Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Mehr noch: Tea Partier seien Fanatiker, die sich in das Privatleben anderer Leute einmischten, und fundamentalistische Christen sowieso – ja, eigentlich seien die nicht einmal richtige Christen, sondern Evangelikale.
Auch diese – heimlich mitgeschnittenen – Aufnahmen veröffentlichte O’Keefe bei seinen konservativen Freunden in den Medien. Nach dem neuerlichen Sturm der Entrüstung musste Schiller gehen, und sogar die Chefin des Senders verlor ihren Job. Republikaner im Repräsentantenhaus forderten, Bundeszuschüsse für NPR zu streichen. Und O’Keefe ist stolz darauf. »Der hat all diese linken Sprüche gebracht, etwa, dass die Juden die Medien kontrollieren.« Das allerdings ist unwahr: Auf dem Video, das im Internet zirkuliert, ist zu hören, dass O’Keefe diese Sprüche reißt, in der Hoffnung, dass Schiller ihm zustimmt. Aber dieser nimmt den Köder nicht an.
»Mich ärgert an den Linken hauptsächlich, dass sie ihre Ideale verraten haben«, meint O’Keefe. »In den sechziger Jahren ging es denen darum, den Herrschenden die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Aber nun beschützen sie die Herrschenden.« Das gelte für die ›NewYorkTimes‹, »die schützt das Establishment«, aber auch für NPR, Associated Press und die Columbia School of Journalism. »Dabei mache ich genauso investigativen Journalismus wie die«, sagt er. »Ich habe herausgefunden, dass in Hollywood junge Schauspielerinnen gezwungen werden, sich zu prostituieren, aber nichts ist passiert. Doch wenn NBC über so etwas berichtet, dann kriegen die Emmys und Peabodys und alles. Eigentlich müsste ich den Pulitzerpreis bekommen.«
Danach plaudert O’Keefe noch mit seinen republikanischen Bewunderern, doch seine Adresse, seine Telefonnummer oder auch nur seine E-Mail -Adresse verrät er nicht. »Ich lebe praktischim Untergrund«, sagt er. Denn das System, die Regierung, der Polizeiapparat seien hinter ihm her. Am meisten fürchte er, von Anwälten verklagt zu werden, bis er arm ist. »Umbringen werden sie mich nicht, das würde zu viele Schlagzeilen machen.« Aber auch er habe Anwälte. Wikipedia schreibt, dass er auf einem Hausboot in New Jersey wohnt. Das war wohl der Mitarbeiter von George Soros.
»Gottlos, dämonisch und dumm«: Medien und die Tea Party
O’Keefe, der Shootingstar der Tea Party, wäre nicht möglich ohne die Zeitungen, TV- und Radiosender und Websites, die mit den Republikanern sympathisieren oder gar versuchen, sie rechts zu überholen. Denn die Tea Party und die Republikaner eint ein gemeinsamer Feind: die liberalen Medien. Konservative klagen, dass die Journalisten bei den
mainstream media
den Demokraten allzu freundlich gesinnt seien. Damit meinen sie die ›New York Times‹, die ›Washington Post‹, die ›Los Angeles Times‹, den ›San Francisco Chronicle‹, ›Newsweek‹, ›Time Magazine‹ und andere große Blätter, aber auch Nachrichtenkanäle wie CNN und die Sendeanstalten NBC, ABC und CBS sowie, natürlich, NPR. Selbst Provinzblätter wie die ›Arizona Republic‹ gelten als »links unterwandert«, was auch heißt: zu immigrantenfreundlich.
Tatsächlich stehen Journalisten, insbesondere in Großstädten, eher den Demokraten nahe als den Republikanern – was übrigens generell für Großstädter zutrifft oder auch für Amerikaner, die auf dem College waren. Aber für deutsche Verhältnisse sind die meisten amerikanischen Zeitungen bestenfalls liberalbürgerlich. Die ›Washington Post‹ entspricht in ihrer politischen Linie der ›Welt‹, die ›NewYorkTimes‹ der ›FAZ‹, und so etwas wie die ›taz‹ gibt es in Amerika überhaupt nicht. Die Nachrichten der großen Sendeanstalten sind an Provinzialität nicht zu überbieten, sie befassen sich meistenteils mit entlaufenen Katzen, abgestürzten Kleinflugzeugen und herannahendenTornados. CNN, das durch seine Golfkriegsberichterstattung berühmt wurde, ist über weite Strecken zum
human interest network
mutiert, wo Abendtalker Piers Morgan die englische Kronprinzessin interviewt und Prozesse über mysteriöse Mordfälle den Platz davor und danach füllen. Selbst die Moderatoren des einzigen ansatzweise linken Kabelsenders MSNBC betonen stets, dass sie hinter den Truppen im Irak stehen.
Die Tea Partier fühlen sich von diesen Medien nicht repräsentiert. Tatsächlich sind die T V-Sender und die Presse, die im Kalten Krieg stramm auf der Seite der U S-Regierung standen, nun immerhin kritischer als in den fünfziger Jahren; vor
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