Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Teenager, unsicher, in der Schule gemobbt; einmal sogar kurz davor, in der Psychiatrie zu landen. Nach der Highschool jobbte er bei McDonald’s. Schon damals war sein Markenzeichen ein breitkrempiger Hut, womit er aussieht wie ein Journalist aus einem Schwarzweißfilm. Aber erst, als er nach Hollywood zog, fand er seine Bestimmung. Bei seinem Job in einem CB S-Andenkenladen schnappte er so viel Klatsch auf, dass er den ›Drudge Report‹ gründete. Im Internet.
Die Macht des Internets habe er begriffen, sagte er einmal, als er sah, wie die »Vince-Foster-Geschichte« im Netz zirkulierte. Foster war unter Clinton Rechtsberater im Weißen Haus und hat sich erschossen; rechte Verschwörungstheoretiker glauben, die Clintons hätten ihn umgebracht. Drudge traf sich mit Chris Ruddy, einem Journalisten, der für mehrere Provinzblätter des ultrarechten Verlegers Richard Mellon Scaife über Foster schrieb. Damals hatte Drudge bereits einen Verteiler von mehreren Hunderttausend Leuten, und damit machte er Ruddys Artikel landesweit bekannt. Seinen eigenen Durchbruch hatte Drudge 1998, als er als Erster den »Monica-Lewinsky-Skandal« ans Licht brachte; dies kostete Clinton fast die Präsidentschaft. Die Affäre der 2 2-jährigen Praktikantin mit dem Präsidenten kam heraus, weil sie einer Bekannten davon erzählt hatte, Linda Tripp. Die Pentagon-Angestellte, die zuvor für den Geheimdienstder Armee gearbeitet hatte, zeichnete Lewinskys Plaudereien heimlich auf. Die Geschichte zirkulierte als Gerücht in Washington, aber kein Blatt griff sie auf. Dann erfuhr Drudge, dass ›Newsweek‹ darüber hatte schreiben wollen, aber kalte Füße bekommen hatte, und preschte voran. Wie Drudge an diese Information gekommen war, weiß bis heute keiner. Allerdings ist Drudges damaliger Mitblogger Andrew Breitbart – der Mentor von O’Keefe – im selben Villenvorort von Los Angeles aufgewachsen wie Lewinsky.
Danach fingen Politiker an, Drudge ihre Infos zu stecken, wenn es darum ging, dem politischen Gegner zu schaden. Und das traf meistens Demokraten. Drudge stellte Al Gore als Buddhisten dar und John Kerry als Drückeberger in Vietnam, als er über John Edwards 400 Dollar teuren Haarschnitt schrieb, war das der Anfang vom Ende seiner Karriere. Auf seinem Höhepunkt erreichte er laut ›New York Times‹ drei Millionen Leser. NBC nannte ihn »Amerikas schwarzes Brett«, und der frühere Nixon-Redenschreiber Pat Buchanan hielt ihn für den »mächtigsten Journalisten der USA«. Zuletzt schaffte er es ins Fernsehen: Fox News bot ihm eine eigene Show an, aber er verließ den Sender wieder, sogar im Streit. Danach trat er noch ein paar Jahre als Gast von Rush Limbaugh im Radio auf, heute lebt er zurückgezogen in Florida. Gefürchtet wird er noch immer.
Der Tempel des Todes: Murdochs News Corporation
Fox News ist das Rückgrat der konservativen Medien, der Nachrichtensender, der rechten Kommentatoren, Kolumnisten und Politiker in ganz Amerika eine Plattform bietet. Fox News gehört der News Corporation, dem zweitgrößten Medienkonzern der Welt, der Zeitungen, Magazine und Fernsehsender in Australien, Asien, Südamerika, Russland, Großbritannien und natürlich Amerika unter seinem Dach hat – und der ohne politische Unterstützung nicht so groß hätte werden können. News Corp ist eine Aktiengesellschaft, an der die Murdoch-Familiezwölf Prozent und ein Drittel der stimmberechtigten Aktien hält, ihr Chef ist Rupert Murdoch, ein achtzigjähriger gebürtiger Australier, Sohn des Medienbarons Keith Murdoch und der »Antichrist«, wie der langjährige ›New York Times‹-Chefredakteur Bill Keller ihn einmal nannte.
Murdoch begann seinen weltweiten Aufstieg in England, wo er die Journalistengewerkschaften entmachtet hat. Seinen Siegeszug in Amerika trat er in den achtziger Jahren an, erst bescheiden mit den ›San Antonio Express News‹, es folgten die ›Village Voice‹, ›NewYork Magazine‹ und die damals noch liberale ›NewYork Post‹. Die erwarb er von Dorothy Schiff, Enkelin des aus Frankfurt stammenden Bankers Jacob Schiff. Später sollte er den Verlag HarperCollins kaufen, den christlichen Verlag Zondervan, der die Bibel verlegt, und das ›Wall Street Journal‹ mit den Ablegern ›Barron’s‹ und ›Marketwatch‹. Der erste große Coup aber gelang Murdoch in den achtziger Jahren mit dem Filmstudio 20th Century Fox und der Metromedia Group, einer Handvoll darbender T V-Stationen .
Die baute er zu einer
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