Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
vierten terrestrischen Sendeanstalt aus, neben NBC, CBS und ABC, die seinerzeit, vor dem Siegeszug des Kabels, den ganzen U S-Fernsehmarkt beherrschten. Da die USA den Besitz einer Rundfunkanstalt nur ihren eigenen Staatsbürgern gestatten, nahm er 1985 die U S-Staatsbürgerschaft an; das war in der Reagan-Ära. 1986 ging Fox TV auf Sendung, damals ein armer, aber experimentierfreudiger Sender. Zu den frühen Fox-Hits zählen ›Die Simpsons‹ – der perfide Milliardär Montgomery Burns soll nach Rupert Murdoch geformt sein – und die Verschwörerserie ›Akte X‹. Auch der 20th Century Fox ist keinerlei republikanische Agenda anzumerken. Das Studio produzierte ›Star Wars‹ und ›Avatar‹, wo blaue Indianer im Weltall den militärisch-industriellen Komplex bekämpfen.
Die ›New York Post‹ allerdings musste Murdoch erst einmal wieder verkaufen – U S-Mediengesetze gestatteten es Unternehmern damals nicht, Märkte mit Fernsehsendern und Zeitungen zu dominieren. Erst 1993 schaffte es Murdoch mit der Unterstützung von Mario Cuomo, dem demokratischen Gouverneurvon New York, die ›Post‹ zurückzukaufen. Aber trotz dieser Hilfe machte Murdoch aus der ›New York Post‹ ein rechtes Revolverblatt, wobei er nur sorgfältig darauf achtete, China nicht zu beleidigen. Einmal ordnete er an, einen Artikel über den chinesischen Botschafter aus dem Blatt zu kippen, der betrunken aufgetreten war. Als 1996, unter Clinton, der
Telecommunications Act
verabschiedet wurde, der es Medienunternehmen erlaubt, ihre Besitzungen monopolartig auszudehnen, konnte sich Murdoch in ganz Amerika ungebremst ausbreiten.
Das war die Geburtsstunde von Fox News, der rechten Konkurrenz zu CNN, die mit dem orwellesken Slogan »fair and balanced« wirbt. CNN war erst wenig begeistert; Time Warner Cable, die zum selben Konzern gehören, weigerten sich, Fox News zu verbreiten. Nun bekam Murdoch Schützenhilfe vom damaligen New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, der den New Yorker Monopolisten zwang, Fox News zu senden. Daraufhin verglich der erboste CN N-Gründer Ted Turner Murdoch mit Adolf Hitler, und Murdoch meinte, Turner sei geisteskrank.
Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute sitzt Fox News in einem Betonhochhaus gegenüber dem Rockefeller Center, dem »Tempel des Todes«, wie Late-Night-Comedian Jon Stewart spottet. Präsident ist Roger Ailes. »Chairman Ailes« werde er genannt, wie »Chairman Mao«, der »Große Vorsitzende«, schrieb das Magazin ›Rolling Stone‹. Rush Limbaugh hat Ailes als »Vorbild und Vaterfigur« bezeichnet. Der Rechtsaußen, der ständig eine Waffe trägt, weil er Angst hat, von Al Qaida ermordet zu werden, kommt aus der Politik: Er war Medienberater für prominente republikanische Amtsträger wie Richard Nixon, Ronald Reagan, George Bush sen. und Giuliani. Insbesondere Nixons Wahlsieg gilt als das Verdienst von Ailes. Ailes machte den wenig telegenen Politiker TV-tauglich. Zudem ließ er Nixon öffentlich nur mit Wählern debattieren, um Reporterfragen zu umgehen, eine Taktik, die heute viele Politiker nutzen. Reagan wurde von Ailes so präpariert, dass die Zuschauer dessen beginnende Alzheimer-Krankheit nicht bemerkten. Und für George Bush sen. ging er mit rassistischer T V-Werbung auf Stimmenfang.
Nach einem Bericht von CNN hatte Ailes bereits unter Nixon die Idee für einen Sender wie Fox News gehabt. CNN beruft sich auf ein Memo aus den siebziger Jahren aus der Nixon-Bücherei mit dem Titel ›A Plan for Putting the GOP on TV News‹. Darin wird beschrieben, wie ein prorepublikanischer Nachrichtendienst aufgebaut werden könnte. Das Memo stammte von Bob Haldeman, Nixons Stabschef, der letztlich wegen Watergate im Knast landete, auf dem Papier sind aber auch handschriftliche Notizen von »Roger«.
In den Clinton-Jahren verließ Ailes Washington. Murdoch stellte ihn im Oktober 1996 als Chef von Fox News ein, das war ein halbes Jahr nach der Gründung des Senders. Als Erstes feuerte Ailes alle Journalisten, die ihm zu liberal erschienen. Später lud er Matt Drudge ein, die neuesten Gerüchte über Monica Lewinsky zu verbreiten. Und 2000, als George W. Bush gegen Al Gore kandidierte, engagierte Ailes John Prescott Ellis als Verantwortlichen für die Berichterstattung in der Wahlnacht, den Cousin von Bush. Ellis erklärte auf Fox News, dass Bush Florida gewonnen habe, noch bevor die Stimmen ausgezählt waren. Damit, so meint der ›Rolling Stone‹, habe Fox das Momentum geschaffen, das
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