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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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sorgte ebenfalls für Integration, allerdings nur unter Weißen   – noch waren die Bataillone in schwarze und weiße Soldaten segregiert.
    Erst nach dem Krieg öffnete Amerika, das nunmehr 132   Millionen Einwohner hatte, die Tore wieder. 1946 wurde die Green Card eingeführt, ergänzt durch Arbeitsvisa. Soldaten wurde erlaubt, ihre Kriegsbräute aus England und Frankreich mitzubringen. Deutschen, auch deutschen Juden, wurde es ab 1951 wieder gestattet, in die USA zu reisen. Nun kamen viele Flüchtlinge aus dem Osten, Donauschwaben, Schlesier und Sudetendeutsche, auch Balten, Ukrainer und Ungarn. Mit dem
McCarran-Walter-Act
von 1952 wurde die Immigration für Osteuropäer jedoch wieder eingeschränkt, allerdings nicht für die, die vor den Russen geflohen waren, sondern für Kommunisten. Damals hatte eine antikommunistische Welle das ganze Land erfasst, der Kalte Krieg gegen die Sowjets, die gerade noch Verbündete gewesen waren, hatte begonnen. Der
McCarran-Walter-Act
wurde nunbenutzt, um missliebige Intellektuelle fernzuhalten, darunter Gabriel García Márquez, Dario Fo, Graham Greene und Doris Lessing.
    Erst mit der Bürgerrechtsbewegung setzte die »dritte Welle« der »Weißwerdung« Amerikas ein, wie Painter es nennt: Italiener, Polen und Juden erklagten sich in den fünfziger und sechziger Jahren Zutritt zu weißen Country Clubs, auch das Wohnrecht in besseren Apartmenthäusern. Mit John F.   Kennedy wurde erstmals ein irischer Katholik Präsident.
    Heute sind es andere Einwanderer, die sich noch keine »weiße Identität« erkämpft haben: Zuwanderer aus dem Mittleren Osten   – Türken, Pakistanis und Araber, ausgenommen die Israelis   – und eben die Hispanics: Südamerikaner und Mexikaner. Die werden im U.S.   Census, der regelmäßig stattfindenden Volkszählung, bis heute als »nicht-weiß« eingestuft, unabhängig davon, ob es sich um mexikanische Nachkommen von aztekischen Indios oder um blonde Chilenen mit deutschen Vorfahren handelt. Und Hispanics kommen viele. Etwa eine Million Mexikaner pro Jahr gelangt ganz legal über den Familiennachzug in die USA.   Andere erhalten die Staatsbürgerschaft mithilfe der sogenannten
anchor babies
. Nach dem 1868 verabschiedeten 14.   Verfassungszusatz ist jeder, der in den USA geboren wurde, Amerikaner, auch die Kinder von Illegalen. Das ist das
birthright citizenship
. Und wenn diese
anchor babies
achtzehn Jahre alt sind, können sie die Staatsbürgerschaft für ihre Eltern, Geschwister und Großeltern beantragen. Nach einer Studie des Pew Hispanic Center gab es im Jahr 2008 etwa 340   000 solcher
anchor babies
; die Tendenz ist steigend.
    Die Tea Party und die Immigration
    Die Tea Party ist dagegen, dass solche
anchor babies
die Staatsbürgerschaft bekommen. Arizonas Senatspräsident Russell Pearce glaubt, das
birthright citizenship
verstoße gegen den Geist der Verfassung. Er argumentiert, dass der 14.   Verfassungszusatznichts mit Immigration zu tun habe. Damals sei es darum gegangen, den Nachkommen schwarzer Sklaven die Staatsbürgerschaft zu geben, und nicht etwa, die Einwanderung zu erleichtern. Der 14.   Zusatzartikel galt bis 1923 nicht einmal für Indianer. Deshalb, so Pearce, verpflichte er die USA nicht, Kinder von Illegalen zu Staatsbürgern zu machen. Manche Tea Partier fordern gar,
anchor babies
mitsamt ihren Familien abzuschieben.
    Theoretisch haben Politiker wie Pearce zwar recht, tatsächlich aber hatten die Verfassungsgeber nur deshalb die Einwanderer nicht im Auge, weil das in den Zeiten der
Founding Fathers
überhaupt nicht zur Debatte stand. Damals war ja jeder Weiße, der aus Europa anlandete, automatisch Amerikaner, und jedes weiße Kind, das in Amerika geboren wurde, sowieso. Wenn Pearce also wirklich zu den Gründungsvätern zurückwollte, gäbe es nur noch weiße
anchor babies
. Das traut sich heute nicht einmal die Tea Party zu fordern, und verfassungsrechtlich hätte das ohnehin keinen Bestand.
    Mit seinen Einwänden gegen das
birthright citizenship
steht Pearce allerdings nicht alleine da. Mehr als ein Dutzend Staaten erwägen inzwischen Gesetze, dieses abzuschaffen; dazu gehören Alabama, Delaware, Idaho, Indiana, Kansas, Michigan, Mississippi, Montana, Nebraska, New Hampshire, Oklahoma, Pennsylvania, Texas und Utah. Sie wollen die Staatsbürgerschaft daran knüpfen, dass mindestens ein Elternteil Amerikaner ist oder wenigstens eine Aufenthaltsgenehmigung hat. Allerdings: Für das Einwanderungsrecht ist die

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