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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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sich drinnen, im Capitol, die Mehrheit der Republikaner durch. Nun wird die nächste Generation von Schulbüchern den texanischen Kindern die Überlegenheit des Kapitalismus beibringen und die gloriose Rolle der Konföderation im Bürgerkrieg; dafür wird der Atheist Thomas Jefferson weggelassen. Der Sklavenhandel sollte sogar in »Atlantic triangular trade« umbenannt werden (das geschah dann aber doch nicht). Texanische Schüler sollen auch die Kehrseite der Bürgerrechtsbewegung kennenlernen, wie die gewalttätigen Black Panther. Hingegen darf die positive Rolle von Joseph McCarthy nicht zu kurz kommen, zu würdigen ist aber auch die Reagan Revolution, die Heritage Foundation, die Moral Majority und, natürlich, die NRA.
    Was Texas tut, wirkt sich in ganz Amerika aus, denn Schulbuchverlage drucken nur Bücher, die ihnen große Staaten mit vielen Schulen abnehmen. Das heißt, Oklahoma oder Nebraska kaufen texanische Schulbücher. Dabei ist Texas nicht gerade einVorbild, was die Schulbildung angeht. Der ›Washington Post‹ zufolge steht der Staat an letzter Stelle, was die Zahl der Erwachsenen mit Highschool-Abschluss angeht, und an 44.   Stelle   – von fünfzig   –, was die staatlichen Ausgaben pro Schüler anbelangt.
    Am liebsten würden die christlichen Rechten, aber auch die Tea Party, das Department of Education in Washington ganz abschaffen und christliche Privatschulen fördern, was schon Jerry Falwell forderte. Eines der Vehikel dazu sind
vouchers
, vom Staat oder der Kommune ausgegebene Gutscheine, mit denen begabte, aber finanziell schlecht gestellte Schüler auf private Schulen gehen können oder auch auf sogenannte
charter schools
, öffentliche Schulen, bei denen die Eltern den Lehrplan und die Klassenbelegung mitbestimmen können. De facto geht es um verdeckte Segregation, denn auf diese Weise hält man arme schwarze Kinder von solchen Schulen fern.
    Am nächsten Morgen besuche ich eine
megachurch
, die Central Baptist Church. Da Bryan klein ist, hat die
megachurch
hier nur 4000   Plätze und sie ist sogar halb leer   – aber immerhin hochmodern ausgerüstet. Der Pfarrer läuft in Jeans und T-Shirt auf einer Art Bühne auf und ab, ein Mikrofon in der Hand, und wird dabei auf einen großen Bildschirm projiziert; so wirkt er mehr wie ein Conferencier in Las Vegas als ein Mann Gottes. Seine Predigt ist aber streng konservativ: Er redet erst über das Militär   – gut!   –, dann über Sex mit jungen Mädchen   – nicht so gut!   – und dann über Homosexualität   – gar nicht gut, das sei eine Sünde, denn die verstoße gegen die Gebote Gottes. Man müsse aber Gott gehorchen, sonst ergehe es einem wie den alten Israeliten, die von Gott abgefallen und dafür bestraft worden seien. Eine Frau, die mich als »gefallene Seele« erkennt, ergreift während des Gottesdienstes meine Hand. Auf dem Rückweg höre ich im Radio einen der vielen christlichen Sender; der Pfarrer schimpft über CNN und nennt es »Chicken Noodle Network«.
    Weil die Kirche in Texas schon um zehn anfängt, bin ich vor dem Mittagessen wieder bei Patrick und David. David erzähltmir, dass er im Gemeinschaftsraum der Uni CNN nicht laufen lassen kann, weil seine Studenten den Sender für linksradikal halten. Wenn es nach denen ginge, würden sie Fox News gucken, das will er aber nicht   – und so schaltet er Bloomberg TV an. »Das ist zwar langweilig, aber da werden sie wenigstens nicht indoktriniert.« David findet, dass die Religiöse Rechte viel zu viel Einfluss auf die Politik habe. Perry habe beispielsweise ein »Sonogramm-Gesetz« verabschiedet, wonach Frauen vor einer Abtreibung gezwungen würden, sich ein Ultraschallbild des Fötus anzusehen und sich dessen Herzschlag anzuhören. Dazu wird   – ohne Betäubung   – eine Sonde in die Vagina geschoben. Das soll auch bei Opfern von Vergewaltigung und Inzest gemacht werden. »Er will Frauen bestrafen«, sagt David. »Er ist einfach nur ein Sadist.« Schon zuvor hatte Perry die Abtreibungsgesetze in Texas verschärft und die Mittel für die Organisation Planned Parenthood gestrichen. Denn Planned Parenthood, sagte der republikanische Abgeordnete Jon Kyl, verwende neunzig Prozent seiner Mittel, um Abtreibungen zu finanzieren. Als ihm vorgehalten wurde, dass dies weit übertrieben sei, meinte er, dies sei nicht als »faktisches Statement« gemeint gewesen.
    Perry steht in der Abtreibungsfrage nicht allein. Alle Politiker, welche die Stimmen der Tea Party

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