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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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Tea Party belegt einen Flügel des riesigen Gebäudekomplexes, der vier Straßenblocks umfasst: einen Festsaal mit Bühne und Videoleinwänden, eingerahmt von zwei Ausstellungshallen und den Wandelgängen davor. Lächelnde junge Frauen mit aufgesteckten Haaren und in langen Rüschenkleidern verteilen Flugblätter. Sie sehen aus wie Statistinnen in ›Vom Winde verweht‹, aber sie sollen Frauen des revolutionären Washington darstellen, aus der Zeit, als die Verfassung der USA verabschiedet wurde, auf die sich hier alle berufen. Natürlich hätten Frauen zur damaligen Zeit nicht wählen dürfen, aber nicht alle, die der Tea Party nahestehen, halten das Frauenwahlrecht für eine gute Idee. Ann Coulter, eine Ikone der Rechten, meinte einmal, wenn man den Frauen das Wahlrecht wieder wegnähme, bräuchte man sich wenigstens nicht mehr zu sorgen, dass noch einmal ein Demokrat zum Präsidenten gewählt werden könnte. »Nur Frauen wählen so dumm, zumindest unverheiratete Frauen.«
    Die Festhalle mit den Sitzreihen ist patriotisch dekoriert. Auf den Bildschirmen tanzen rot-weiß-blaue Luftballons, auch die Flagge weht digital. Bilder von einem lächelnden Ronald Reagan werden eingespielt, von der Freiheitsstatue, gelben Kornfeldern und blauäugigen Kindern. Als die Nationalhymne erklingt, stehen alle auf, die Hand auf dem Herz, und sprechen den
Pledge of Allegiance
, den Eid auf die Fahne und die Republik, der von dem Sozialisten Frances Bellamy verfasst wurde und den alle Amerikaner in der Schule auswendig lernen. Bei der Zeile »Under God«   – in den fünfziger Jahren eingefügt   – werden sie lauter. Es klingt ein bisschen trotzig. Durch das Programm führen Mark Meckler und Jenny Beth Martin von den Tea Party Patriots; der Verein hat die Konferenz organisiert. »Amerika ist das großartigste Land der Welt«, rufen sie und ermahnen das Publikum, ja keine rassistischen Sprüche zu klopfen, schon gar nicht in Gegenwart der
mainstream media
. Dann wirft Jenny Beth Martin ein paar T-Shirts mit Tea-Party-Aufdruck in die jubelnde Menge.
    Begrüßt werden die zwei- bis dreitausend Gäste in Phoenix von David Schweikert, der Arizona in Washington vertritt, für die Republikaner natürlich. Er entschuldigt sich erst für seinen komisch klingenden deutschen Namen und zählt dann die Probleme auf, die uns drohen, weil wir so gut wie pleite sind. Für Medicaid, die staatliche Krankenversicherung für Amerikaner mit niedrigem Einkommen, reiche schon bald das Geld nicht mehr, auch nicht für Medicare oder für Social Security, die Rente. Das ganze Budget des Pentagon könne das nicht decken. Außerdem haben wir noch massenweise Schulden bei den Chinesen. In der Menge murrt es leise, wir sollten einfach nicht zahlen, aber Schweikert sagt, so ginge das nicht, wegen der Weltwirtschaft. Nötig sei vielmehr ein ausgeglichenes Budget.
    Die Konferenz wird von der Health Care Compact Alliance gesponsert, einem gemeinnützigen Verein, der von Spenden lebt, aber ungern erzählt, wer die aufbringt. Es seien aber garantiert nicht die Pharmaindustrie oder private Krankenkassen,versichert Meckler. Auch der Chairman von Health Care Compact spricht ein Grußwort, es ist Eric O’Keefe, der als privater Investor aus Wisconsin vorgestellt wird. O’Keefe sitzt in unglaublich vielen Vereinen, der wichtigste von ihnen ist die Sam Adams Alliance in Chicago; die meisten werden direkt oder indirekt von Charles und David Koch finanziert.
    O’Keefe, ein schlanker, graumelierter Fünfziger, spricht über die Mayflower, die Revolution gegen die Briten, die uns »das großartigste Land der Welt« beschert habe, und schimpft dann über die
fat cats
, die Funktionäre in Washington. Bei dem Kampf, den wir führten, stünden nicht Republikaner gegen Demokraten, sagt er, sondern normale Bürger gegen die »herrschende Elite«. Es gehe um
states’ rights
, die Rechte der Bundesstaaten; er will, dass diese für die Gesundheitsvorsorge verantwortlich sind und nicht die Regierung in Washington. Das gelte nicht nur für ObamaCare, sondern auch für Medicaid und Medicare, wo gekürzt werden müsse. Hierbei lässt der Beifall im Saal deutlich nach. Mindestens jeder Dritte hier ist Rentner.
    In den Ausstellungshallen summt es; zwischen den Auftritten der Redner schlendern die Besucher an Ständen umher. Überall werden DVDs, CDs, T-Shirts , Aufkleber, Anstecker, Broschüren, Flugblätter angeboten   – und noch mehr Bücher. Bei einem Gutteil der Bücher geht es

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