Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Großvater lebte, glaube ich, in Essen – gibt es die Stadt?«
Ursprünglich wollte er Profisportler werden, studierte dann aber doch lieber Medizin. Schon damals interessierte er sich für Ökonomie, und er wurde, wie viele Konservative, von Ayn Rands Büchern beeinflusst (Alan Greenspan, der langjährige Chef der Federal Reserve, und Milton Friedman, der berühmte Ökonom aus Chicago, sind oder waren Randianer). Ayn Rand –eigentlich Alisa Sinowjewna Rosenbaum – war eine russisch-jüdische Immigrantin und Antikommunistin. Sie schuf die Philosophie des Objektivismus, auch als »rationaler Egoismus« beschrieben, letztlich der philosophische Überbau des Laissezfaire-Kapitalismus. Ihr bekanntestes Buch ist ›Atlas Shrugged‹.
Rand war mit dem österreichischen Ökonom Ludwig von Mises befreundet, dessen Werke Paul ebenfalls beeinflussten, wie auch die von Friedrich von Hayek, gleichfalls ein Ökonom der österreichischen Schule. Mises musste als Jude vor den Nazis nach New York flüchten, während Hayek nach London und später nach Chicago ging. Hayeks bekanntestes Buch ist ›The Road to Serfdom‹, der Weg zur Knechtschaft, wo er vor Inflation und vor staatlicher Kontrolle der Wirtschaft warnt. Darin setzt er Faschismus mit Sozialismus gleich, denn beide führten in die Knechtschaft und zielten auf die Zerstörung der persönlichen Freiheit. An dem Stand von Ron Paul in Phoenix liegt ›The Road to Serfdom‹ zum Verkauf aus.
Paul ging nach dem Studium als Militärchirurg nach Vietnam, diesen Krieg bezeichnete er als »illegal« und »unnötig«, allerdings erst danach. Noch heute macht er Robert McNamara, Pentagonchef unter John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson, dafür verantwortlich, das Schlachten ausgeweitet zu haben (nicht zu Unrecht). Was ihm damals aber auch schon Sorgen bereitete, waren die Auswirkungen des Krieges auf die amerikanische Wirtschaft. Als Richard Nixon 1971 den Dollar vom Goldpreis löste und daraufhin die Militärausgaben für den Vietnamkrieg steil anstiegen, sah er das als erstes Zeichen für den Verfall Amerikas, eben das, wovor Hayek immer gewarnt hatte.
Paul ist einer dieser ewigen Präsidentschaftskandidaten, denen es eher darum geht, seine Botschaft zu verbreiten, als zu gewinnen. Das erste Mal trat er 1988 für das Weiße Haus an, für die Libertären und gegen Ronald Reagan. Er warf Reagan vor, die Steuern erhöht zu haben. Nur eine knappe halbe Million Wähler stimmte für ihn.
1992 verzichtete er auf eine Kandidatur, stattdessen stellte er sich hinter den unabhängigen Konservativen Pat Buchanan –ebenfalls erfolglos. 1995, nach einer »Pause von Washington«, bewarb er sich um einen Kongresssitz. Das gesamte republikanische Establishment unterstützte seinen Konkurrenten; er gewann trotzdem. Als Paul es 2008 wieder als Präsidentschaftskandidat versuchte, trat er als Republikaner an. Und obwohl er damals in der Vorwahl unterlag, will er auch diesmal wieder für die Republikaner kandidieren, weniger aus ideologischen, denn aus praktischen Gründen. »Als Libertärer hat es mich fast das halbe Kampagnengeld gekostet, auch nur auf die Wahlzettel zu gelangen, so kompliziert war das«, sagt er. »Innerhalb der Republikaner für meine Positionen zu werben, ist wesentlich einfacher.« Zumal sich die Grand Old Party (GOP), wie die Republikaner genannt werden, unter dem Druck der Tea Party politisch sowieso auf ihn zubewegt habe.
Paul wird oft vorgeworfen, er habe unrealistische Vorstellungen davon, was in den USA politisch durchsetzbar sei, aber immerhin stimmt das, was er fordert, mit dem, was er tut, überein. Er hat dagegen gestimmt, Dämme in Galveston mit föderalen Mitteln zu befestigen, gegen Geld für die NASA, obwohl viele aus seinem Wahlbezirk in Houston arbeiten, und gegen Farmsubventionen. Er hat erklärt, er wolle niemals eine Regierungspension beziehen, und er hat neben seiner Abgeordnetentätigkeit als Krankenhausarzt Babys auf die Welt gebracht. Seine privaten Investitionen legte er in Gold und Silber an, nicht in Aktien. Zwar hat er für seine Wahlkämpfe ein paar Zehntausend Dollar von der Ölindustrie, Immobilienvertretern und dem texanischen Ärzteverband erhalten, aber das Gros seines Wahlkampfes stammt tatsächlich aus individuellen Kleinspenden seiner Anhänger.
Unter den Neokonservativen aber, die versuchen, die Tea Party zu infiltrieren, ist Paul Persona non grata, schon deshalb, weil er sich dafür ausspricht, keine Militärhilfen
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