telefon, das an ihrem Gürtel klemmte, schlüpfte dann leise aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich.
„Bitte setzen Sie sich doch.“ Poston zeigte zu den Stühlen auf der anderen Tischseite. „Wir haben den Vormittag damit zugebracht, die Akten durchzugehen und uns zu unterhalten. Das ist alles einfach … einfach so …“ Er brach ab und seine Kollegin kam ihm zu Hilfe. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
„Ist schon gut, Ralph. Lass deine Gefühle raus.“
Er fing an zu schluchzen, und Woodall schenkte Taylor ein entschuldigendes Lächeln. „Es hat uns alle schwer getroffen, wie Sie sich vorstellen können. Wir haben eine Liste mit Namen der Jungen, mit denen wir in letzter Zeit Schwierigkeiten hatten.“
Taylor und McKenzie setzten sich an den Tisch und Taylor öffnete ihr Notizbuch.
„Bitte erzählen Sie uns alles.“
„Okay.“ Woodall reichte Poston ein Taschentuch. „Schon gut, Ralph. Alles wird wieder gut.“
Er putzte sich die Nase mit einem lauten Tröten, wie eine Gans, die erdrosselt wird. Taylor biss sich auf die Lippe, um nicht laut zu lachen.
Woodall sah aus, als müsste sie sich auch zusammenreißen, um nicht loszukichern. Taylor mochte sie. Sie hatte wache Augen und lächelte viel, ihre braunen Haare waren zu einem kinnlangen Bob geschnitten und auf der Nase hatte sie viele kleine Sommersprossen. Sie sah eher wie eine Schülerin als eine Psychologin aus. Sie schob einen Stapel Papier über den Tisch.
„Wir sind die Akten durchgegangen und haben alle Schüler rausgesucht, bei denen narzisstische und psychopathische Tendenzen diagnostiziert wurden. Da wir es hier mit Teenagern zu tun haben, ist der Stapel unglücklicherweise einigermaßen dick. Ich habe sie deshalb noch einmal daraufhin überprüft, wer von ihnen schon einmal mit Drogen in Konflikt gekommen ist und bin bei fünfzehn Namen gelandet.Sie stehen auf der zweiten Seite.“
Taylor blätterte die Akten durch. Große, zornige Augen schauten sie an, Gesichter, auf denen sich Streitlust, Angst oder Verachtung abzeichneten. Viele waren schwarz, nur ein paar weiß, und es gab lediglich einen asiatischen Jungen, vermutlich vietnamesischer Abstammung. Sie alle sahen verloren aus. Taylor gab die Seiten an McKenzie weiter.
„Wie sieht es mit Drohungen gegen die Schule oder andere Schüler aus? Wir haben gehört, dass es letzte Woche möglicherweise eine Drohung gegenüber den Schülern gegeben haben soll, die umgebracht wurden.“
Woodall schaute auf ihre Hände. „Sie wissen doch, wie es ist, Lieutenant. Wir haben Metalldetektoren an den Türen, auf dem Flur patrouilliert ein Wachmann. Unter den Schülern wird ständig
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