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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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und drückten die Löhne, anglophile Zeitungen beschimpften Iren als faule Trunkenbolde, »Gewürm«, »Ungeziefer«, »Kriminelle aus den Armenhäusern Europas« und spotteten über die »Black Irish«. Dabei brachen auch hier uralte Rivalitäten zwischen Angelsachsen und Kelten durch, meint Painter. Irischen Katholiken wurde unterstellt, dass sie dem Papst gehorchten und nicht dem Präsidenten der USA.   In Massachusetts wurden Iren gezwungen, Steuern an protestantische Kirchen zu zahlen. In Philadelphia brannte ein anti-katholischer Mob Kirchen nieder. In anderen Städten wurden irische Priester gelyncht. Mehrere Staaten wollten Gesetze erlassen, die Naturalisierung von Iren einzuschränken. Besser erging es den Scotch-Irish, protestantischen Iren aus Ulster, dem heutigen Nordirland, die ebenfalls in Massen kamen. Ursprünglich stammten sie aus Schottland und waren in vorausgegangenen Jahrhunderten in die Gegend um Belfast eingewandert. In den frühen Jahren Amerikas waren die Scotch-Irish eine der größten Immigrantengruppen und das Rückgrat der Armee.
    In der amerikanischen Einwanderungspolitik gab es immer zwei Strömungen: Volksvertreter, die eine rasche, bruchlose Assimilierung an die dominante angloamerikanische Kultur forderten   – das waren in der Regel englische, deutsche und skandinavische Protestanten   –, und Politiker, welche die Partikularinteressenneuerer ethnischer Gruppen gegen »die da oben« verteidigten. Dazu zählen irische Parteibosse in Boston, dem »Dublin Amerikas«, italienische Politiker in Chicago, die Allianzen mit Griechen und Polen schmiedeten, und jüdische Gewerkschaftsführer in New York, die Mitglieder unter russischen und polnischen Juden rekrutierten.
    Die Integration der Iren, Italiener und anderer neuerer Zuwanderer kam mit dem Bürgerkrieg von 1861 einen gewaltigen Schritt voran. Die Armee der Nordstaaten, der Union, bestand zum Großteil aus Immigranten in deutschen, irischen, schottischen und italienischen Bataillonen, während sich die Südstaaten als die »richtigen« Amerikaner verstanden und sich über die Nordarmee aus »Söldnern und Farbigen« mokierten, so Painter. Aber der Norden gewann. »Die Union sah ihren Sieg auch als einen Multikultisieg über die Nativisten«, meint Painter. Und die Iren galten von da an als weiß.
    Viele Deutsche, die größte Einwanderergruppe überhaupt, ließen sich schon zuvor im German Triangle nieder, im ländlichen Mittleren Westen zwischen Cincinnati, St. Louis und Milwaukee, wo sie billig Farmland erwerben konnten. Etliche von ihnen stiegen sozial auf, wie Carl Schurz, der es zum Senator brachte, General Friedrich Wilhelm von Steuben, der Bierbrauer Adolphus Busch, der Ingenieur Johann August Roebling und Familien wie die Astors und die Rockefellers. Vereinzelte antideutsche Strömungen kamen nur kurz nach 1848 auf, als viele Deutsche nach der gescheiterten Märzrevolution nach Amerika flüchteten. Ihnen wurde unterstellt, sie seien Anarchisten.
    Als Theodore Roosevelt 1901   Präsident wurde, griff er den Gedanken Jeffersons wieder auf, dass Amerika nicht durch Klassen, sondern durch Rassen geprägt sei, so Painter. Für Roosevelt waren inzwischen nicht nur Engländer, sondern auch Deutsche, Schotten, Skandinavier und sogar Iren »richtige« weiße Amerikaner. Das neue Feindbild waren nun die Einwanderer, die am Ende des 19.   Jahrhunderts aus Süd- und Osteuropa gekommen waren, vornehmlich Polen, Sizilianer, Ungarn, Serben und vor allem russische Juden. Das Misstrauen wuchs, als 1905 sizilianischeund jüdische Immigranten die Gewerkschaft der Industrial Workers of the World gründeten, die »Wobblies«, die auch Arbeiter aufnahmen, die nicht Englisch sprachen und die italienische und jiddische Zeitungen herausgaben. Deren klassenkämpferischer Ton wirkte fremd und antiamerikanisch in einem Land, dessen politischer Diskurs sich vor allem darum drehte, die Interessen verschiedener ethnischer Gruppen auszugleichen. Dass die Wobblies, zunehmend erfolgreich, zu Streiks aufriefen, machte ihnen noch weniger Freunde. Es kam vor, dass Wobblies verprügelt und gelyncht wurden.
    Diese Konflikte verschärften sich mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg, als streikende Arbeiter als Verräter galten. Zeitungen forderten, Einwanderer müssten »hundertprozentige Amerikaner« sein, was hieß: weiß und Englisch sprechend. Es gab Hearings im Senat gegen anarchistische und bolschewistische Umtriebe, wo russischen Juden

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