Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
von einem anderen Stern. Nein, sie arbeiten für die Website usdiversitytoday. com. Auch ein paar Lokalreporter sind hier. »Die Leute in Iowa sind frustriert, weil die Jobsituation so schlecht ist«, sagt einer. »Wenn das so weitergeht, wählen sie irgendwen, Hauptsache, nicht Obama.« Ein anderer meint besorgt, mit der Tea Party sei es wie mit den Faschisten, die auch mit der Weltwirtschaftskrise hochgekommen seien. Dann kommt ein Reporter, der eine neuartige digitale Kamera um die Stirn geschnallt hat, die alle paar Sekunden ein Bild schießt. Nun brechen alle Männer in wildes Fachsimpeln aus und die Debatte ist vorbei.
Vor dem Haus wartet auch Charlotte Niederhauser, Mutter von fünf Kindern, die allesamt in übergroßen roten Michele-Bachmann- T-Shirts herumlaufen. »Ich finde Bachmann gut, weil sie Klartext redet, so wie ich«, sagt sie. »Sie interessiert sich für das Land, die Menschen, Obama geht es nur um Macht.« Und Bachmann sei gebildet, viel mehr als Sarah Palin. Im ›Wall Street Journal‹ habe gestanden, welche Bücher sie lese, das fand Niederhauser beeindruckend. Ron Paul hingegen, der sei ihr ein bisschen zu extrem. Ich frage sie nach Bachmanns Kommentar über die Sklaverei – dass die Gründungsväter daran gearbeitet hätten, sie abzuschaffen –, da wird sie ärgerlich. Die Gründungsväter hätten wirklich die Sklaven befreien wollen und George Washington habe seine kurz vor seinem Tod auch freigelassen. »Aber denen ist es dort so gut gegangen, die sind geblieben.« John Eidsmoe, Bachmanns Mentor, vertritt eine ähnliche Ansicht; er glaubt, damals sei es für schwarze Sklaven zu gefährlich gewesen, frei herumzulaufen.
Neben Niederhauser steht Becky Borstwin, ebenfalls Mutter von fünf Kindern, die aus Montana kommt. Ihr Mann ist Reserveoffizier, außerdem arbeitet er für eine Firma, die Waffensysteme für die Air Force herstellt. Borstwin ist ein großer Fan von Iowa, wo so viele hart arbeitende Menschen leben, und von Bachmann. »She is me«, sagt sie. Sie ist ich. Borstwin will, dass Bachmann Präsidentin wird, hauptsächlich deshalb, damit ObamaCare wieder abgeschafft wird. Sie traut der Regierung nicht zu, eine Krankenversicherung zu führen. »Eines meiner Kinder ist auf einer NAT O-Basis in Island krank geworden, und die staatlichen Ärzte dort konnten ihm nicht helfen. Wenn wir das Kind nicht nach Amerika geflogen hätten, wäre es gestorben.« Borstwin ist über die US Army versichert, damit ist sie sehr zufrieden, und sie möchte, dass das so bleibt. »Ich habe fünf Kinder und zwei alte Eltern, die versorgt werden müssen, das Geld wird nicht mehr, da sollten gesunde 2 5-Jährige zurückstehen. Warum soll die Regierung die versichern?«
Bachmann lässt immer noch auf sich warten, und so fahre ich zu dem Haus, in dem sie aufgewachsen ist, auf der anderen Seite des Iowa River. Es ist eines dieser mittelgroßen amerikanischen Holzhäuser mit Satteldach und Veranda, umringt vonBäumen, in einer ruhigen Seitenstraße. Heute wohnt dort eine mexikanische Familie. Und das Haus gehört auch einem Mexikaner, der nebenan lebt. Wer Bachmann ist, weiß er nicht. »Ist die von hier?«
Danach kehre ich im »Volkshaus« ein, an der Hauptstraße von Waterloo, wo es deutsches Bier zu moderaten Preisen gibt. Ob sie eine Radlerhalbe haben? Die Frage wird mit Staunen aufgenommen, aber da ich ja aus Deutschland komme, wird mir eine natürliche Autorität in Bierfragen zugestanden. Ich erkläre der Wirtin, wie sie ein Radler mischt: mit Zitronenlimo und Bier. Man soll ja der Community auch etwas zurückgeben. Das mit dem Radler werden sie vielleicht mal probieren, aber was die Zukunft der USA angeht, ist die Stimmung im »Volkshaus« nicht so enthusiastisch. »Wir Amerikaner sind so dumm«, sagt ein blonder Mann an der Bar. »Wir zanken uns dauernd untereinander, während sich die Chinesen die neueste Technik anschaffen.« Dann gibt er mir die Radlerhalbe aus.
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